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Guten Morgen,
während wir wie gebannt auf Griechenland
schauen, braut sich in der Straße von Hormus womöglich größeres Unheil
zusammen. Die US-Armee schickte jetzt den zweiten Flugzeugträger in
den Persischen Golf. 20 Prozent des weltweit gehandelten Öls müssen die Meerenge
zwischen Iran und dem Sultanat Oman passieren, um in unsere westlichen Öltanks
zu gelangen. Iran droht mit der Total-Blockade, sollte das EU-Ölembargo gegen
Teheran Wirklichkeit werden. Gestern wurde es beschlossen. Im Juli soll es
in Kraft treten. Unsere Titelgeschichte "Zeitbombe Iran" beschreibt die
möglichen Folgen eines Ölkrieges für die Weltkonjunktur.
Alexander
Otto, der Sohn des legendären Versandhausgründers, will den
Shopping-Mall-Betreiber ECE ausbauen, der weltweit 137 Einkaufszentren
managt - obwohl sich die Kunden in der Krise zurückhalten. Unser New Yorker
Korrespondent Thomas Jahn sprach mit Otto über den Tod seines Vaters, die
schwierige Zukunft der Kaufhäuser in Deutschland und seine mutigen
Expansionspläne in Süd- und Osteuropa. Falls es im Himmel ein Handelsblatt
gibt, sollte sich der Senior eine Ausgabe besorgen: Er würde stolz auf seinen
Sohn sein.
Die Handelsblatt-Redakteure Laura de la Motte und
Christian Schnell haben eine Woche lang ein Doppelleben geführt:
Gegenüber verschiedenen Banken in unterschiedlichen Städten gaben sie sich als
das Ehepaar Ansgar und Anne Schäfer aus, das ein Haus im Wert von 500.000
Euro kaufen möchte. Sie konnten Verdienstbescheinigungen und sogar
Eigenkapital in Höhe von 100.000 Euro vorweisen. Doch nirgendwo gelang ihnen,
was dem Ehepaar Christian und Bettina Wulff zuvor gelungen war: Ein
"rollierender Geldmarktkredit" mit einem Zinssatz zwischen 0,9 und 2,1 Prozent
war nirgendwo zu haben. Auch die BW-Bank winkte ab. Nach einer Woche des
Vor- und Nachrechnens gaben die Schäfers schließlich auf. Ihr Fazit: "Alle sind
gleich, aber einige sind gleicher." Ihren Erfahrungsbericht lesen Sie in
der heutigen Zeitung.
Siemens wird seine Aktionäre bei der
heutigen Hauptversammlung auf ein schwieriges Jahr einstellen. Das
Unternehmen aus München ist wegen Verzögerungen bei der Anbindung von Windparks
an das Stromnetz sowie bei der Auslieferung von ICx-Schnellzügen an die Deutsche
Bahn mit einem Gewinneinbruch ins neue Geschäftsjahr gestartet. Zwischen
Oktober und Dezember sank das Konzernergebnis um knapp 300 Millionen Euro oder
17 Prozent auf 1,46 Milliarden Euro. Siemens-Chef Peter Löscher ist aber
ein Kämpfer und will an seinen Zielen festhalten. Noch im November hatte er
einen Gewinn von rund sechs Milliarden Euro für das gesamte Jahr
angekündigt.
Apple will wieder allen beweisen, welche
Profitmaschine das Unternehmen ist. Der High-Tech-Konzern, der heute über das
erste Quartal seines Geschäftsjahres berichtet, hat nach Meinung von Experten
bei einem Umsatz von knapp 39 Milliarden Dollar einen Nettogewinn von
9,5 Milliarden Dollar erzielt. Damit würde Apple im Vergleich zum Vorjahr
seinen Umsatz um 45 Prozent und seinen Nettogewinn um 58 Prozent steigern. Die
Wahrheit ist bitter für uns alle, die wir in der Old Economy zuhause sind:
Apple verdient in acht Wochen so viel wie Siemens in einem Jahr.
In Los Angeles werden die mit Spannung erwarteten
Nominierungen für die Oscars bekanntgegeben. Favoriten für die
Königskategorie "Bester Film" sind der französische Stummfilm "The Artist", das
Clooney-Drama "The Descendants - Familie und andere Angelegenheiten", Martin
Scorseses "Hugo Cabret" und Woody Allens "Midnight in Paris". Auch Meryl
Streep ("Die eiserne Lady") und George Clooney können nach ihrem
Golden-Globe-Gewinn wohl sicher mit einer Oscar-Nominierung rechnen.
In
Deutschland entwickelt sich dagegen - wie zuvor in Frankreich - der Film
"Ziemlich beste Freunde" zum Renner der Saison - auch unter ökonomischen
Gesichtspunkten. Bei Produktionskosten von nur knapp zehn Millionen hat der Film
allein in Frankreich 145 Millionen Euro eingespielt. In Deutschland erlebt die
tot geglaubte Verleihfima Senator-Film nun ihre Wiederauferstehung.
Dort hatte jemand einen ziemlich besten Riecher.
Ich wünsche
Ihnen einen erfolgreichen Start in den Tag. Herzlichst Ihr
Gabor
Steingart Chefredakteur
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