Roberto Abraham Scaruffi

Wednesday, 29 August 2012

Mittwoch, 29. August 2012
Guten Morgen,
"If you have trouble, travel!", sagen die Amerikaner. Womöglich auch, um der Euro-Krise zu entschweben, heben nachher drei Regierungsflugzeuge in Richtung China ab. An Bord: Die Kanzlerin, sechs Minister und die Konzernchefs von Siemens, Volkswagen, Thyssen-Krupp, SAP, Deutsche Bahn, Trumpf und vielen anderen Firmen. Auch unser Auslandsressortleiter Mathias Brüggmann ist an Bord. Gemeinsam bereist man jene Nation, in der sich deutsche Direktinvestitionen wie von Zauberhand in Gewinne verwandeln. Wenn die Chinesen von Krise sprechen, meinen sie eine Wachstumsverlangsamung von zwölf auf acht Prozent. Auf Deutsch heißt diese Krise: Wirtschaftswunder.

Ein Autorenteam unter der Leitung unserer beiden China-Korrespondenten beschreibt heute auf sechs Sonderseiten den Stand der deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen. Analysiert werden die Branchen Maschinenbau, Automobil, Informationstechnologie, Handel, Flugzeugindustrie und Chemie. 6.000 deutsche Firmen investieren in China. Es geht um ihre Entwicklungspotenziale. Und immer geht es um die meistdiskutierte Frage dieser Ausflugsreise: Ist China noch Partner oder schon Rivale?

In Amerika ernannten die Republikaner heute Nacht den 65-jährigen Mitt Romney in Tampa im Bundesstaat Florida offiziell zu ihrem Präsidentschaftskandidaten. Seine Grundsatzrede vor den über 4.000 Delegierten des Parteitages wird er erst am Donnerstag halten. Am besten wäre es, der als Langweiler gescholtene Unternehmer und Ex-Gouverneur würde dann seine Ratgeber ignorieren. Die Zeiten sind aufregend, man kann auch sagen nervenzerfetzend, genug. Das ist die Stunde der Langweiler.

Die Fluggäste der Lufthansa müssen sich auf Streiks einstellen. Die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo hat ab sofort zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen. Die Streiks würden alle Standorte betreffen, örtlich und zeitlich begrenzt sein, aber sie würden nicht im Voraus angekündigt, sagte Ufo-Chef Nicoley Baublies gestern: "Der Arbeitgeber soll nicht wissen, wann und wo wir streiken." Dass man den Arbeitgeber im Unklaren lässt, leuchtet uns zwar ein. Doch schaden werden die Ufo-Aktivisten am Ende vor allem uns Kunden.

EZB-Chef Mario Draghi hat überraschend seine Reise zum wichtigsten Treffen der Notenbanker am Wochenende im amerikanischen Jackson Hole abgesagt. Ein Sprecher der EZB begründete dies mit der "heftigen Arbeitsbelastung, die für die nächsten Tage" anstehe. Das EZB-Direktorium wird am 6. September über die weiteren Schritte in der Geldpolitik beraten. Es wäre billiger für uns Deutsche, wenn Draghi in die USA fliegen würde.

Der Chef der Gothaer-Versicherung legt sich mit den Banken an. Werner Görg sagt im Interview: "Welchen volkswirtschaftlichen Nutzen das Investment-Banking in den letzten zehn Jahren gestiftet hat, vermag ich auch bei längerem Nachdenken nicht zu erkennen." Pflichtlektüre für alle Banker, die den Kontakt zur Wirklichkeit nicht verlieren wollen.

Gestern erreichten uns Meldungen, dass man die "Financial Times Deutschland" ausdünnen möchte. Die Zeitung soll unter der Woche nur noch 20 bis 24 Seiten umfassen. Inmitten einer Weltwirtschaft in Turbulenzen werden die Leserinnen und Leser damit auf Diät gesetzt. Ich will Sie nicht zum Wechsel ermuntern, auch um die prekäre Lage unseres Wettbewerbers nicht zu verschärfen. Aber ich möchte Ihnen anbieten, unsere (doppelt so starke) Zeitung zusätzlich zu nutzen. Eine Mail an steingart@handelsblatt.com genügt. Sie bekommen bei mir keinen Grill und keinen Tankgutschein, aber für die kommenden, die womöglich entscheidenden 100 Tage der Euro-Zone, liefere ich Ihnen unsere Zeitung frei Haus. In Zeiten wie diesen sollten wir alle sparen, das ist ja richtig. Aber doch nicht bei der Information und ihrer Einordnung.

Ich wünsche Ihnen einen fröhlichen Start in den neuen Sommertag. Es grüßt Sie herzlichst Ihr
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Gabor Steingart
Chefredakteur
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TERMINE DES TAGES
Gläubiger entscheiden über Schicksal von Q-Cells
Über das Schicksal der insolventen Solarfirma Q-Cells aus Bitterfeld-Wolfen wird auf einer Versammlung der Gläubiger in Dessau-Roßlau entschieden. Für den Erwerb des Unternehmens gibt es zwei Interessenten. Der südkoreanische Mischkonzern Hanwha will nach eigenen Angaben 250 Millionen Euro investieren. Das spanische Unternehmen Isofoton hat ebenfalls Interesse am einstigen Weltmarktführer für Solarzellen und will nach eigenen Angaben 300 Millionen Euro investieren.

Entscheidung der P+S-Werften über Insolvenzantrag erwartet
Nach dem Ringen um eine Zukunft für die von Insolvenz bedrohten P+S-Werften wird heute eine Entscheidung erwartet. Werftenmanager Rüdiger Fuchs wollte in der Nacht die seit einer Woche geführten Gespräche mit Kunden und Zulieferern der P+S-Werften bewerten. "Wir können eine Insolvenz nicht mehr ausschließen", sagte ein Werftensprecher am Dienstag.

Preise steigen um 1,8 Prozent
Das Statistische Bundesamt veröffentlicht vorläufige Daten zur Entwicklung der Verbraucherpreise im August. Analysten gehen davon aus, dass die Preise im Vergleich zum Vorjahr um 1,8 Prozent gestiegen sind. Im Vorquartal hatte die Preissteigerung 1,7 Prozent betragen. Gegenüber Juli dieses Jahres erwarten sie einen Preisanstieg von 0,1 Prozent.

Kabinett berät über Leistungsschutzrecht für Presseverlage
Das Urheberrecht im Internet ist heute Thema des Bundeskabinetts. Die schwarz-gelbe Regierung beschäftigt sich mit einem Gesetzentwurf, der das umstrittene Leistungsrecht für Presseverlage verankern soll. Presseverlage sollen "das ausschließliche Recht" haben, "Presseerzeugnisse zu gewerblichen Zwecken im Internet öffentlich zugänglich zu machen". Der Vorstoß richtet sich insbesondere gegen Suchmaschinen wie Google.

Bei der Lufthansa drohen erste Streiks
Auf die Passagiere der Lufthansa kommen unberechenbare Streiks des Kabinenpersonals zu. Bereits ab heute könnten einzelne Flüge oder Stationen im Inland bestreikt werden, drohte am Dienstag in Frankfurt die Gewerkschaft Ufo. Vorausgegangen war ein fünftägiger Verhandlungsmarathon, bei dem sich Unternehmen und Gewerkschaft nicht auf ein Lösungspaket verständigen konnten.

IFA startet mit Neuerungen
Die Elektronik-Branche versammelt sich wieder zu ihrer weltgrößten Messe IFA in Berlin. Unter dem Funkturm wird sich in den kommenden Tagen alles um große Fernseher, neue Audiotechnik sowie Smartphones und Tablet-Computer drehen. Für das Publikum hat die IFA vom 31. August bis zum 5. September geöffnet. Zu den Schwerpunkten in diesem Jahr zählen Fernseher mit Internet-Anschluss sowie erste große TV-Geräte mit der Bildschirmtechnik OLED, die bessere Bilder und dünnere Gehäuse verspricht.
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SCHULDENKRISE
Griechenlands Sparprogramm steht
Der Spardruck auf Griechenland wächst. Der neue Premierminister Antonis Samaras gibt dem Drängen nach und kürzt beim Militär. Auf dem diplomatischen Parkett überzeugt der Grieche. Mehr...
TERMINE DES TAGES
Geschäftsklima in Frankreich trübt sich ein
In Paris werden neue Daten zur Entwicklung des Geschäftsklimas veröffentlicht. Experten gehen davon aus, dass der Konjunkturindikator im August um einen Punkt auf 89 Zähler gesunken ist.

In Venedig starten die 69. Filmfestspiele
Mit dem Polit-Drama "The Reluctant Fundamentalist" werden am Abend die 69. Internationalen Filmfestspiele in Venedig eröffnet. In dem Film der Inderin Mira Nair spielen Kate Hudson und Kiefer Sutherland mit. Insgesamt konkurrieren im Wettbewerb des Festivals 18 Filme um den Hauptpreis, den Goldenen Löwen. Der wird am 8. September von einer internationalen Jury vergeben.
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NEUWAGEN
USA verdonnern Autobauer zum Spritsparen
US-Präsident Barack Obama hat seinen Plan, den Spritverbrauch von Autos bis zum Jahr 2025 zu halbieren, in ein verbindliches Regelwerk gegossen. Doch ausgerechnet für Spritschlucker gibt es Ausnahmen. Mehr...
TERMINE DES TAGES
US-Wirtschaft wächst kräftiger
In Washington veröffentlichen die US-Statistiker eine zweite Schätzung zum Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal. Analysten gehen davon aus, dass das US-Bruttoinlandsprodukt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,7 Prozent gewachsen ist. Im ersten Quartal hatte das Wachstum 1,5 Prozent betragen.

Fed veröffentlicht Konjunkturbericht "Beige Book"
Die US-Notenbank veröffentlicht das sogenannte "Beige Book". Darin berichtet die Fed über die jüngste Wirtschaftsentwicklung in den verschiedenen Regionen der USA. Das Beige Book gilt als eine wichtige Grundlage für geldpolitische Entscheidungen.
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WORTE DES TAGES

"Wir werden nun das Beste geben, um die Streik- auswirkungen in Grenzen zu halten."
Peter Gerber,
Personalvorstand Lufthansa

"Einige, die es für richtig halten, Druck pädagogischer Art auf Griechenland auszuüben, müssen wissen, dass sie mit diesen Kunststücken die Euro-Zone kastrieren."
Evangelos Venizelos,
Chef der griechischen Sozialisten