Roberto Abraham Scaruffi

Thursday 22 December 2011


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Banken baden in halber Billion
Fast 500 Milliarden Euro leihen sich Banken für drei Jahre bei der Europäischen Zentralbank (EZB) - hier auf dem Foto mit Chef Mario Draghi. Die beispiellose geldpolitische Aktion ist nach Einschätzung des » Handelsblatts weniger eine Rettungs-Aktion für den Bankensektor, als eine Stütze für die Schuldenstaaten: Die EZB werfe die Notenpresse an, um indirekt Schulden der wackelnden Euro-Staaten zu finanzieren » (MM » Hz). Der » Handelsblatt-Kommentator spendet Applaus: Für die EZB sei das "ein deutlich eleganterer Weg, als mit eigenen Käufen von Staatsanleihen deren Renditen zu drücken und damit die Zinslast für Länder wie Italien und Spanien zu reduzieren." Auch die » Süddeutsche Zeitung lobt die "überlebensnotwendige Treibstoffzufuhr" für die Banken, da die Gefahr eines "Banken-Ruins" heute sogar größer sei als 2008. Die » FTD zeigt sich optimistisch, dass die EZB das "gegenseitige Aufschaukeln von Banken-, Konjunktur- und Staatsfinanzkrise" durchbreche. » Zeit und » Börsen-Zeitung melden Zweifel an, dass die Geldinstitute mit dem EZB-Geld tatsächlich Staatsfinanzierung betreiben - aktuell sei ein großes Anleiheportfolio für jede Bank "ein Reputationsrisiko erster Klasse", so die Zeit. Die » Financial Times glaubt nicht, dass die Milliarden in die Realwirtschaft fließen. Aus Sicht der » Welt hat die EZB den Politikern nur Zeit erkauft, um endlich die entscheidende Frage zu beantworten: Wie kann das Gefälle in Europa beseitigt werden? Im » Spiegel attackiert Wolfgang Münchau die "heuchlerischen" deutschen Monetaristen, die sich gegen Zinssenkungen und Ankäufe von Staatsanleihen wehrten. Der » Economist glaubt, dass die EZB bald ihre Grenzen erkennen werde - dann sei der Euro nicht mehr haltbar.
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NEWS
Teurer Rassismus
Die Bank of America hat mit dem US-Justizministeriums einen Vergleich wegen Benachteiligung von Kundengruppen mit bestimmter Herkunft und Hautfarbe bei der Tochter Countrywide geschlossen. Demnach zahlt die BofA 335 Millionen Dollar. Countrywide soll zwischen 2004 und 2008 bei 200.000 Kreditnehmern mit Minoritäten-Hintergrund (z.B. Hispanics) höhere Gebühren und Zinsen verlangt haben.
» Bloomberg » New York Times » Wall Street Journal
Fest fällt aus
Rund 2500 Mitarbeiter der WestLB müssen sich wegen der Zerschlagung der Landesbank in den nächsten Jahren einen neuen Job suchen. "Sie können sich vorstellen, dass die vorweihnachtliche Stimmung auf dem absoluten Null-Punkt ist", so WestLB-Chef Dietrich Voigtländer.
» Handelsblatt » Wirtschaftsblatt
Frohe Botschaft mit Misstönen
Die EU-Kommission hat Milliardengarantien für Dexia gebilligt » (HB » WSJ). Eine gute Nachricht für die schwer angeschlagene belgisch-französische Bank, wäre da nicht die Klageschrift, die ein Investor auf den Weg gebracht hat. Er wirft der Großbank vor, Anleger getäuscht zu haben. Dexia-Chef Pierre Mariani habe die prekäre Lage schon 2008 erkannt - die Aktionäre darüber aber nicht informiert. » (HB)
Aufseher wollen abschirmen
Die deutsche Finanzaufsicht will die Hypo-Vereinsbank laut » Manager Magazin vor Begehrlichkeiten der italienischen Mutter Unicredit schützen. Angesichts des milliardenschweren Kapitalbedarfs der Unicredit habe sich der Vorstand der HVB verpflichten müssen, das Eigenkapital der Bank oder auch nur Teile davon auf keinen Fall in die Mailänder Konzernzentrale zu transferieren.
Trauzeugen zweifeln am Brautpaar
Der Zusammenschluss der Deutschen Börse mit der NYSE steht in den Sternen. Reto Francioni, Chef des Frankfurter Marktplatzes, müsse nachverhandeln, berichtet das » Manager Magazin. Der für die Börsenaufsicht zuständige hessische Wirtschaftsminister Dieter Posch erklärte dem Vorstand, er könne der Allianz in der gegenwärtigen Konstruktion nicht genehmigen. Größter Stein des Anstoßes: der Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag. Laut » Bloomberg will auch die EU-Kommission trotz des jüngsten Entgegenkommens des Börsen-Duos die Allianz nicht abnicken.
Shortcuts aus der Finanzbranche
Zwei Hedge-Fonds haben in den USA eine Tochter der Deutschen Bank verklagt, die sich sträube, Forderungen gegen Milliarden-Betrüger Bernard Madoff wie vereinbart abzukaufen. » WSJ Die Schweizer Banken haben sich auf einen Verteilschlüssel für die Vorauszahlung im Rahmen des Schwarzgeld-Abkommens mit Deutschland geeinigt. » NZZ Eine externe Revisionsgesellschaft hat die unter dem Verdacht der Geldwäscherei stehende Privatbank Hyposwiss entlastet. » Hz Die Schweizer Großbank Credit Suisse übernimmt das Vermögensverwaltungsgeschäft der britischen Großbank HSBC in Japan. » NZZ Norwegen verdoppelt seine Kreditzusagen an den Internationalen Währungsfonds auf bis zu 7,1 Milliarden Euro. » Sp Die EU-Versicherungsaufsicht EIOPA warnt vor den Gefahren für die europäische Versicherungswirtschaft durch die Finanzkrise. » FTD Nachdem bereits Standard and Poor's den USA im Sommer das Top-Ranking entzogen hat, fordert nun die Ratingagentur Fitch, dass die USA ihren Schuldenberg möglichst schnell verringern sollten. » HB

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FEEDBACK - meistgeklickter Link der vorherigen Ausgabe
Glaskugel für 2012
Steen Jakobsen, Chefvolkswirt der dänischen Saxo Bank, stellt seit Jahren provokante Thesen für Märkte und Weltwirtschaft auf. Im vergangenen Jahr lag er zum Teil sogar richtig: Mit seiner Erwartung, der Goldpreis werde auf 1.800 Dollar steigen, war Jakobsen sogar noch zu zurückhaltend. Auch die Vorhersage, dass die Rendite 30-jähriger US-Staatsanleihen unter drei Prozent fallen werde, erwies sich als Treffer. Das » Handelsblatt listet auf, was Jakobson für 2012 vorhersagt.
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HEUTE IM HANDELSBLATT
Titel: Die neuen Staatsmänner
Politik: Handelskrieg um den Klimaschutz
Unternehmen: Die neue Angst der IT-Riesen
Finanzen: 500 Milliarden Euro für die Banken
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MENSCHEN UND MEINUNGEN
Präsidiale Salamitaktik und Sahnehäubchen
Christian Wulff, Bundespräsident, steht immer noch weitestgehend regungslos im frostigen Wind der Buchsponsor- bzw. Kredit- bzw. Ferienwohnungs- bzw. möglicherweise Bestechungsaffäre. Aktuell im Fokus der Medien: Waren die Bedingungen, die die BW-Bank dem damaligen Ministerpräsidenten zugestand, nicht auffällig komfortabel? Bei Wulff habe die Kreditsumme bei mehr als 120 Prozent des Hauspreises gelegen, wundert sich die » Süddeutsche Zeitung. Botschaft der » FTD an Wulf: "Schluss mit der Salamitaktik!" Der » Spiegel geht davon aus, dass die Debatte Wulff auch im neuen Jahr verfolgen werde. » n-tv.de meint, ein Rücktritt brächte nur "den trügerischen Anschein einer Katharsis, einer Reinigung der politischen Kultur". Der » Standard kritisiert, dass sich im Internet eine "Verstärker-Öffentlichkeit", statt Gegenöffentlichkeit gebildet habe, die die Empörungskultur der Leitmedien bediene.
Auf dem Weg zum Weltsparkassenchef?
Heinrich Haasis, scheidender Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, spielt einem Bericht der » Welt zufolge mit dem Gedanken, sich für den Chefposten des weltweiten Sparkassenverbandes zu bewerben. Um sich beim Weltkongress des World Savings Banks Institute im Mai 2012 in Marrakesch als Kandidat aufstellen lassen zu können, habe der Verband die Amtsperiode von Haasis um einige Wochen verlängert.
Betrüger selbstmordgefährdet und amnesisch
Robert Allen Stanford, mutmaßlich zweitgrößter Finanzbetrüger nach Bernard Madoff, leidet nach eigenen Angaben nicht nur unter Amnesie, sondern auch der Krankheit zum Tode. Ein Arzt bestätigte, dass Stanford seit einer Schlägerei im Gefängnis suizidale Tendenzen habe und ergo nicht fit für einen Prozess sei. Stanford glaube, dass die US-Regierung ihn zerstören wolle.
» Businessweek
Stühlerücken in der Not
Didier Valet, bisheriger Finanzchef bei Frankreichs zweitgrößter Bank Société Générale, leitet künftig das Investmentbanking. Valet folgt Michel Peretie, der die Bank verlässt. Neuer Finanzchef soll Bertrand Badre werden, der vom Rivalen Credit Agricole kommt. Das Geldhaus will mit dem Schritt das Vertrauen der Investoren nach einem enttäuschenden Geschäftsjahr zurückgewinnen.
» Handelsblatt
Kritik am Merkozy-Durchregieren
Martin Schulz, künftiger Präsident des EU-Parlaments, kritisiert im » Standard die Per-Order-de-Mufti-Politik von Angela Merkel und Nicolas Sarkozy. Dass dieses "deutsch-französische Direktorium" seine Entscheidungen bei Strandspaziergängen, statt im Dialog mit anderen Staaten und EU-Institutionen treffe, sei schädlich - eine Art Wiener Kongress im Format des 21. Jahrhunderts.
Von Fanny-Vergangenheit eingeholt
Daniel H. Mudd, ehemaliger Chef des vom Staat übernommenen Immobilienfinanziers Fanny Mae und seitdem Chef der alternativen Investmentfirma Fortress Investment Group, nimmt eine Auszeit. Hintergrund: Die US-Börsenaufsicht wirft Mudd und anderen Ex-Fanny-Managern vor, Investoren über den wahren (desolaten) Zustand des Immobilienfinanzierers belogen zu haben.
» New York Times » Financial Times » CNN Money
Abschied nach Fernost-Bauchlandung?
Harvey McGrath, Chairman beim größten britischen Versicherer Prudential, will 2012 seinen Hut nehmen. Das » Wall Street Journal spekuliert, dass der Schritt im Zusammenhang mit dem Scheitern des Unternehmens steht, den asiatischen Rivalen AIA zu übernehmen. Kommt McGraths Nachfolger sogar aus Asien?
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ZUGABE - worüber die Finanzwelt schmunzelt
Eine wilde Prognose
Der australische » Business Spectator entwirft seine eigene Prognose für das kommende Jahr. Demnach werde es im März bei einem Gipfel zum Showdown zwischen Griechenland, Deutschland und Frankreich kommen. Im Detail: Papademos wird unter der Drohung einer sofortigen Bankrotterklärung ein größeres Hilfspaket und die Aussetzung der Sparmaßnahmen fordern, was Deutschland und Frankreich in Rage bringt. Sarkozy murmelt, es sei alles die Schuld von David Cameron. Die Rettung bringt der EU-Präsident Herman van Rompuy, der die Delegationen mit einem Haiku über Europas Einheit zu Tränen rührt. Der Jubel wird jedoch nicht lange halten. Zwei Tage später befinden zwei US-Agenturen, dass van Rompuys Haiku die Probleme Griechenlands nicht gelöst habe. Für jeden weiteren Tag ohne entschiedene Maßnahmen drohen sie, per Zufallsprinzip eine Bank, einen Versicherer oder einen Staat herabzustufen. Die EU-Kommission ihrerseits kündigt an, die Rating-Agenturen zu Terrororganisationen zu erklären. Damit fangen die Probleme jedoch erst an...