Roberto Abraham Scaruffi

Friday, 13 January 2012


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Ist Mario Draghi auf Kurs?
EZB-Chef Mario Draghi (Foto) sendet positive Signale: "Die Wirtschaft wird sich 2012 wieder stabilisieren, wenn auch nur schrittweise." Der Milliarden-Kredit der EZB an die Geschäftsbanken vom Dezember zeige Erfolge, klopfte sich der Notenbankchef gestern selbst auf die Schulter. "Mario Draghi setzt sich bewusst von der Ära Trichet ab", applaudiert der » Figaro aus Frankreich. Er habe klar gemacht, dass die EZB nicht auf Forderungen eingehen werde, Geld zu drucken wie die Fed oder massenweise Staatsanleihen aufzukaufen. "Draghi kann sich rühmen, dass er dadurch eine Austrocknung des Kreditmarktes in Europa verhindert hat." Auch das » Handelsblatt zeigt sich zufrieden mit Draghis bisheriger Leistung. "Die Gratwanderung, den Banken so viel wie möglich zu helfen, ohne den Druck von der Politik zu weiteren Reformen zu nehmen, klappt bisher." Die EZB müsse mehr machen, fordert dagegen die britische » Financial Times. Ihre Unfähigkeit, durch ihre Kreditprogramme für monetäres Wachstum zu sorgen, erfordert eine Prüfung weiterer Programme der quantitativen Lockerung." Die EZB stehe zwar mit flankierenden Maßnahmen zur Seite, das Vertrauen der Märkte müsse aber die Politik mit glaubhaften Reformen und Bekenntnissen zur Stabilität der Währungsunion liefern, schreibt die » Börsen-Zeitung.
Weitere Links: » Handelsblatt » Financial Times Deutschland » Wall Street Journal D
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NEWS
Mini-Vertrauen der Märkte
In Athen ist der rettende Schuldenschnitt und damit die Zukunft des Landes in Gefahr (FinanceToday berichtete). Doch ein Hoffnungsschimmer kommt aus Italien und Spanien: Rom und Madrid konnten über 20 Milliarden Euro frisches Geld am Kapitalmarkt einsammeln » (HB). Keine voreiligen Schlüsse, warnt die » Wirtschaftswoche. Ein Grund-Vertrauen der Anleger in den Stiefelstaat Italien sei längst noch nicht wiederhergestellt. Banken, EZB und Schuldenstaaten hätten sich erst einmal Luft verschafft, aber das Jahr sei noch lang, dämpft die » Financial Times Deutschland die Freude.
Weitere Links: » Financial Times Deutschland
Aktien begehrt und verwässert
Die Kapitalerhöhung der Unicredit wird nach Einschätzung der » Financial Times zu einer Umschichtung der Aktionärsstruktur führen. Die Aktie habe seit vergangener Woche 60 Prozent an Wert verloren, also hätten britische, US- und skandinavische Hedge-Fonds begonnen, sich im großen Stil mit Papieren einzudecken. Die Aktien der großen Investoren Aabar (Abu Dhabi-Investmentfonds), Libyan Investment Authority (Staatsfonds aus Libyen) und Libysche Zentralbank drohten durch die Kapitalerhöhung verwässert zu werden.
Kein Start nach Maß
Düstere Wolken am US-amerikanischen Finanz-Himmel: Die Bank of America hat US-Regulierern laut » Wall Street Journal angekündigt, sich aus Teilen der USA zurückzuziehen, sollten sich die eigenen Probleme verschärfen. Auch auf die US-Investmentbanken kommen schwere Zeiten zu. Das Kapitalmarktgeschäft läuft dank Euro-Krise dermaßen schlecht, dass starke Einbußen drohen. Selbst Branchenprimus JP Morgan kann sich dem nicht entziehen, meldet das » Handelsblatt.
Streit um Automatengebühren
In der deutschen Bankenbranche flammt ein Jahr nach Einführung neuer Transparenzregeln der Konflikt über Abhebe-Gebühren an Geldautomaten fremder Institute wieder auf. Die Sparkassen riefen die Privatbanken auf, ihren Kunden selbst ein flächendeckendes Netz kostenlos nutzbarer Geräte zur Verfügung zu stellen.
» Handelsblatt
Shortcuts aus der Finanzbranche
Der IWF ist grundsätzlich bereit, dem krisengeschüttelten Ungarn finanziell zu helfen, doch das Land müsse konkrete Schritte unternehmen für eine wirtschaftliche Stabilisierung. » HB Die Deutsche Bank hat Vorwürfe von Hedge-Fonds im Streit um milliardenschwere Entschädigungsansprüche in der Causa Bernard Madoff zurückgewiesen. » WSJ D Weil sie die Produkte des Anlagebetrügers Madoff mit unvollständigen Unterlagen verkauft haben soll, muss die Bank Austria Entschädigungen zahlen. » FTD Die Verhandlungen über den Verkauf der Londoner Rohstoffbörse LME nehmen Fahrt auf, angeblich haben 15 Unternehmen die Hand gehoben. » HB Die Pleite des Derivatebrokers MF Global hat auch den Finanzinformations-Giganten Bloomberg hart getroffen. » NYT Kaum ist das Desaster mit der Hypo Alpe Adria verdaut, sorgt die BayernLB für neue Negativschlagzeilen, dieses Mal sind Probleme in Ungarn Schuld. » HB Der Kapitalplan, mit dem die Commerzbank bis Ende Juni 2012 die Kapitallücke von 5,3 Milliarden Euro ohne Staatshilfe will schließen, steht. » HB
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FEEDBACK - meistgeklickter Link der vorherigen Ausgabe
Die Wut der Mini-Banken
Kleine Finanzhäuser leiden unter neuen Regulierungsvorgaben stärker als große. Betroffene Banken beschweren sich, sie hätten ihre Angebote bereits einschränken müssen. Eine Spurensuche in der deutschen Provinz vom » Handelsblatt.

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Titel: Banken fassen Vertrauen
Politik: Wulff spaltet die Union
Unternehmen: Silikonskandal holt Brenntag ein
Finanzen: Der deutsche Patient
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MENSCHEN UND MEINUNGEN
Zwei vor zwölf für Wulff
Christian Wulff hat beim Neujahrsempfang im Schloss Bellevue einen weiteren Schritt zurück in die Normalität seines Amtes gehen wollen. Doch die Medien gehen nicht mit. Laut » Wirtschaftswoche kursiert in der Union bereits der Name von Bundesverteidigungsminister Thomas de Maiziere als möglicher Nachfolger. Die Personalie wäre sinnvoll, meint der » Spiegel. De Maizière gelte als ruhiger, besonnener Mann und sei ein enger Vertrauter Merkels und politisch sehr erfahren. Ebenfalls im » Spiegel schreibt Jakob Augstein, die Leser glaubten den Medien nicht mehr, "weil wir in den Glaubwürdigkeitsverluststrudel der Politik hingezogen wurden". Merkel werde Wulff auf ihre uckermärkische Art deutlich machen, dass die Verben stützen und stürzen im Ernstfall nicht nur phonetisch nah beieinander seien, kommentiert die » Süddeutsche Zeitung. Uni sono meint die » Zeit Merkel verliere die Geduld. "Für Christian Wulff ist es 2 vor 12." Ex-Bild-am-Sonntag-Chef » Michael Spreng setzt auf Wulffs Freund Carsten Maschmeyer, der den Verzicht aufs Amt mit vier Wochen kostenlosen Urlaub in seiner Villa auf Mallorca und die Übernahme der Anzeigen für die Memoiren versüßen solle.
Ehrenhafter Verräter
Reto T., der Informatiker von der Bank ­Sarasin, der den großen Nationalbankpräsidenten Philipp Hildebrand durch eine Indiskretion zu Fall brachte, findet Rückendeckung durch die » Weltwoche. Er habe wahrscheinlich aus uneigennützigen Motiven gehandelt und seinen ungeheuerlichen Verdacht richtigerweise an den Bundesrat weitergeleitet, die höchste Instanz über der Nationalbank - statt an die Öffentlichkeit.
An den Kursen gedreht
Tobias Bosler, Münchner Geschäftsmann und Investor, steht mit einer Clique von Aktionärsschützern und Finanzjournalisten im Zentrum eines Prozesses am Münchner Landgericht. Vorwurf: Sie hätten mit künstlich hochgejubelten Aktien Kasse gemacht. Der erste Beschuldigte, der sich vor dem Landgericht verantworten muss, legte ein Geständnis ab - er dürfte mit einer Bewährungsstrafe davonkommen.
» Süddeutsche Zeitung » Spiegel » Financial Times Deutschland
Geld vom Betrüger gefunden
Helmut Kiener, wegen Anlagebetrugs zu zehn Jahren und acht Monaten Haft verurteilter Hedge-Fonds-Manager, hatte vor Gericht erklärt, das Geld sei weg. Laut » Financial Times Deutschland ist aber die Staatsanwaltschaft Würzburg dem verschwundenen Vermögen des Millionenbetrügers auf der Spur. Bislang seien knapp drei Millionen Euro auf Konten eines Gehilfen Kieners sichergestellt worden.
Kritik am Fiskalpakt
Jörg Asmussen, EZB-Direktoriumsmitglied, befürchtet die Aufweichung des von Deutschland angestoßenen Fiskalpakts. Der Plan, wie sich die Euro-Staaten und weitere Länder zu mehr Haushaltsdisziplin verpflichten sollen, sei eine "substanzielle Verwässerung". Konkret: Kritisch sei die geplante Ausnahmeregelung, nach der Staaten ihre Defizite bei außergewöhnlichen Umständen doch über 0,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts steigern dürften.
» FTD
"Finanzwelt wurde vergiftet"
Nicolas Pictet, Präsident der Vereinigung Schweizerischer Privatbankiers, sorgt sich um die Wettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzes Schweiz. Der Marktzugang werde immer schwieriger, und der Protektionismus im Finanzbereich in Form von strengeren Vorschriften zum Anlegerschutz nehme immer größere Ausmaße an. Für Privatbanken müssten andere Maßnahmen als für systemrelevante Banken getroffen werden.
» Neue Zürcher Zeitung » Finenews
DEBATTE - worüber die Finanzwelt diskutiert
Was wird aus Europa?
Auch wenn Politiker nicht über eine Trennung der Eurozone sprechen würden, sei der Geist aus der Flasche, meint die » Financial Times. Verschiedene Möglichkeiten der Desintegration seien möglich, von einem sehr begrenzten Bruch, der nur ein oder wenige kleine Länder betreffe, bis zu einem vollständigen Bruch, der den Euro dahinscheiden sehe. Logisch und fair wäre die Einführung einer neuen europäischen Währungseinheit (ECU-2), eines Währungskorbs, der mit den neu kreierten nationalen Währungen verknüpft werde. Europa sei mitten drin in einer Metamorphose, an deren Ende die Euro-Land eine Art Superstaat sein werde, ist das » Manager Magazin überzeugt. Bis aus dem Europa im Raupenstadium ein Falter schlüpfe, werde es aber lange dauern. "Und wie schön er am Ende sein wird, ist offen". Bis auf weiteres bleibe "Euro-Land" eine Fiktion - eine "Euro-Zone", der wichtige Elemente fehlten.
WIRTSCHAFTSBUCH DER WOCHE
Hilfe, mein Chef ist ein Affe!
"Chefs sind auch bloß Affen in Anzügen", sagt Patrick van Veen. Der Biologe und Unternehmensberater glaubt, dass tierisches Verhalten in Konzernen an der Tagesordnung ist. Das Buch ist eine unterhaltsame Mischung aus Coaching und Verhaltensbiologie - vom Fachmann beobachtet und erzählt.
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ZUGABE - worüber die Finanzwelt schmunzelt
Löschtage im Posteingang
Tolle Idee! Aber im wirklichen Leben würden Sie sich doch nicht trauen, alle während Ihres Urlaubs eingetroffenen Mails zu löschen, oder? Brauchen Sie nicht - sie können das Experiment nachlesen in der » Financial Times Deutschland-Rubrik "Out of office". Und wer weiß? Vielleicht kommen Sie ja auf den Geschmack...