Roberto Abraham Scaruffi

Friday, 23 December 2011


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Eines ist gewiss: Die Krise bleibt
Kurz vor dem Jahreswechsel blicken die Medien weltweit zurück auf ein turbulentes Jahr und wagen Prognosen für 2012. Die » Financial News zeigt anhand der Verwendung der Wörter "Kreditklemme", "Eurozone" und "Schuldenkrise" in den Medien, wie sich die Krisenherde 2011 verschoben haben. » CNN Money rekapituliert, dass es seit 1957 nur elf Tage gegeben habe, an denen mehr als 490 Aktien aus dem S&P 500 an einem Tag kollektiv gefallen oder gestiegen seien - allerdings alleine sechs Tage seit Juli 2011. Die » Zeit blickt selbstkritisch auf den größten Patzer im "Herdentrieb"-Blog: die Einschätzung, Griechenland habe nur ein Liquiditäts-, aber kein Solvenzproblem. Der IWF-Chefökonom Olivier Blanchard hebt in seinem Jahresrückblick im hauseigenen » IWF-Blog hervor, dass 2011 deutlicher geworden sei, inwiefern Liquiditätsprobleme nicht nur Banken, sondern ganze Regierungen treffen können. » Bloomberg listet die Prognosen für 2011 auf, die nicht eingetreten seien, darunter die These der Analystin Meredith Whitney, dass es zu einem Kollaps auf dem Markt der Kommunalanleihen kommen werde, sowie die Warnung vor einer Rezession in den USA. Optimistisch blickt die » Financial Times aus London in die Zukunft Europas. "Der europäische Motor brummt", ist die Zeitung überzeugt, und das nicht, wie von vielen beklagt, nach deutschem Takt. Nach Einschätzung des » Wirtschaftsblatts wird 2012 - trotz des Kalenders der Maya-Indianer (Foto) - das Jahr der "Beharrlichkeit und Beständigkeit". Denn die Schulden-, Rating- und Europakrise würden uns, mitsamt "Expertengeschwafel und Jammerei", auch 2012 verfolgen. In Europa stehe eine Rezession an, allerdings keine große Depression. Die » Businessweek erwartet, dass die Bürger in Europa, unabhängig von der Frage, ob der Euro überlebe, bald ihre Geduld mit den Staatsführern verlieren, da diese mehr Schmerzen als Hoffnung lieferten. Das » Dealbook-Blog der New York Times blickt mit einem Wall-Street-Gedicht zurück. Darin verweigert der Chef eines jungen Banker-Analysten diesem einen Bonus für 2011 mit den Worten: "Frohe Weihnachten! Du hast immerhin noch einen Job!".
» Hier der Jahresrückblick des Handelsblatts
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NEWS
Kniefall im Steuerstreit
Deutsche Banken fordern Kunden aus den USA auf, die Geschäftsbeziehungen mit ihnen zu beenden. Hintergrund sei eine verschärfte Steuergesetzgebung in den USA. Demnach müssen deutsche Fondsgesellschaften der amerikanischen Steuerbehörde Kunden melden, die in Deutschland amerikanisches Geld angelegt haben (» HB ). Die » Handelszeitung beschreibt detailliert den Kniefall von elf Schweizer Banken im Steuerstreit mit den USA. Bis Silvester müssten die Institute ihr gesamtes Geschäft mit vermögenden US-Kunden offenlegen, um noch einen Deal mit den USA erzielen zu können: Kundennamen, interne und externe Korrespondenz rund ums US-Offshore-Geschäft, sogar die Namen aller involvierten Banker auf allen Hierarchiestufen.
Neuer Plan aus dem Kanzleramt
Angela Merkel setzt sich dafür ein, die vorhandenen EU-Fördermittel den sogenannten Struktur- und Kohäsionsfonds effizienter einsetzen. Ziel: das Wachstum in Europa zu steigern und so die Konjunktur in der Euro-Krise zu stützen, berichtet der » Spiegel Weitere Signale aus der EU: In Italien haben jetzt beide Kammern des Parlaments dem 30 Milliarden Euro schweren Sparpaket des italienischen Ministerpräsidenten Mario Monti zugestimmt (» HB ). Beunruhigende Nachrichten kommen aus Ungarn, wo das von den Ratingagenturen abgestrafte Land nun doch nach der internationalen Hilfe von IWF und Europäischer Union greift (» Hz ). Die Regierung liegt mit ihrem Plan, die Ungarische Nationalbank mit der staatlichen Finanzaufsicht zusammenzulegen, im Clinch mit der EZB (» Sp ). Dass die EZB zur Wächterin der europäischen Verträge werde, findet den Applaus der » Börsen-Zeitung Ungarn mache falsch, was man nur falsch machen könne, kommentiert das » Wirtschaftsblatt Nach Einschätzung von » Cicero ist Ungarn auf dem besten Weg in eine Autokratie - die EU schaue gleichgültig zu und mache sich so schuldig.
Zinsen werden gekappt
Die zehn größten deutschen Lebensversicherer bedienen klassische Verträge im Schnitt nur noch mit 3,8 Prozent. Damit fällt die viel beachtete Überschussbeteiligung der Top-Unternehmen nach Berechnungen des » Handelsblatts 2012 deutlich unter die Marke von vier Prozent. In diesem Jahr hatte diese Gruppe noch knapp vier Prozent erreicht.
Haircut größer als erwartet
Die Belastungen der deutschen Banken durch die Krise in Griechenland könnten höher ausfallen als bisher gedacht. Laut » Börsen-Zeitung laufen die Verhandlungen über eine private Gläubigerbeteiligung an der Umschuldung des Landes auf einen Forderungsabschlag hinaus, der letztlich mit rund 65 Prozent deutlich über dem auf dem EU-Gipfel Ende Oktober vereinbarten Haircut von 50 Prozent liege.
Grünes Licht aus Washington
In Hessen und bei der EU-Kommission sorgt die geplante Allianz von Deutscher Börse und New Yorker NYSE Euronext noch für Zweifel (FinanceToday berichtete gestern), anders als in der USA: Dort teilte das amerikanische Justizministerium mit, dass der Schulterschluss der Börsenbetreiber unter der Voraussetzung genehmigt worden sei, dass sich eine Tochter der Deutschen Börse von ihrer Beteiligung an Direct Edge (viertgrößte Börse in den USA) trennt.
» Handelsblatt » New York Times
Shortcuts aus der Finanzbranche
Bevor die älteste Schweizer Bank 2012 unter dem Dach des Mutterkonzerns Credit Suisse verschwindet, droht der Privatbank Clariden Leu ein weiterer Aderlass » Cash Die österreichische Regierung will die Krisenaufarbeitung der Hypo Kärnten mit einem "Beauftragen" beschleunigen » Sta Die Schweiz hat ihre Sanktionen gegen die Zentralbank und die Auslandsbank Libyens aufgehoben » Hz Der Aktienkurs der Swiss Life ist auf den tiefsten Stand seit zweieinhalb Jahren gefallen » Cash Nach italienischen Medienberichten will die Unicredit die Marken Bank Austria, HypovereinsBank, Banco di Roma und Banco di Sicilia abschaffen und durch die einheitlichen Marke Unicredit ersetzen » Wibla
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FEEDBACK - meistgeklickter Link der vorherigen Ausgabe
Fest fällt aus
Rund 2500 Mitarbeiter der WestLB müssen sich wegen der Zerschlagung der Landesbank in den nächsten Jahren einen neuen Job suchen. "Sie können sich vorstellen, dass die vorweihnachtliche Stimmung auf dem absoluten Null-Punkt ist", so WestLB-Chef Dietrich Voigtländer.
» Handelsblatt
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HEUTE IM HANDELSBLATT
Titel: Willkommen in Deutschland!
Politik: Angela Merkel - Persönlichkeit des Jahres 2011
Unternehmen: Die Wahrheits- Sprecherin
Finanzen: Weihnachtsgeschenke am Aktienmarkt
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MENSCHEN UND MEINUNGEN
Schleusen bitte öffnen
Lorenzo Bini Smaghi, scheidendes Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank, hat sich in der » Financial Times deutlich für eine lockere Geldpolitik der Zentralbank ausgesprochen. "Quantitative easing" sei bereits in den USA und Großbritannien vorgenommen worden, und er sehe keinen Grund, warum dieses Instrument bei einer Eintrübung der Lage in Europa nicht auch verwendet werden sollte. Die EZB habe eine "Pflicht zu handeln".
Der Manager der Schuldenkrise
Thomas Wieser, Sektionschef im österreichischen Finanzministerium, steigt zum (so Medienberichte) "Mr. Super-Euro" auf und arbeitet in Brüssel federführend die Vertragsänderungen zur EU-Schuldenbremse aus, an der Seite von EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy. Wieser hat einen guten Ruf bei der deutschen Kanzlerin Angela Merkel und Luxemburgs Premier Jean-Claude Juncker.
» Börsen-Zeitung » Wiener Zeitung
Prüfer setzen auf Steuerberatung
Klaus Becker, neuer KPMG-Vorstandssprecher, blickt laut » Börsen-Zeitung verhalten optimistisch ins neue Jahr. Der hohe Preis- und Wettbewerbsdruck in der Abschlussprüfung und das vergleichsweise schwierige Beratungssegment dämpfen die Prognosen. Die KPMG-Prüfer schauen aktuell in die Bücher von 17 der Dax-30-Unternehmen. Großen Schwung erwartet Becker bei der Steuerberatung.
Hedge-Fonds an die Leine
Hilmar Kopper, Ex-Vorstandssprecher der Deutschen Bank, plädiert für schärfere Regulierungsmaßnahmen für die Finanzmärkte. Die Hoffnung auf Anstand reiche nicht immer, erklärt Kopper dem » Spiegel Allerdings müssten gesetzgeberische Maßnahmen weltumspannend beschlossen werden, und zwar besonders für den Bereich der bislang überhaupt nicht kontrollierten Hedge-Fonds.
Kranker fühlt sich fit
Robert Benmosche, seit 2009 CEO beim US-Versicherungsgiganten AIG, will auch nach 2012 noch an der Spitze des Unternehmens stehen. Der 67-Jährige ist an Krebs erkrankt und wollte ursprünglich am Ende des kommenden Jahres abtreten.
» Businessweek » Wall Street Journal
WIRTSCHAFTSBÜCHER des JAHRES 2011
Lesenswerte Empfehlungen
Jahre der Finanz- und Euro-Krise haben einen nicht unerheblichen Markt für Wirtschaftsbücher geschaffen. Handelsblatt Online hat die Empfehlungen der wichtigsten Neuerscheinungen des Jahres zusammengestellt.
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ZUGABE - worüber die Finanzwelt schmunzelt
Apokalypse als Attraktion
Die Finanz-Welt wird 2012 wohl nicht untergehen (s. Aufmacher-Artikel). Trotzdem hofft das Land Mexiko mit dem Hype um die vom Maya-Kalender abgeleitete Untergangstheorie Geld machen zu können. Laut offizieller Einschätzung sollen bis zum 21. Dezember 2012, dem vermeintlichen Untergangstermin, 52 Millionen Touristen in die ehemaligen Maya-Gebiete reisen - mehr als doppelt so viele wie in einem regulären Jahr. Doch neben dem Hype glauben immer mehr Wissenschaftler, dass der Maya-Kalender falsch ausgelegt wird.
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