Roberto Abraham Scaruffi

Wednesday, 2 November 2011


Mittwoch, 02. November 2011 vorherige Ausgabe » anmelden »
2_papandreou.jpg
Hellas zwischen Katharsis und Kernschmelze
Nach dem Euro-Gipfel schienen die sonst so skeptischen Investoren tatsächlich überzeugt worden zu sein. Doch die gute Laune ist dahin, nachdem der griechische Ministerpräsident Giorgos Papandreou (Foto) angekündigt hat, er wolle sein Volk über die Sparmaßnahmen abstimmen lassen » (HB) Der Dax schmierte ab » (HB » FTD). Und auch die US-Börsen taumeln » (HB). Die politischen Turbulenzen in Athen legten nun offen, wie fragil die Lage dort ohnehin gewesen sei, meint die » Börsen-Zeitung. Europa brauche einen Plan B, fordert die » Welt. Der Rest der Euro-Zone müsse am Tag der Abstimmung in der Lage sein, das Land vom Rest der Währungsunion zu isolieren. » FTD und » SZ vermuten, dass Papandreou per Votum versuchen wolle, den außenpolitischen Druck auf seine Partner in der Euro-Zone und schließlich die Banken zu verstärken, damit die Geldgeber Athen noch entgegenkommen. Der griechische Premier riskiere, den Dominoeffekt auszulösen, den die EU-Staats- und Regierungschefs mit ihren Krisenbeschlüssen der vergangenen Woche zu bannen hofften, warnt die » Zeit. Ein "Nein" könne die Regierung zu Fall bringen und die internationale Finanzierung für das Land abschnüren, sorgt sich das » Wall Street Journal. "Dadurch wäre das Land mit einer finanziellen Kernschmelze konfrontiert." Positiv gestimmt zeigt sich » n-tv.de. Papandreous Weg sei riskant, aber richtig. Die Abstimmung könne die entscheidende Befreiung sein. Uni sono applaudiert der » Spiegel : Der Premier benötige eine unmittelbare Legitimation für sein Handeln, außerdem würde die zerstörerische Opposition so möglicherweise zur Besinnung kommen. Der britische » Guardian vermutet, dass Papandreou seinen Plan gegenüber Sarkozy und Merkel nicht vorab erwähnt habe. Egal, meint » Cicero , dies sei nur noch eine Stilfrage. "Sollten die Griechen mehrheitlich mit 'nein' stimmen, sind die nächsten Bankenrettungs-Aktionen fällig - ganz gewiss in Athen, aber auch in Paris und anderswo."
Weitere Links: » Wall Street Journal » Financial Times
FK_111102_.jpg
NEWS
Düstere Wolken über dem globalen Bankensektor
Die Krisennachrichten aus dem Bankensektor reißen nicht ab. Nomura, Japans größtes Brokerhaus, meldet fürs abgelaufene Quartal hohe Verluste und will per Stellenabbau insgesamt 1,2 Milliarden US-Dollar einsparen » (HB » NYT). Ähnliches Bild in Dänemark, wo die durch Finanzkrise und hohes Irland-Engagement angeschlagene Danske Bank in den kommenden drei Jahren 2000 Stellen streichen will » (HB). In der Schweiz dehnt die Großbank Credit Suisse nach einem durchwachsenen Quartal beim Kostenabbau aufs Tempo: Statt 2000 sollen 3500 Stellen wegfallen » (HZ). Die strategischen Fragen der Schweizer Großbanken blieben unbeantwortet, ein forcierter Abbau der Bilanzrisiken sei nicht möglich, analysiert » Finanz und Wirtschaft. In Frankreich treiben die Geldinstitute den weltweiten Verkauf von Geschäftsbereichen voran und drosseln die Vergabe weniger lukrativer Darlehen » (HB). Auch Italiens Bankenverband warnt: Wegen der Kapitalvorgaben an die Geldhäuser drohe eine knappe Kreditvergabe » (HB). In Griechenland scheint die Not am größten zu sein: Der Schuldenschnitt stelle die Banken vor existenzielle Probleme, da die notwendigen Abschreibungen am Eigenkapital zehrten, analysiert das » Handelsblatt - im Extremfall drohe der gesamten Branche die Verstaatlichung.
Pleite der Brokerfirma schlägt hohe Wellen
Die Insolvenz der Brokerfirma MF Global (s. auch "Menschen und Meinungen") hat vor allem auf den Rohstoffmärkten für Verunsicherung gesorgt » (MM). Der insolvente Wertpapierhändler soll mit unlauteren Mitteln gearbeitet haben - annähernd 700 Millionen Dollar sollen auf den Kundenkonten fehlen, weshalb sich das FBI einschaltet, berichtet das » Wall Street Journal. MF Global habe die gleichen Fehler begangen, die bei anderen Instituten während der Finanzkrise 2008 bereits offenbart worden seien, kommentiert » The Globe and Mail aus Kanada: darunter ein exzessiver Hebel oder die hohe Konzentration europäischer Anleihen im Portfolio. Auch die Regulatoren trügen einen Teil der Schuld. Die Pleite des Brokers spüle Wasser auf den Mühlen derjenigen, die eine schärfere Regulierung der Derivatemärkte forderten, kommentiert die » FTD. Die Pleite sei ein Musterbeispiel für die Kampagne von Paul Volcker gegen den Eigenhandel an der Wall Street, meint die » Businessweek.
Weitere Links: » Economist » Fortune » Forbes » Reuters
Kampf in eigener Sache
Bei der Bankenregulierung ist Großbritannien vorne mit dabei. Die Finanztransaktionssteuer und eine Verschärfung der Finanzmarktregeln wollen die Briten allerdings unbedingt stoppen - man fürchtet, das Geschäft könnte an andere außereuropäische Finanzplätze abwandern.
» Wirtschaftswoche
Teures Fiasko
Die von Carsten Maschmeyer gegründete Swiss-Life-Tochter AWD kassiert in Osteuropa Verluste. Der Allfinanzvertrieb lebe von starken Führungspersönlichkeiten, mit denen sich die Verkaufsleute an der Front identifizieren könnten, sucht die » Handelszeitung nach Ursachen der Misere. Und zitiert einen Kenner der Finanzvertriebsszene: "Eine Person wie Maschmeyer begeistert zwar auf Deutsch, aber in einer Simultanübersetzung vor osteuropäischem Publikum springt der Funke nicht".
Großbank rudert zurück
Die Bank of America will für die weit verbreiteten Bezahlvorgänge per Debit-Karten doch keine Monatsgebühr von fünf Dollar erheben. Die Ankündigung im September hatte eine riesige Protestwelle ausgelöst, selbst US-Präsident Barack Obama schaltete sich ein. Auch Wells Fargo und JP Morgan Chase sind schon zurückgerudert.
» Forbes
Shortcuts aus der Finanzbranche
Die irische Staatsverschuldung fällt um 3,6 Milliarden Euro geringer aus als bisher angenommen, Schuld daran ist wie in Deutschland ein Rechenfehler. » HB Wenige Monate nach der Aufregung um das vermeintlich schlechte Abschneiden der Landesbank Hessen-Thüringen beim Bankenstresstest haben die Eigentümer die angekündigte Umwandlung der Stillen Einlagen in hartes Kernkapital unter Dach und Fach gebracht.» HB Die britische Großbank Barclays schafft trotz Schuldenkrise im dritten Quartal ein Gewinnplus, » HB
FB_FT.jpg
HB_Shop_Zukunftsstrategien_630x75px.gif
FEEDBACK - meistgeklickter Link der vorherigen Ausgabe
Der gefährlichste Banker der Welt
Brian Moynihan, Vorstandschef der Bank of America, gilt in der Branche als gefährlichster Banker der Welt. Der 52-Jährige leitet ein außerhalb der USA kaum bekanntes Institut, dessen Kollaps die aktuelle Krise in ein Desaster verwandeln könnte. William Black, früherer US-Regulierer und heutiger Forscher: "Ein Kollaps würde Lehman Brothers wie ein Schlagloch aussehen lassen. Wenn die BofA fällt, gehen wir alle über die Klippe."
» Handelsblatt

» Handelsblatt (kostenloses Probeabo)

 Facebook
HEUTE IM HANDELSBLATT
Titel: Sind die Griechen noch zu retten?
Politik: Technikdinosaurier Staat
Unternehmen: Ein Grieche greift nach Kaufhof
Finanzen: Schmerzhafte Einschnitte
» Handelsblatt vierwöchiges Miniabo » Hier können Sie die aktuelle Ausgabe für 1,59 € direkt downloaden
UMFRAGE DER WOCHE
Was halten Sie von der Volksabstimmung in Griechenland?
Griechenlands Ministerpräsident Papandreou will das griechische Volk über das Euro-Rettungspaket abstimmen lassen. Das Kabinett hat bereits zugestimmt. Was halten Sie von der Entscheidung des griechischen Ministerpräsidenten?
» Hier geht es zur Umfrage

MENSCHEN UND MEINUNGEN
Lloyds bald führungslos?
Antonio Horta-Osorio, erst seit Anfang des Jahres Chef der britischen Großbank Lloyds, will laut » Financial Times aus gesundheitlichen Gründen zurücktreten. Die Ärzte hätten dem früheren hochrangigen Santander-Manager dies nahegelegt, um dem Stress zu entgehen - um möglicherweise nach wenigen Monaten zurückzukehren? Das Chaos sei perfekt, da auch Finanzenchef Tim Tookey im Sommer seinen Hut genommen habe.
Wir wussten von nichts
Wolfgang Schäuble, Minister für Finanzen, hat die Meldung dementiert, sein Ministerium habe schon vor Wochen von dem 55,5 Milliarden schweren Bilanzpfusch rund um die Hypo Real Estate erfahren. Die endgültig von den Wirtschaftsprüfern korrigierten und bestätigten Zahlen seien dem Ministerium erst am 11. Oktober und am 13. Oktober mitgeteilt worden, berichtet der » Spiegel.
Weiterer Link: » Wall Street Journal
Ex-Zentralbanker hinter Gittern
Antonio Fazio, ehemaliger italienischer Notenbankchef, muss nach einem Richterspruch für dreieinhalb Jahre ins Gefängnis und eine Million Euro zahlen. Der Banker, der Ende 2005 im Zuge von Ermittlungen wegen Verdachts auf Insidergeschäfte und Amtsmissbrauch seinen Hut nehmen musste, ist laut Gericht schuldig, die Übernahme der römischen Banca Nazionale del Lavoro durch die spanische Banco di Bilbao verhindert und den Versicherer Unipol bei seinem Übernahmeversuch gegenüber der römischen Bank unterstützt zu haben.
» Börsen-Zeitung
Auf Araber abonniert
Anthony Zammar, bislang bei JP Morgan in Genf beschäftigt, soll sich künftig bei der UBS ebenfalls von Genf aus um reiche Araber kümmmern. Zammar berichtet an Ali Janoudi, Leiter des Wealth Management Saudi-Arabien, Naher Osten und Nordafrika.
» Finenews
Pleite-Makler landet sanft
Jon Corzine, CEO des großen US-Börsenmaklers MF Global, wird von der » Börsen-Zeitung als "Stehaufmännchen mit Liebe zum Risiko" charakterisiert. Trotz der Pleite der Firma müsse sich Corzine selbst keine Sorgen machen. Allein beim Börsengang von Goldman Sachs, den er als Co-CEO noch vorbereitet hatte, habe Corzine rund 400 Millionen Dollar eingestrichen.
Weiterer Link: » Business Insider
Vorentscheidung in Rennen um Sparkassen-Chefposten?
Georg Fahrenschon, scheidender bayerischer Finanzminister, kann bei seiner Kandidatur für das höchste Amt der deutschen Sparkassen auf 17 von 24 Stimmen zählen, berichtet das » Handelsblatt Dagegen berichtet die » FTD , das Rennen um den Präsidentschaftsposten sei noch nicht entschieden, weil sich die kommunale Seite noch nicht festgelegt habe.
ZUGABE - worüber die Finanzwelt schmunzelt
Bernsteinzimmer im Hypo-Keller
Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Das erlebt auch die Hypo Real Estate in diesen Tagen. Und je größer der Schaden, umso mehr Häme gibt es. So titelt das Magazin » Der Postillon : "Legendäres Bernsteinzimmer in Keller von Hypo Real Estate aufgetaucht". Das seit dem Zweiten Weltkrieg als verschollen geglaubte Bernsteinzimmer sei in der Bilanz zwar auf der Haben-Seite korrekt gebucht worden, fälschlicherweise jedoch auch auf der Soll-Seite. Auch » Titanic lässt sich die Steilvorlage nicht entgehen, und zwar mit Blick auf die Geburt des Menschen Nummer sieben Milliarden: "Bilanzfehler bei Weltbevölkerung: UNO entdeckt 55,5 Milliarden vergessene Menschen!" Das » Handelsblatt sammelt weitere Satire-Abwandlungen.