Roberto Abraham Scaruffi

Wednesday, 25 January 2012


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"Ruiniertes Vertrauen"
Über 1600 Manager und 900 Vertreter aus Politik und Gesellschaft treffen sich beim heute beginnenden Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos auf, um aktuelle Entwicklungen und künftige Herausforderungen zu diskutieren. » (WSJ D) Bisher spielten da auch die Bankenchefs mit - doch dieses Jahr glänzen etliche mit Abwesenheit, schreibt » Finenews. Daher muss die Frage aufgeworfen werden, ob das WEF an Prägnanz verloren hat, denn mit den versammelten Staats- und Wirtschaftsgrössen würde sich das Forum zum Networken eignen, um beispielsweise Investoren für die eigene Bank an Land zu holen. Das Geschäftsmodell der Banken steht beim Weltwirtschaftsforum auf dem Prüfstand, meint die » Welt und bezieht sich auf die Analyse "Trust Meltdown III", etwas holprig mit "Kernschmelze des Vertrauens III" übersetzt. "Die Banken haben in der öffentlichen Wahrnehmung ihre Daseinsberechtigung verloren", lautet das Fazit der Untersuchung, bei der Medienwissenschaftler in elf Ländern die abendlichen Nachrichtensendungen auf 33 Fernsehkanälen untersucht haben. "Davos sei ein Fest der Schmeicheleien und Plaudereien", lästert die indische » Economic Times. Ironischerweise würden einige der reichsten Menschen der Welt über die Fehler im kapitalistischen System sowie über Ungleichheiten dozieren, um anschließend zum Abendessen mit Champagner überzugehen. "Zerstörtes Vertrauen", titelt der britische » Economist dazu. Die "world leaders" scheitern, weil die öffentliche Meinung ihnen immer weniger glaube. Doch es gibt aus Davos auch etwas positives zu vermelden: Deutsche Manager sehen extrem optimistisch in die Zukunft, Das ergab die "PwC Global CEO Survey 2012", den die Beratungsgesellschaft zum Auftakt des Weltwirtschaftsforums vorstellte. 73 Prozent der Unternehmenschefs seien "sehr zuversichtlich", in den kommenden drei Jahren deutliches Wachstum zu erzielen, berichtet die » FTD.
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NEWS
"Die Zeit läuft ab"
Zur Rettung Griechenlands hat die Euro-Gruppe die Regierung in Athen und die privaten Gläubiger gemeinsam in den Schraubstock gesteckt: Das Reformprogramm der Hellenen sei "entgleist" und müsse "erheblich" nachgebessert werden, bevor neue öffentliche Hilfe überhaupt denkbar sei, machte Euro-Gruppenchef Jean-Claude Juncker klar. Und um die Schuldentragfähigkeit Athens zu sichern, sollen Banken und Fonds für neue Staatsanleihen Zinsen von "klar unter vier Prozent" akzeptieren - also deutlich unter deren bisheriger Schmerzgrenze. » (Handelsblatt) "Die Zeit läuft ab", sagte der niederländische Finanzminister Jan Kees de Jager in Brüssel. » (Welt) Auch die Zweifel an der Griechen-Rettung nach dem Schuldenschnitt wachsen. Denn Athens Schulden könnten zum Jahresende schon wieder so hoch sein wie zu Beginn der Krise, schreibt die » Welt weiter. Zumal das griechische Parlament noch ein Sparpaket verhindern könnte. Denn die griechische Übergangsregierung unter dem parteilosen Finanzexperten Lucas Papademos hat eine erste Niederlage im griechischen Parlament eingesteckt: Ein Gesetz, das die Freigabe der Öffnungszeiten für Apotheken vorsah, wurde nicht gebilligt. » (Handelsblatt) Vor allem Griechenlands konservative Partei trotzt der EU, die dem Land eisernes Sparen diktiert. Der Chef der griechischen Konservativen fordert gar Steuersenkungen. » (Süddeutsche) Laut » NY Times und www.ft.com beginnen europäische Politiker jetzt mit der Diskussion, wie die Europäische Zentralbank große Verluste bei ihrem 55 Milliarden schweren Portfolio mit griechischen Anleihen vermeiden kann.
Weitere Links: » Börsen-Zeitung » Wall Street Journal » Reuters
Fondsbranche rechnet mit Anlegerprozessen
Wer über einen Fonds in Griechenland investiert hat, muss um sein Investment bangen. Fondsanleger haben keine Möglichkeit, sich gegen den Schuldenschnitt zu wehren. Die Branche rechnet nach einem » Handelsblatt-Bericht mit Klagen. Der » Spiegel erläutert hingegen, wie das Zocken der Hedge-Fonds mit der Griechenpleite funktioniert.
Warnung vor deutscher Sparsamkeit
Die Finanzminister haben sich in Sachen ESM-Hilfsfonds geeinigt, um die Höhe wird jedoch weiter debattiert. Sind 500 Milliarden Euro zu wenig? Darauf beharrt IWF-Chefin Lagarde. Doch die Bundesregierung will ihren Kurs beibehalten, schreibt das » Handelsblatt. Wie lange hält sie diesen Kurs durch?, fragt der » Spiegel. "Merkels Machtfülle wird teuer", kommentiert das » Handelsblatt. "Denn die Stärke der Bundeskanzlerin ist zugleich ihr Fluch: Merkels Machtfülle führt dazu, dass derzeit alle möglichen Wünsche in Europa bei ihr abgeladen werden. Am Ende wartet eine dicke Rechnung auf Deutschland." "Wenn es Kanzlerin Merkel mit der Unterstützung der Reformen in Italien und Spanien ernst ist, dann sollte sie ihren Widerstand gegen einen größeren Euro-Rettungsschirm aufgeben", fordert die » Süddeutsche Zeitung.
Weiterer Link: » FTD
Das drei-Millionen-Euro-Logo
Die Förderbank KfW will sich für drei Millionen Euro ein neues Logo gönnen. Denn das Mauerblümchen-Dasein soll ein Ende haben. Einige Verwaltungsräte sind dagegen. Doch KfW-Chef Ulrich Schröder hält an seinen Plänen fest.
» Handelsblatt
Mangelndes Vertrauen
Bestätigt durch die Erfahrungen in der Krise, verabschieden sich immer mehr Unternehmer von den Banken, hat die » Wirtschaftswoche beobachtet. Die Wut auf das Kreditgewerbe beflügelt die Fantasie bei der Geldbeschaffung. Die drohende Kreditklemme in der Krise 2008/09 lässt vor allem Mittelstandsanleihen boomen. Statt Kredite auszureichen, können Banker schon froh sein, wenn sie als Emissionsberater daran etwas verdienen.
Mehr Geld vom Versicherer
Die Lebensversicherer haben die Verzinsung für 2012 im Schnitt deutlich gesenkt. (FinanceToday berichtete). Eine Analyse des Manager Magazins zeigt aber auch positive Überraschungen. Manche Anbieter zahlen Ende 2012 ihren Kunden sogar mehr aus als im Vorjahr.
Problem Eigenkapital
Die Commerzbank erntet für ein internes Ratingmodell heftige Kritik, mit dessen Hilfe das Institut eine Milliarde Euro an Kapital hebt. Das Commerzbank-Modell ist legitim, beruht aber auf einer laxeren Risikoannahme, schreibt die » FTD. Die Konflikte der europäischen Banken bei der Erhöhung des Eigenkapitals erläutert die » NY Times ausführlich.
Das Ende von Investmentfonds?
» Fortune sieht das Ende von Investmentfonds kommen. Die Story ist aufgehängt am ETF (börsengehandelter Indexfonds) des Anleiheninvestors Pimco. Die Allianz-Tochter bringt nämlich einen ETF auf einen eigenen Investmentfonds auf den Markt. Die Investmentfonds-Industrie wird aufgrund von tausend Stichen sterben, aber Pimco hat als erster das Schwert gezogen, meint Fortune.
Shortcuts aus der Finanzbranche
Wie geht es mit der geplanten Fusion von Deutscher Börse und NYSE Euronext weiter? » Reuters hat die verschiedenenen Szenarien aufgelistet. Unicedit will eine Anleihe in Höhe von 25 Milliarden Euro auf den Markt bringen. » (FT) Nach Standard & Poor's und Moody's rückt die dritte Ratingagentur ins Visier der Justiz. Hintergrund ist offenbar die von Fitch angedrohte Herabstufung Italiens. » (FTD) Zehn Tage nach der Herabstufung der Kreditwürdigkeit Frankreichs hat die Ratingagentur S&P auch vier französische Banken um eine Stufe herabgesetzt Die Staatsbank CDC bewertet S&P künftig nicht mehr mit der Bestnote AAA, sondern wie den französischen Staat nur noch mit AA+. Die Banken Société Générale, Crédit Agricole und BPCE stufte S&P jeweils von A+ auf A herunter. » (NZZ) Die Erste Group Bank will weitere Staatsgarantien zurückgeben. Die Bank tilgte eine 1,5 Milliarden Euro schwere Anleihe, die sie 2009 mit Hilfe von Staatsgarantien begeben hat. » (HB) Dank einem kräftigen Gewinnplus kann der Versicherungskonzern Vienna Insurance seine Dividende erhöhen. » (HB) Neue Boni-Vergütung bei der Credit Suisse: Die Bank will rund 18 Prozent der Kreditrisiken aus dem Derivate-Portfolio an die den betroffenen Kreis führender Mitarbeiter auslagern. » (HB)
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FEEDBACK - meistgeklickter Link der vorherigen Ausgabe
Welcher Filmtitel passt zu welcher Bank?
Diese Frage hat das britische Portal » Here ist the City seinen Lesern gestellt und gleichzeitig ein paar Vorschläge unterbereitet. Der Commerzbank wurde "Die Hard" (deutscher Titel: Stirb langsam) zugeordnet, der WestLB "Death wish" (Ein Mann sieht rot). Aber auch die anderen Banken wie Lehman Brothers "The Lost Weekend" erhielten witzige Filmtitel.
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HEUTE IM HANDELSBLATT
Titel: Japan - Ende eines Exportwunders
Politik: IWF erwartet Rezession in der Euro-Zone
Unternehmen: Die goldenen Zeiten sind vorbei
Finanzen: Seltsame Ruhe am Zertifikatemarkt
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MENSCHEN UND MEINUNGEN
Warnung vor Kollaps des Geldsystems
Thomas Mayer, Chefvolkswirt der Deutschen Bank, hat vor einer erneuten Verschärfung der Euro-Krise gewarnt. In der ersten Stufe der Krise sei das Vertrauen in die private Finanzwirtschaft verloren gegangen, in der zweiten das Vertrauen in die Staatsfinanzen. "Falls das Vertrauen sich nicht zurückkehrt, könnte die nächste Stufe eine Krise des gesamten Geldsystems sein", sagte Mayer.
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Die Boni der Wall-Street-Chefs
Jamie Dimon, Vorstandschef von JP Morgan Chase, hat in der Bonusrunde 2011 Aktien in Höhe von 17,3 Millionen Dollar erhalten. Das Portal » Here ist the City hat die bisherigen Bonuszahlungen aufgelistet. Ein Blick auf Auszahlungen der Wall-Street-Chefs zeigt: Die Lage scheint gar nicht so schlimm zu sein.
Mehr Staatsanleihen
Paul Achleitner, im Allianz-Vorstand verantwortlich für das Kapitalanlagegeschäft, will mehr europäische Staatsanleihen ins eigene Portfolio nehmen. Während Europas Politiker zäh darüber verhandeln, wie die Schlagkraft des europäischen Rettungsschirms erhöht werden kann, setzt der Münchener Versicherer auf das von ihm vorgeschlagene "Versicherungsmodell".
» Wall Street Journal D