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Guten Morgen Herr Scaruffi,
der Rücktritt von FDP-Generalsekretär
Christian Lindner erschüttert die FDP - und die Koalition. Mit
diesen Liberalen ist derzeit kein Staat zu machen. Philipp Rösler ist
wahrlich kein unrechter Kerl, er ist sogar ein höchst liebenswerter Politiker,
aber mit dem Dreifachtitel Wirtschaftsminister, Vizekanzler und FDP-Chef
hat er sich verhoben. Gravitas lässt sich nicht lernen. "Rösler war eine
Fehlentscheidung", sagt auch der Wahlforscher Manfred Güllner im
Interview mit unserer Berliner Korrespondentin Heike Anger. Unter der
Überschrift "Die verwirrte Partei" habe ich einen Nachruf verfasst
- nicht auf den Liberalismus, wohl aber auf die Regierungspartei
FDP.
Während Konkurrent Thomas Cook ums Überleben kämpft,
verdient Tui-Chef Michael Frenzel auch in der Krise Geld. Den Gewinn
konnte er im Geschäftsjahr 2010/11 sogar steigern. Ihm kommt die neue
Gelassenheit im Lande sehr zu passé. Die Deutschen leben derzeit nach dem
sinnenfrohen Motto: Krise. Schulden. Urlaub.
Kanzlerin Angela
Merkel bezeichnete die Beschlüsse des EU-Gipfels zur Reform der
Euro-Zone gestern im Bundestag als "wichtige Weichenstellung". Die
Konstruktionsfehler der Währungsunion würden behoben. Doch die Märkte misstrauen
ihr. Der Euro fiel erstmals seit Januar unter die Marke von 1,30
Dollar. Nach den vielen Gipfeln und der Inflation der Versprechungen wollen
Fondsmanager, Bankchefs und Versicherungsbosse Taten sehen.
Unser
Kommentator Josef Joffe jedenfalls warnt vor dem Herdentrieb der
Finanzmarktprofis. Die Großmogule der Finanzindustrie sollten den Augenarzt
aufsuchen und endlich Länderbilanzen lesen lernen, schreibt er. Auch
ich misstraue der Schwarmintelligenz; und zwar seitdem ich weiß, dass die
Fischschwärme vor der ölverseuchten Küste des Golf von Mexiko schnurgerade in
den Ölteppich schwammen.
Unser Korrespondent im Silicon Valley, Axel
Postinett, hat für die heutige Ausgabe eine Wahnsinnsgeschichte
aufgeschrieben. Sie handelt von Microsoft-Mitgründer Paul Allen, der
einer der reichsten und einer der tollkühnsten Männer der Welt ist. Jetzt baut
er an einer fliegenden Raketenstartrampe. Das gute Stück soll eine
Flügelspannweite von 116 Metern und ein Gewicht von 544 Tonnen besitzen.
Dieses Projekt wird Paul Allen unsterblich oder lächerlich machen.
Bei Opel ist der Wurm drin - und das nicht erst seit gestern. Der
Autohersteller kann sein groß beworbenes Elektroauto Ampera vorerst wegen
Problemen mit der Batterie nicht ausliefern. Sie hatte bei dem Schwestermodell
Chevrolet Volt bei Crashtests in den USA Feuer gefangen. Fast wünscht man
der Firma die Zeit von Manta und Fuchsschwanz zurück. Die Autos der
damaligen Zeit waren zwar prollig, aber feuerfest.
Gestern Abend waren
über 300 Handelsblatt-Abonnenten zum Auftakt unserer diesjährigen
Korrespondententagung in Düsseldorf. Die Auslandskorrespondenten
aus Italien, Griechenland, Russland, Japan, China, Kanada, den USA und unser
Kriegs- und Krisenreporter Mathias Brüggmann berichteten live von ihren
Einsatzorten. Ich bedanke mich im Namen aller Kollegen bei unseren Gästen
für ihr Kommen, ihre Neugier und nicht zuletzt für das spürbare Wohlwollen
gegenüber unserer Zeitung. Das ist für unsere Arbeit im Jahr 2012 ein großer, ja
ein unschätzbarer Ansporn. Wer möchte, kann Bilder und Texte des Abends
im traditionsreichen Düsseldorfer Ständehaus ab heute Nachmittag auf unserer
Facebook-Seite besichtigen.
Ich wünsche Ihnen einen gelungenen Tagesbeginn. Es grüßt Sie auf das
Herzlichste Ihr
Gabor Steingart Chefredakteur
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