Roberto Abraham Scaruffi

Monday, 7 November 2011


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Die irren Tage von Athen
Die Euro-Schuldenkrise hält den Kontinent weiter in Atem: Während Frankreich ein neues Sparpaket vorbereitet, und sich im hochverschuldeten Italien der Protest gegen Silvio Berlusconi mehrt, gibt es in Griechenland mitten in der Schuldenkrise einen Regierungswechsel. Ministerpräsident Giorgos Papandreou (Foto) und Oppositionschef Antonis Samaras haben sich auf die Bildung einer Übergangsregierung geeinigt. Papandreou soll abtreten. Eine neue Regierung soll das Land vor der Staatspleite bewahren und nötige Reformen vorantreiben (» HB ). Mit der neuen Regierung müsse es Griechenland nun gelingen, einen vorzeitigen und ungeordneten Staatsbankrott und einen unkontrollierten Rausschmiss aus der Eurozone zu vermeiden, schreibt das » Wall Street Journal. Papandreou habe sich selbst aus dem Amt des Regierungschefs katapultiert, meint der » Standard. Griechenlands Politikern dämmere mittlerweile, wie lächerlich sie dastünden. Die » taz wettert gegen eine große Koalition in Griechenland. "Für wirklich neue Verhältnisse in Athen bedarf es neuer Parteien." Für den » Freitag sind die "irren Tage von Athen" ein Lehrstück für das, was passieren könne, "wenn ein Land finanziell am Abgrund steht und der Politik fast kein Spielraum für souveräne Entscheidungen übrig geblieben ist." Die » FTD bedauert das abgesagte Referendum in Griechenland. Dieses hätte den "großen Charme" gehabt, die Griechen auf einen Kurs der Haushaltsdisziplin und Steuerehrlichkeit verpflichten zu können. Die » New York Times zeigt, wie die Hellas-Risiken schon vor Jahren systematisch heruntergespielt wurden. Der nächste Akt im europäischen Schuldendrama werde bald kommen, blickt die » Börsen-Zeitung gen Italien, wo Kapitalmarktschulden von rund 1,6 Billion Euro angehäuft worden seien.
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NEWS
Zoff um Goldreserven
Die Euro-Finanzminister beraten an diesem Montag über Details zur Stärkung des Euro-Rettungsfonds EFSF. (» HB , s. auch "Menschen und Meinungen") Im Fokus dürfte dabei erneut der Vorschlag von US-Präsident Barack Obama, Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy und Großbritanniens Premier David Cameron stehen, den Rettungsschirm mit einem Teil der Gold- und Währungsreserven der Euro-Notenbanken aufzufüllen. Laut » Welt stemmt sich Bundesbank-Boss Jens Weidmann gegen die Pläne. Begründung: Da die Bank unabhängig sei, könne sie von der Politik zu einem solchen Schritt nicht gezwungen werden. Laut » Financial Times Deutschland stammt die Idee ursprünglich von der EZB. Der kanadische Finanzminister Jim Flaherty lehnt umfangreiche Hilfen des IWF zur Bewältigung der Eurokrise strikt ab. "Der IWF ist dazu da, finanzschwachen Staaten in Notlagen beizustehen. Die Euro-Staaten jedoch sind relativ reich", sagte er dem » Handelsblatt
Milliarden-Pfusch mit Nachspiel
Der Milliarden-Fehler bei der FMS Wertmanagement, der Bad Bank der Hypo Real Estate, hat ein Nachspiel. Laut » Spiegel leitet die Wirtschaftsprüferkammer ein berufsrechtliches Verfahren gegen die Abschlussprüfer von PricewaterhouseCoopers ein. "Die Geschehnisse in München sind ein Super-GAU für die Wirtschaftsprüfer", erklärt Michael Gschrei, der Präsident der Wirtschaftsprüferkammer, dem Blatt. Sollten HRE-Analysten mal die Außenpolitik des Iran und von Israel untersuchen, spottet der » Stern , wären Achmadinedschad und Lieberman sichere Kandidaten für den Friedensnobelpreis.
Peanut-Bank mit Systemrelevanz
Neuer Tiefschlag für die Commerzbank: Die Schuldenkrise bringt ihr einen empfindlichen Quartalsverlust, die Prognose fürs Gesamtjahr ist hinfällig. Als Reaktion will die Bank ihre Risiken eindämmen (» HB ). "Sind die Altlasten durch die Eurohypo endlich abgebaut, dann kommen auch wieder bessere Tage für Martin Blessing", kommentiert das » Handelsblatt Die Coba werde à la longue zur "drögen, aber verlässlichen Peanut-Bank", meint die » FTD Das Institut sei auf dem besten Weg zum "systemunrelevanten Commerzbänkchen", schreibt auch die » Börsen-Zeitung Doch dummerweise hätten die Regierungschefs der G 20 sie just am Freitag als global systemrelevantes "Sifi" ausgedeutet.
Investoren bitte bleiben
Die Welt diskutiert über mehr Regulierung für Schattenbanken und Hedge-Fonds. Doch die Branche hat ganz andere Sorgen, wie die schlechten Zahlen des Marktführers Man Group zeigen. Bis zum Ende des Jahres werde sich laut » Handelsblatt entscheiden, ob die Investoren in großem Stil Kapital abziehen, so wie nach der Pleite von Lehman Brothers, als das Misstrauen der Anleger zahlreiche der spekulativen Fonds zum Aufgeben zwang. Die » Financial Times zeigt, wie die Man Group China aufrollen will.
Shortcuts aus der Finanzbranche
Abschreibungen auf griechische Anleihen haben das Quartalsergebnis der Landesbank Berlin belastet » HB Die Royal Bank of Scotland verdient im dritten Quartal 1,3 Milliarden Pfund, doch da helfen Buchhaltungstricks » HB Die Zürcher Bank Julius Bär hat ihr Angebot für den Basler Rivalen Bank Sarasin erhöht » NZZ Die Privatbank Sal. Oppenheim erwartet 2011 die Rückkehr in die schwarzen Zahlen » HB Der gestrauchelte US-Versicherungsriese AIG fuhr im dritten Quartal einen Milliarden-Verlust ein » FTD
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FEEDBACK - meistgeklickter Link der vorherigen Ausgabe
Chronologie eines fatalen Buchungsfehlers
Der größte Buchungsfehler der Wirtschaftsgeschichte war schon länger bekannt, entfaltete aber erst spät seine Sprengkraft. Die » Zeit verfolgt, wie es zu der Buchungslücke von 55 Milliarden Euro bei der Bad Bank der HRE kam.

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Titel: Die Marktwirtschaft und ihre Feinde
Politik: Euro-Retter suchen nach Geld
Unternehmen: EnBW: Milliardenstreit mit Partner
Finanzen: "Wir haben eine Systemkrise"
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MENSCHEN UND MEINUNGEN
Headhunter ohne Mission
Sergio Ermotti, Interims-Chef bei der UBS, kann seinen Spitzenjob offenbar behalten. Der » Tages-Anzeiger berichtet, dass sich der UBS-Verwaltungsrat dafür entschieden hat, dass Ermotti definitiv Nachfolger von Oswald Grübel wird. Der Auftrag an den Headhunter, einen alternativen Nachfolger zu suchen, sei eine "Alibi-Übung". Laut » Sonntags-Zeitung wollte der UBS-Verwaltungsrat schon spätestens im August Grübel loswerden. Schon damals sei der Headhunter beauftragt worden, bevor Grübel schließlich im September Adieu sagte.
Börsen-Boss auf Konfrontationskurs
Duncan Niederauer, Chef der New York Stock Exchange, wettert unverhohlen gegen die von der EU geplante Finanztransaktionssteuer. Seine Drohung: "Kapital ist nicht patriotisch und die Märkte sind in der Tat global und können einfach über Grenzen fließen." Mit seiner Position legt sich Niederauer mit der deutschen Regierung an - im Hinblick auf die Fusion mit der Deutschen Börse ein Spiel mit dem Feuer (» HB ). Laut Euro am Sonntag könnte das Zusammengehen am Ende an zu strengen Auflagen von Seiten der EU-Wettbewerbshüter besonders im Derivatehandel scheitern (» HB ).
Griechen müssen bleiben
Josef Ackermann, Deutsche-Bank-Chef, warnt vor einem Ausstieg Griechenlands aus dem Euro. "Das ist eine Lösung, die man gar nicht andenken sollte. Das wäre ein ganz dramatisches Ergebnis", sagte Ackermann der ARD. Ackermann drängte auf eine rasche Aufstockung des Euro-Rettungsschirms, um die Staatsfinanzierung von Italien und Spanien in den nächsten drei Jahren sicherzustellen (» Wiwo ).
Schlimmer als bei Lehman
Gabriel Bernardino, Chef der europäischen Versicherungsaufsicht Eiopa, sieht die Versicherer unter größerem Druck als vor drei Jahren. "Heute haben wir eine Systemkrise, das weiß jeder." Das liege an den engen Verbindungen zwischen den Staaten und den Banken (» HB ).
Abschied ohne goldenen Handschlag
Jon Corzine, CEO des gekenterten US-Börsenmaklers MF Global , tritt von seinem Posten zurück und verzichtet auf eine Abfindung. Ihm hätten laut einer Mitteilung an die Börsenaufsicht von Anfang Juli einschließlich Sonderzuwendungen 12,1 Millionen Dollar zugestanden.
» Spiegel » FTD » Financial Times » Forbes » Bloomberg
Trotz Milliarden-Verluste obenauf
Warren Buffett, legendärer US-Investor, hat in der Krise zwei Milliarden Dollar mit Derivaten verloren. Trotzdem macht seine Investmentfirma satte Gewinne. Denn der US-Börsenguru habe ein Gespür für Goldgruben, meint das » Handelsblatt Bei Buffett seien "finanziellen Massenvernichtungswaffen" detoniert, vor denen der Investor selbst gewarnt habe, analysiert die » Financial Times Deutschland
Schweizer soll Reformen beschleunigen
Philipp Hildebrand, Präsident der Schweizerischen Nationalbank, ist von den Staats- und Regierungschefs der G-20-Länder zum Vize-Vorsitzenden des Financial Stability Board ernannt worden. An der Spitze der internationalen Organisation, die für ein widerstandsfähigeres und effizienteres globales Finanzsystem sorgen soll, steht Mark Carney, Gouverneur der Bank of Canada (» Hz ). Mit Blick auf die Schweiz sieht der SNB-Präsident im Interview mit der » Neuen Zürcher Zeitung die Notwendigkeit für erneute Eingriffe am Devisenmarkt.
ZUGABE - worüber die Finanzwelt schmunzelt
Teures Papier von Pleite-Bank
Nicht nur nach dem Niedergang von Bernard Madoff sind die Devotionalienhändler aktiv geworden. Die » Süddeutsche Zeitung berichtet von der Versteigerung der ersten Aktie der (inzwischen pleite gegangenen) US-Bank Lehman Brothers. Für 24.000 Euro habe sich ein Anonymus das Papier gesichert. Auktionator Matthias Schmitt beschreibt die ungewöhnliche Sammelleidenschaft von Kunden, die meist aus dem Finanzbereich kommen. Fast alle seien männlich. "Woran das liegt, kann ich Ihnen auch nicht sagen. Männer finden es vielleicht besonders spannend, ein Stück Papier von historischer Bedeutung zu besitzen."