Roberto Abraham Scaruffi

Tuesday, 24 January 2012


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Dauer-Rettungsschirm geöffnet
Die Finanzminister der Euro-Staaten haben sich auf einen Vertrag für den neuen dauerhaften Rettungsschirm ESM geeinigt. Er soll im Juli und damit ein Jahr früher als geplant den befristeten Rettungsfonds EFSF ablösen. Eigentlich soll er 500 Milliarden Euro für Wackelkandidaten der Eurozone bereitstellen - doch die Größe wird laut » Handelsblatt noch diskutiert. Dementiert wurde ein Bericht der » Financial Times, wonach ESM auf bis zu 750 Millionen Euro aufgestockt werden soll. Doch der australische » Business Spectator glaubt, dass Angela Merkel sich bereits widerwillig dazu entschlossen habe, die "bittere Medizin, die sie den Schuldenstaaten verschreibt", durch die Ausweitung des Rettungsfonds um 250 Milliarden Euro zu versüßen. Christine Lagarde (Foto), Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), hatte gefordert, den Rettungsschirm auf bis zu eine Billion Euro zu erhöhen. Doch Angela Merkel ließ nach Berichten deutschsprachiger Medien Lagarde abblitzen » (Börsen-Zeitung » Wall Street Journal D) Dafür bekam sie Lob von der » Welt: "Die Kanzlerin darf der ESM-Aufstockung nicht zustimmen, bevor der neue europäische Fiskalpakt unterschrieben ist", lautet der Kommentar. Das sieht die » FTD anders: "Ein Griechenland-Szenario in Italien wäre das Ende der Gemeinschaftswährung. Um die Gefahr zu bannen, muss Europa seine Brandmauer erhöhen. Daher ist es nur folgerichtig, dass die Kanzlerin den Forderungen von IWF-Chefin Lagarde nachgibt" Für den » Spiegel hat der Besuch der französischen IWF-Chefin gezeigt, wie sehr sich Deutschland vom Rest der Welt isoliert hat.
Weiterer Link: » Wall Street Journal
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NEWS
Komplizierter Schuldenschnitt
Neue Probleme bei der Rettung Griechenlands vor der Staatspleite: Die 16 übrigen Eurostaaten stellen für neue Zahlungen zusätzliche Bedingungen. Sie machen damit die ohnehin schwierigen Verhandlungen zwischen griechischer Regierung und den Banken über einen Schuldenschnitt noch komplizierter, schreibt das » Handelsblatt. Laut » Wall Street Journal Deutschland will Griechenland seinen Privatgläubigern bis Mitte Februar ein formales Angebot zum Umtausch von Staatsanleihen vorlegen. Die Verluste für die internationalen Banken würden bei dem vorgeschlagenen Deal moderat ausfallen, die wahren Leidtragenden wären die griechischen Banken, die faktisch bankrott gehen würden, schreibt der » Guardian. Da der griechische Staat seine Banken rekapitalisieren müsste, wäre ein großer Teil des Schuldenschnitts bereits dahin. Die » Zeit fragt, was nach einer freiwiligen Einigung die Europäische Zentralbank mit ihren Beständen in Höhe von rund 40 Milliarden Euro anstellen soll. Fazit: Die EZB habe die Wahl: Entweder ihr Programm wird unglaubwürdig - oder unwirksam. Auch das » Wall Street Journal befasst sich mit diesem Thema und schlägt vor, dass die EZB die Anleihen zum Kaufpreis gegen Papiere der EFSF tauschen sollte. "Griechenland muss die Euro-Zone verlassen - jetzt!", kommentiert die » Welt. Vieles erinnere an das Ende der DDR.
Weitere Links: » Zeit » Spiegel » Süddeutsche
Zoff um Sparerschutz
Im Streit um einen besseren Schutz der Sparer in Europa fordert das EU-Parlament nach Informationen der » Financial Times Deutschland die Mitgliedsländer heraus: Die Abgeordneten fordern, die Banken stärker in die Pflicht zu nehmen.
Paradies für Aktienpusher gesperrt
Die Deutsche Börse hat nach einem Bericht der » Wirtschaftswoche mit dem First Quotation Board das unterste Segment des Open Market (Freiverkehr) für neue Listings gesperrt. Dort tummeln sich vor allem Unternehmen aus Kanada und Großbritannien, mit oft fragwürdigen Geschäftsmodellen. Insider gehen davon aus, dass es bei rund einem Drittel schon zu Auffälligkeiten kam. Weil im Segment geringe regulatorische Anforderungen gelten, gilt das Board als Paradies für Aktienpusher.
Shortcuts aus der Finanzbranche
Kappa Beta Phi, so heisst ein exklusiver Geheimbund an der Wall Street in New York, der sich alljährlich im Hotel The St. Regis in Manhattan trifft: Top-Banker, Hedge-Fund-Manager, Milliarde und Private-Equity-Leute. Nächstes Treffen ist am kommenden Donnerstag. » (NYT) Die gerade veröffentlichten Protokolle der Fed-Sitzungen von 2001 bis 2006 zeichnen ein merkwürdiges Bild: Während die Finanzwelt dem Abgrund entgegentaumelte, wurde die Stimmung im mächtigsten Finanzgremium der Welt immer gelöster. » (FTD) Unmittelbar nach dem Ölembargo der EU gegen den Iran haben auch die USA weitere Sanktionen verhängt. Betroffen ist in diesem Fall das drittgrößte iranische Geldinstitut, die Bank Tejarat. » (HB)
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FEEDBACK - meistgeklickter Link der vorherigen Ausgabe
Wurde hellenisches Defizit manipuliert?
Der für Finanzverbrechen zuständige Athener Staatsanwalt Grigoris Peponis hegt den Verdacht, Griechenlands Staatsdefizit sei auf Druck von Politikern Ende 2009 von zwölf auf 15,4 Prozent künstlich erhöht worden. Wie der » Focus berichtet, hat Peponis neben Giorgos Papandreou den früheren Finanzminister Giorgos Papakonstantinou sowie "weitere involvierte Mitglieder der Pasok-Regierung" ins Visier genommen. » Handelsblatt (kostenloses Probeabo)
HEUTE IM HANDELSBLATT
Titel: Zeitbombe Iran
Politik: Deutschland soll mehr zahlen
Unternehmen: Opel startet China-Offensive
Finanzen: Krise erreicht Private Banking
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MENSCHEN UND MEINUNGEN
Die Machenschaften der Anlegerschützer
Harald Petersen, bis vergangenen Montag Vorstand der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK), hat in den vergangenen zehn Jahren 18 Aufsichtsrats-, zwei Vorstands- und vier Geschäftsführerposten besetzt. Die » Wirtschaftswoche beschreibt den umtriebigen Rechtsanwalt, der eigentlich seinen ehemaligen SdK-Vorstandskollegen Markus Straub verteidigen sollte, aber von der Staatsanwaltschaft ausgebremst wurde. (Finance Today berichtete).
Weiterer Link: » Welt
Liste der Schande
Nikolaos Kasimatis , Ex-Steuerberater aus Thessaloniki, ist die Nummer eins auf der neuen Steuersünder-Hitliste, die die griechische Regierung jetzt veröffentlicht hat. Er schuldet dem Staat angeblich 952.087.781 Euro. Allerdings wurde er schon am 26. Februar 2010 wegen Steuerhinterziehung zu acht Jahren Gefängnis verurteilt. Das Geld hat der Staat aber immer noch nicht. Bezeichnenderweise wurden zusammen mit Kasimatis zwei Finanzbeamte verurteilt, die mit ihm unter einer Decke steckten. » (Welt » Süddeutsche Zeitung » Frankfurter Rundschau » Spiegel) Auch die Situation in Italien ist alles andere als optimal: Die italienischen Behörden haben im Zuge ihrer Ermittlungen gegen Steuerhinterziehung rund 60 Milliarden Euro an nicht bezahlten Einkommens- und Umsatzsteuern für 2011 aufgespürt. » (Cash)
Neues Rating-Modell
Dorian Credé, gebürtiger Österreicher und Mathematiker bei einer IT-Firma in Zürich, hat ein neues Modell einer Rating-Agentur in Form einer Online Community gegründet: "Wikirating". Auch hier wird die Kreditwürdigkeit von Firmen und Ländern bewertet, aber von Internetnutzern.
» Spiegel
Opfer im US-Steuerkrieg
Konrad Hummler, Chef der Sankt-Galler Privatbank Wegelin, hat ein heiliges Schweizer Prinzip über Bord geworfen und sich von einem Kollegen getrennt, um eine Anklage der USA im Steuerkrieg zu verhindern. Opfer ist Zürich-Chef Christian Hafner.
» NZZ » Insideparadeplatz
Entschuldigung bei Hildebrand
Philipp Hildebrand, Ex-Präsident der Schweizer Nationalbank, erhielt im Nachgang eine Entschuldigung der » Weltwoche , die den Vorfall mit der Veröffentlichung einer Devisenspekulation ins Rollen brachte. "Der Behauptung der Weltwoche, er müsse bei der Bank Sarasin über Dollar-Positionen von rund 2.6 Millionen verfügen, liegt ein Überlegungsfehler zugrunde, für den wir uns entschuldigen", schreibt die Zeitung.

DEBATTE - worüber die Finanzwelt diskutiert
Kritische Ökonomiediskussion
Trotz der verheerenden Auswirkungen der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise ist eine kritische Diskussion über die Schwächen der Ökonomie ausgeblieben, meint das Debattierportal » The European. Und stellt viele kritische Fragen. Gibt es eigentlich irgendeinen Erkenntnisgewinn, den die Wirtschaftswissenschaften vor oder nach dem Ausbruch der globalen Finanzkrise zu Papier gebracht haben? Irgendeine Umkehr zu mehr Demut und Bescheidenheit bei Prognosen und Analysen? Zweifel an der Betrachtung der Welt in Aggregatzuständen? Es wäre also an der Zeit, Ökonomie neu zu denken, meint das Blatt. Schließlich kassieren die Wirtschaftsinstitute für Fehlprognosen noch immer kräftig Geld.
ZUGABE - worüber die Finanzwelt schmunzelt
Welcher Filmtitel passt zu welcher Bank?
Diese Frage hat das britische Portal » Here ist the City seinen Lesern gestellt und gleichzeitig ein paar Vorschläge unterbereitet. Der Commerzbank wurde "Die Hard" (deutscher Titel: Stirb langsam) zugeordnet, der WestLB "Death wish" (Ein Mann sieht rot). Aber auch die anderen Banken wie Lehman Brothers "The Lost Weekend" erhielten witzige Filmtitel.