Roberto Abraham Scaruffi

Wednesday, 1 August 2012


Mittwoch, 01. August 2012
Guten Morgen,
der neue Co-Chef der Deutschen Bank, Anshu Jain, steht doppelt unter Druck: Die Investoren interessieren sich für seine Zukunftsvision, die Aufsichtsbehörden für seine Vergangenheit. Gestern versuchte die Bank, beide Gruppierungen glücklich zu machen. Den Investoren versprach man 1.900 Jobs abzubauen. Die durch illegale Zinsmanipulationen aufgeschreckten Aufsichtsbehörden beruhigte der Aufsichtsrat mit dem Hinweis, "nach aktuellem Stand der Untersuchungen" sei kein Mitglied des Vorstandes in illegale Machenschaften verwickelt. Unsere Titelgeschichte "Unter Beobachtung" analysiert Jains unkomfortable Sandwich-Position.

Heute Morgen haben zwei Dax-Konzerne ihre aktuellen Geschäftszahlen für das zweite Quartal vorgelegt: BMW und Henkel. Während Henkel-Chef Kasper Rorsted trotz der Euro-Krise das Ergebnis um fast neun Prozent steigern konnte, musste BMW-Chef Norbert Reithofer einen Gewinnrückgang gegenüber dem Vorjahresquartal um gut 28 Prozent vermelden. Dennoch erwarten unsere Experten, dass beide Konzerne für das Gesamtjahr Rekordergebnisse erzielen werden. Ein Grund: Beide werden derzeit außergewöhnlich gut gemanagt. Zu hoffen ist, dass die Euro-Krise nicht auf ein Finale zutreibt, bei dem alle Manager wie Statisten aussehen könnten.

In der Union wagt es keiner mehr, Angela Merkel zu widersprechen, heißt es immer. Irrtum! Da ist ja noch Josef Schlarmann, der Chef der CDU-Mittelstandsvereinigung. Er warf gestern seiner Partei - Stichworte: Euro-Rettung, Mindestlohn und Steuerpolitik - eine "fehlende bürgerliche Haltung" vor und bezichtigte sie, eine "Politik des Durchlavierens" zu betreiben. Gefragt, ob es sich bei seiner Wortmeldung um einen Weckruf handele, antworte er: "Mit einem Weckruf tritt man in einen Saal, in dem alle schlafen. Ich komme mir vor wie in einem Saal, in dem alle betäubt sind." Schlarmann ist in der Merkel-CDU der letzte frei laufende Mohikaner. Auf ihn wartet das Reservat für unangepasste Politiker. Einsam wird es dort für ihn nicht: Friedrich Merz, Peter Gauweiler und Roland Koch sind auch schon da.

Einige Krankenkassen-Funktionäre haben vorgeschlagen, einen Zertifikatehandel für Krankenhausoperationen zu starten. Damit ließen sich Engpässe in den Krankenhäusern überwinden und nicht ausgelastete Kapazitäten aufspüren, so das Argument der Kassen. Der Präsident der Bundesärztekammer, Frank-Ulrich Montgomery, nennt das eine "perverse Idee". Wahrscheinlich hat er Recht. Bei aller Liebe für das Wechselspiel von Angebot und Nachfrage: Kein Patient mit akuter Blinddarmreizung oder einem frischen Herzinfarkt sollte aus dem Notarztwagen heraus erst noch ein Zertifikat ersteigern müssen. Vielleicht können wir uns in Deutschland auf eine einfache Regel verständigen: Wenn das Herz rast, ruht die Marktwirtschaft.

Ich wünsche Ihnen einen heiteren Tagesbeginn. Herzlichst Ihr
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Gabor Steingart
Chefredakteur
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NEUE STUDIE
banking insight - Die große Hürde überwinden

Mit dem Stichwort "Basel III" ist eine Vielzahl bankaufsichtlicher Neuerungen verbunden, die aus negativen Erfahrungen in den Krisen der jüngeren Vergangenheit seit 2007 resultieren. Angesichts der umfassenden Neuerungen stellt sich die Frage, worin, neben der Umsetzung der jeweiligen Regelungen, die konkreten Konsequenzen für die Marktteilnehmer bestehen.

Die vorliegende Studie aus der Reihe "banking insight" umfasst eine Befragung mit Fach- und Führungskräften sowie Interviews mit Vertretern der deutschen Kreditwirtschaft, die nicht nur neue Erkenntnisse und Hinweise auf zukünftige Trends liefern, sondern auch konkrete Antworten auf wirtschaftlich relevanten Fragen. Ziel ist, die tiefgreifenden Ergänzungen und Verschärfungen im Finanzsektor sowie die Konsequenzen für alle Marktteilnehmer, die durch das Reformpaket Basel III resultieren, kritisch zu beleuchten und Trends zukünftiger Geschäftsmodelle und Finanzdienstleistungsangebote aufzuzeigen.

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WORTE DES TAGES

"Unter keinen Umständen darf mit der Axt des schnellen Wortes eingerissen werden, was über Jahrzehnte in Europa aufgebaut wurde."
Guido Westerwelle,
Bundesaußenminister

"Ich will kein Deutschland, vor dem man Angst hat, von dem man fürchtet, es könnte sich isolieren."
Jean Asselborn,
Luxemburgs Außenminister