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Guten Morgen,
die gute Nachricht für heute Morgen lautet:
Der Fiskalpakt steht. In der Euro-Zone sollen Defizitsünder künftig
hart bestraft werden, heißt es darin. Die schlechte Nachricht: Das ist einer
jener politischen Erfolge, die das praktische Leben der Völker kaum verändern
dürften.
Auch der Maastricht-Vertrag und der Vertrag von
Lissabon enthielten Schuldenbremsen und Vertragsstrafen, die
immer rechtzeitig vor ihrem Wirksam-Werden suspendiert wurden. Im Falle
Griechenlands würde die Vertragsstrafe des neuen Fiskalpaktes - so er heute
schon gültig wäre - nur ein paar Millionen Euro betragen. Und: Wahrscheinlich
müsste auch diese Rechnung von den Gläubigern beglichen werden. Wir sollten den
Fiskalpakt dennoch begrüßen. Nur an seine Wunderwirkung glauben, das sollten
wir nicht.
Die Investoren an den Finanzmärkten zeigten
daraufhin auch gestern keinerlei Vorfreude. Der Euro fiel gegenüber dem Dollar;
die Rendite für zehnjährige portugiesische Anleihen stieg auf über 17
Prozent. Die unausgesprochene Botschaft lautet: Da wächst ein zweites
Griechenland heran.
Familiendrama bei Schlecker: Patriarch
Anton Schlecker, der auf das Konzept der Billigdrogerie setzte, ist vom
Insolvenzverwalter entmachtet worden. Tochter Meike wahrte gestern mühsam
die Fassung, als sie über die Finanzlage der Familie aufklärte: "Da ist
nichts mehr", sagte sie. Wir lernen: Die Steigerung von billig heißt
bankrott.
Gestern traf bei uns ein Gastbeitrag von Wladimir Putin
ein, den wir mit seinen Mitarbeitern vor Tagen verabredet hatten. Er liest
sich, als hätte ihm Ludwig Erhard die Hand geführt. Russland leide
an "systematischer Korruption", schreibt der Ministerpräsident des Landes. Ziel
der Wirtschaftspolitik müsse es sein, "den Staat zu transformieren". Putin
wörtlich: "Staatliche Regulierung muss reduziert und durch Marktmechanismen
ersetzt werden." Bravo Putin, möchte man ihm zurufen. Man fragt sich nur,
wie eigentlich jener Mann heißt, der das Land so lange schon regiert.
Bei der Telekom beginnen heute die Tarifverhandlungen für
die rund 85.000 Tarifbeschäftigten. Für die erste Gesprächsrunde haben die
Arbeitgeber und Gewerkschaften drei Tage angesetzt. Verdi fordert
Einkommensverbesserungen von 6,5 Prozent, das Management denkt insgeheim an
eine Nullrunde. Das ist der Stoff, aus dem Tarifkonflikte
sind.
Der Internethändler Amazon profitiert deutlich vom
boomenden Online-Geschäft. Experten gehen davon aus, dass Amazon im
starken Weihnachtsquartal seinen Umsatz im Vergleich zum
Vorjahreszeitraum um mehr als 40 Prozent gesteigert hat. Heute kommen die
präzisen Zahlen. Wir können die Abwanderung der Kundschaft vom
traditionellen Laden ins Internet beklagen - oder davon profitieren. Ersteres
ist modisch, zweites ist klüger. Auch das Handelsblatt können Sie übrigens
elektronisch bekommen. Ein Mausklick und Sie stehen bereits im
Kiosk. Für alle Abonnenten liegt dort ein kostenfreies druckfrisches
Exemplar schon bereit.
Ich wünsche Ihnen einen heiteren Tagesbeginn. Es
grüßt Sie herzlichst Ihr
Gabor Steingart Chefredakteur
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