Roberto Abraham Scaruffi

Friday, 20 January 2012


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Zauberlehrling oder Zocker?
Die Commerzbank rechnet damit, ihre Eigenkapital-Lücke von 5,3 Milliarden Euro rechtzeitig aus eigener Kraft schließen zu können. Mit einem Maßnahmenpaket könne die Kernkapital-Decke bis Ende Juni sogar um 6,3 Milliarden Euro aufgebessert werden. Der Zauberlehrling Martin Blessing (Foto) sei auf dem Weg zum Meister, gratuliert das » Handelsblatt. Dies sei ein Triumph für den Vorstandschef, der ziemlich angefressen sei, u.a. von einer egozentrischen europäischen Bankenaufsicht EBA, einem Staat, der seinen privaten Gläubigern auf der Nase herumtanze, sowie Ratingagenturen, deren Bedeutung in Europa immer noch maßlos überschätzt werde. » (Börsen-Zeitung) Weniger euphorisch zeigt sich die » FTD. Die Pläne der Commerzbank seien zwar ein starkes Signal, Grund zur Entspannung gäben sie aber nicht. Das Konzept stehe auf wackeligen Beinen. Noch stehe der Realitätstest des Planes aus, meint auch das » Wall Street Journal Deutschland. "Papier ist geduldig; die Frage wird sein, ob das Geld wirklich so leicht in die Commerzbank-Reserven zu bekommen ist wie erhofft." Die Bank, ihr Management und ihre Mitarbeiter befänden sich auf einer emotionalen Achterbahnfahrt, kommentiert die » Wirtschaftswoche. Auf Steuerzahler und Anleger prasselten beruhigende sowie beunruhigende Meldungen in schneller Folge ein.
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NEWS
Italo-Banken bunkern 50 Milliarden
In der Schlange der Hilfesuchenden vor dem EZB-Schalter stehen italienische Banken ganz vorne. Beim Run auf die Darlehen mit einer Laufzeit von bis zu drei Jahren hat sich die Unicredit laut » Financial Times im Dezember mit 12,5 Milliarden Euro am meisten gesichert, gefolgt von Intesa Sanpaolo (12 Milliarden) und Monte dei Paschi di Siena (10 Milliarden). Der britische » Economist rät der Bundeskanzlerin, sich mehr um Italien zu kümmern. Es gebe Anzeichen einer den ganzen Kontinent erfassenden Rezession. Eine Griechenlandpleite könne dabei dramatisch und schmerzhaft sein, das entscheidende Land sei jedoch Italien, das zu groß zum Retten sei. "Für den Euro wäre eine populistische Revolte in Schuldnerländern die größte Bedrohung überhaupt", warnt das Blatt. "Daran sollte Frau Merkel denken." Das Magazin » Cicero setzt auf Euro-Bonds für die Rettung Europas. "Einfach gesagt: Sollte die Staatsschuldenlast der armen Partnerstaaten nicht in den nächsten Wochen auf mehrere Schultern verteilt werden, verwandelt sich die Euro-Zone in ein havariertes Kreuzfahrtschiff, dessen Kapitän frühzeitig von Bord gegangen ist." Diesmal allerdings wäre es kein verantwortungsloser Italiener. Sondern Angela Merkel persönlich. "Und der schöne Dampfer "Europa" würde sinken.
Pariser Rolle rückwärts
Die französische Regierung verzichtet Bankenkreisen zufolge auf die Einführung einer Finanztransaktionssteuer im Alleingang und will nur noch eine Börsenumsatzsteuer anwenden. "Ein Teil unserer Botschaft ist verstanden worden", sagte die Vertreterin einer französischen Großbank dem » Handelsblatt. In den vergangenen Tagen hatten die Banken Gespräche mit dem Finanzministerium geführt und mit der Verlagerung eines großen Teils ihres Geschäfts nach London gedroht.
Keine Lust auf Frisieren
Wollte die Deutsche Bank einen Junior-Analysten zwingen, Zahlen im Geschäft mit hypothekenbesicherten Wertpapieren zu frisieren? » Pro Publica rekapituliert minutiös einen Fall, in dem ein mittelrangiger Deutsche-Bank-Manager 2007 angeordnet haben soll, Zahlen in einer Tabelle so zu ändern, dass das eigene Investment lukrativer aussieht und die Ratingagenturen dem Institut am Ende bessere Noten geben. Der Analyst habe sich allerdings geweigert und damit eine interne Untersuchung ausgelöst. Die Deutsche Bank dementiert.
Hessisches Veto
Die Fusion von Deutscher Börse und Nyse Euronext wird immer unwahrscheinlicher. Probleme gibt es nicht nur mit der EU-Wettbewerbskommission in Brüssel, sondern auch mit der hessischen Börsenaufsicht, meldet das » Handelsblatt. Konkret geht es bei den Diskussionen um den sogenannten Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag, den die Deutsche Börse mit der neu gegründeten Muttergesellschaft abschließen soll.
Rendite als Menschenrecht?
Hedge-Fonds planen laut eines Berichts der » New York Times vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte zu ziehen, falls sie im Falle eines Schuldenschnitts gezwungen werden sollten, Verluste bei ihren griechischen Anleihen hinzunehmen. Rechtsexperten räumen ihnen durchaus Chancen ein, Griechenland erfolgreich verklagen zu können. Denn die Anleger könnten die Verluste als Verletzung ihres Rechts auf Eigentum geltend machen.
Weitere Links: » Handelsblatt » Handelszeitung » Welt » Spiegel
Shortcuts aus der Finanzbranche
Credit Suisse hat der Federal Reserve Bank of New York ein mindestens drei Milliarden Dollar schweres AIG-Paket an riskanten Hypothekenbonds abgekauft. » (WSJ) JP Morgan Chase, State Street und Ameriprise Financial sind nach Angaben aus Kreisen unter den Finalisten im Bieterprozess für die Vermögensverwaltung der Deutschen Bank. » (HB) Die Bank of America hat im vierten Quartal einen Gewinn von zwei Milliarden Dollar verzeichnet. » (HB) Ein milliardenschwerer Vergleich hat die US-Investmentbank Morgan Stanley in die roten Zahlen gedrückt. » (NZZ) Der Versicherer Ergo will mit Niederlassungen in den Niederlanden und in Österreich das Geschäft mit Industriekunden in Europa ausbauen. » (FTD) Die Bundesbank rechnet beim Kehraus nach der Lehman-Pleite nur mit einem kleinen Verlust. » (WSJ D) Der US-Kreditkartenkonzern American Express hat dank der Ausgabenfreude seiner überdurchschnittlich wohlhabenden Kunden und einer Verlangsamung des Kostenanstiegs einen höheren Gewinn als erwartet erzielt. » (HB) Die italienische Polizei hat das Büro der US-Rating-Agentur Standard & Poor's in Mailand durchsucht, es geht um den Verdacht der Marktmanipulation. » (Capital) Die Royal Bank of Scotland muss eine Geldbuße von 2,2 Millionen Pfund bezahlen, weil ihre Versicherungstöchter Direct Line und Churchill Beschwerdeformulare von Kunden nachträglich gefälscht haben. » (FTD) Irland hat 2011 sämtliche Haushaltsvorgaben seiner internationalen Kreditgeber erfüllt. » (BZ)
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FEEDBACK - meistgeklickter Link der vorherigen Ausgabe
Exodus der Privatversicherten
Hunderttausende wechseln jährlich zwischen gesetzlichem und privatem System hin und her. Ungewöhnlich ist jedoch, dass große Krankenkassen wie die Techniker viel mehr Privatversicherte anlocken als sie verlieren.
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HEUTE IM HANDELSBLATT
Titel: Ex-Thyssen-Chef: "Ich habe Fehler gemacht"
Politik: Wirtschaft trotzt der Euro-Krise
Unternehmen: Kodak kapituliert
Finanzen: "Man hat uns bislang nicht überzeugt"
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MENSCHEN UND MEINUNGEN
Ex-Wulff-Intimus im Fokus der Justiz
Olaf Glaeseker, Ex-Pressesprecher von Christian Wulff, musste am gestrigen Donnerstag Beamte des Landeskriminalamtes in sein Privathaus lassen. Auf Anweisung der Staatsanwaltschaft Hannover durchkämmten sie das Domizil im niedersächsischen Wunstorf sowie Wohn- und Geschäftsräume des Eventmanagers Manfred Schmidt in Berlin und der Schweiz. Glaeseker und Schmidt werden Bestechlichkeit beziehungsweise Bestechung vorgeworfen. Der » Spiegel nennt Schmidt den "After-Work-Impresario der Berliner Republik" und einen "Menschenversammler".
Weitere Links: » Handelsblatt » Financial Times Deutschland » Manager Magazin
Oppenheim soll bluten
Madeleine Schickedanz hat durch den Zusammenbruch des Arcandor-Konzerns ein Milliardenvermögen eingebüßt. Jetzt will die Quelle-Erbin Schadenersatz von ihren Finanzberatern und plant rechtliche Schritte gegen die Bank Sal. Oppenheim, ihren ehemaligen Vermögensberater Josef Esch sowie zwölf weitere Personen und Firmen. Laut » Manager Magazin fordert Schickedanz mehr als zwei Milliarden Euro Schadenersatz. Die » Süddeutsche Zeitung nimmt Schickedanz mit in die Haftung. Sie habe ihre ureigenste unternehmerische Verantwortung stets an Ehemänner und Manager delegiert. "Die Zeche dafür zahlte am Ende nicht nur sie, sondern auch Tausende Menschen, die beim Arcandor-Zusammenbruch und speziell beim Untergang von Quelle ihre Arbeitsplätze verloren."
Weitere Links: » Spiegel » Süddeutsche Zeitung
Lukrative alte Seilschaften
Mitt Romney, aussichtsreichster Kandidat der Republikaner auf die US-Präsidentschaft, bekommt reichlich finanzielle Unterstützung im Wahlkampf: Dabei hilft ihm seine Vergangenheit in der Finanzbranche. Die US-Großbank Goldman Sachs hat Mitt Romney für die Wahl im November 2012 mit bisher 367.000 Dollar unterstützt. Aus der gesamten Investment-Branche erhielt Romney laut der Plattform OpenSecrets mehr als 3,8 Millionen Dollar.
» Handelsblatt
Chef-Banker auf Milliarden-Suche
Fabrizio Viola, seit kurzem Generaldirektor der Bank Monte dei Paschi di Siena (MPS), steht vor einer schwierigen Aufgabe: Bis Juni muss er für das älteste Kreditinstitut der Welt 3,3 Milliarden Euro aufbringen. Mit dem Erfolg oder Misserfolg Violas steht und fällt das Geschäftsmodell der Heimatstadt Siena, die am finanziellen Tropf von MPS hängt.
» Financial Times Deutschland
Urgestein soll's richten
Michel Lies übernimmt am 1. Februar das Amt des Präsidenten der Gruppen-Geschäftsleitung beim Schweizer Rückversicherer Swiss Re. Lies gilt als altgedienter Manager mit breiter internationaler Erfahrung und arbeitet seit 1978 für den zweitgrößten Rückversicherer der Welt. Der 58-Jährige tritt an die Stelle von Stefan Lippe, der Mitte Dezember nach dreijähriger Amtszeit überraschend seinen Rücktritt ankündigte.
» Handelsblatt » Wall Street Journal
Börsenspekulant verurteilt
Christoph Öfele, ehemaliger Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger, ist wegen Insiderhandels in 92 Fällen zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Die Strafe wird für drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt. Hinzu kommen 9000 Euro Geldstrafe. Außerdem muss er 220.000 Euro an den Staat abgeben, meldet » Capital.
Rating-Rebell macht Tempo
Sean Egan, Gründer und Präsident der kleinen US-Ratingagentur Egan-Jones, hat viel Aufmerksamkeit geerntet, als er die Kreditwürdigkeit deutscher Staatsanleihen herabstufte. Der Mann aus Philadelphia will stets unbedingt schneller sein als die großen Ratingagenturen. Und auch bei der Deutschland-Herabstufung glaubt Egan, dass S&P & Co. spätestens in sechs bis zwölf Monaten folgen werden. Die Krisen bei Lehman Brothers, AIG und Fannie Mae will Egan schon früher als die anderen erkannt haben.
» Financial Times Deutschland
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ZUGABE - worüber die Finanzwelt schmunzelt
Fiskus soll "Sex-Therapie" zahlen
Das » Portal Daily Finance berichtet über zehn ungewöhnliche Dinge, die Amerikaner von der Steuer absetzen wollten. So habe ein Anwalt satte 56.000 Dollar, die er für Sex mit Prostituierten ausgegeben habe, absetzen wollen, mit Verweis auf die heilende Wirkung der "Sex-Therapie". In einem anderen Fall bot ein Football-Spieler seiner Freundin 25.000 Dollar Schweigegeld, weil er seinen Vertrag bedroht sah, falls seine Affäre öffentlich werde. Diese Summe wollte er dann von seiner Steuer abziehen. In beiden Fällen hat der amerikanische Fiskus aber die Anerkennung verweigert.