Roberto Abraham Scaruffi

Monday, 23 January 2012


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Endspiel in Athen
Die Verhandlungen über einen griechischen Schuldenschnitt bleiben trotz des enormen Zeitdrucks eine Hängepartie. » (HB). Laut » Spiegel hat das Land nur mit einem Haircut von über 80 Prozent eine Chance - und auch für Portugal sehe es düster aus. Thomas Mirow, Chef der Osteuropabank EBRD, hat im » Handelsblatt vor einem Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone gewarnt. "Investoren außerhalb Europas würden den Austritt Griechenlands aus der Währungsgemeinschaft als Grund sehen, generell die Architektur des Währungsraums infrage zu stellen." "Freiwillig oder unfreiwillig - Griechenland wird pleite gehen", ist sich die » Huffington Post sicher. Die Griechen würden nicht zulassen, dass ihre Anleihen den scheinbar stärkeren Mitgliedern der Eurozone verpfändet oder verkauft werden - und würden deshalb für einen Ausstieg, für eine Wirtschaft unabhängig vom Rest der Eurozone, stimmen. Daniel Kalt, UBS-Ökonom, geht laut » Cash davon aus, dass Griechenland am 20. März 2012 bankrott ist. Zu dem Stichtag würden 14,4 Milliarden Euro griechische Staatsanleihen zur Rückzahlung fällig. McKinsey-Chef Frank Mattern empfiehlt laut » FAZ Griechenland den Austritt aus der Europäischen Währungsunion. "Denn die Abwertung einer neuen Währung hilft, international wieder mehr Wettbewerbsfähigkeit zu erlangen." Uni sono schreibt » Report on Business aus Kanada: "Griechenland muss sich aus der Eurozone zurückziehen, oder ausgeschlossen werden, muss dann die Drachme wieder einführen, die Abwertung hinnehmen, um so seine Wirtschaft zu stabilisieren."
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NEWS
Wurde hellenisches Defizit manipuliert?
Der für Finanzverbrechen zuständige Athener Staatsanwalt Grigoris Peponis hegt den Verdacht, Griechenlands Staatsdefizit sei auf Druck von Politikern Ende 2009 von zwölf auf 15,4 Prozent künstlich erhöht worden. Wie der » Focus berichtet, hat Peponis neben Giorgos Papandreou den früheren Finanzminister Giorgos Papakonstantinou sowie "weitere involvierte Mitglieder der Pasok-Regierung" ins Visier genommen.
Schäubroin befürchten Basel
In Paris und Berlin wächst offenbar die Angst, dass die "Basel III"-Regeln die Bankenindustrie und so die Kreditvergabe an die Realwirtschaft ausbremsen könnten. Laut » Financial Times sprechen sich Finanzminister Wolfgang Schäuble und sein französischer Kollege François Baroin in einem gemeinsamen Papier dafür aus, die Regeln zu lockern. Besonders Banken mit angeschlossener Versicherungssparte sollen gesondert behandelt werden.
Tobin doch nicht so schlimm
Die möglichen negativen Auswirkungen einer Finanztransaktionssteuer werden weit geringer ausfallen, als es Kritiker mutmaßen. Erste Schätzungen der EU-Kommission, wonach das Bruttoinlandsprodukt in der Gemeinschaft langfristig um 1,76 Prozent sinken könnte, korrigiert die Behörde nunmehr nach unten.
» Handelsblatt
Zügel für die Derivate
Die deutschen Finanzaufseher wollen die Derivatemärkte strikter regulieren. Sie hätten sich "völlig losgelöst" von den realen Märkten, erklärt Raimund Röseler, Exekutivdirektor Bankenaufsicht der Bafin und Mitglied im Management Board der europäischen Bankenaufsicht EBA, im Interview der » Börsen-Zeitung. Früher habe man vielleicht zu naiv gedacht, Kreditderivate dienten der Absicherung bestehender Forderungen.
Londons Banker machen mobil
Über 100 Ex-Investmentbanker der früheren Commerzbank-Tochter Dresdner Kleinwort wollen ausstehende Boni in Höhe von 50 Millionen Euro einklagen. Im August 2008, einen Monat vor dem Untergang der US-Investmenbank Lehman Brothers, ist ein Bonustopf von 400 Millionen Euro aufgebaut worden - der wenige Monate später von der Commerzbank als neuer Eigentümerin der taumelnden Tochter um 90 Prozent gekürzt wurde, rekapituliert der » Independent.
Shortcuts aus der Finanzbranche
Die NordLB will die von der Europäischen Bankenaufsicht EBA geforderte Stärkung des Kernkapitals ohne erneute Hilfen des Landes stemmen. » (HB) Im Skandal um französische Billig-Brustimplantate ist die Allianz von einem Gericht in Avignon zu 4000 Euro Schadenersatz verurteilt worden. » (HB) Talanx steigt mit der Übernahme von Polens zweitgrößtem Versicherer Warta zum zweitgrößten Versicherer im Land auf. » (WSJ)
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FEEDBACK - meistgeklickter Link der vorherigen Ausgabe
Keine Lust auf Frisieren
Wollte die Deutsche Bank einen Junior-Analysten zwingen, Zahlen im Geschäft mit hypothekenbesicherten Wertpapieren zu frisieren? » Pro Publica rekapituliert minutiös einen Fall, in dem ein mittelrangiger Deutsche-Bank-Manager 2007 angeordnet haben soll, Zahlen in einer Tabelle so zu ändern, dass das eigene Investment lukrativer aussieht und die Ratingagenturen dem Institut am Ende bessere Noten geben. Der Analyst habe sich allerdings geweigert und damit eine interne Untersuchung ausgelöst. Die Deutsche Bank dementiert.
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HEUTE IM HANDELSBLATT
Titel: Die Zweiklassengesellschaft
Politik: Zeitarbeit entzweit die Tarifparteien
Unternehmen: Familie Schlecker bangt um ihr Imperium
Finanzen: Chinas Angst vor Geisterstädten
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INSIDER-BAROMETER - Transaktionen der Top-Manager
Kaum Verkäufe nach Kursanstieg
Insider sind nach dem Dax-Kursanstieg zurückhaltend. Positiv ist, dass trotz angezogenem Kursniveau die Verkäufe zurückgehen und aktuell auf einem sehr niedrigen Niveau liegen. Käufe sind aber auch kaum zu beobachten, so dass sich die aktuellen Insidertransaktionen eher marktneutral interpretieren lassen. Das Barometer, das die Fifam zusammen mit Commerzbank Wealth Management exklusiv für das Handelsblatt berechnet, notiert nahezu unverändert bei 113 Punkten. Die Top-Käufe waren in den Aktien von Gerry Weber (absolut) und Schwälbchen Molkerei (relativ vom Marktwert) zu beobachten. Während Gerry Weber sich langsam zu einem Dauergast in den Top Listen etabliert (die fundamentale Situation und auch die Kurse entwickeln sich ja breits seit einiger Zeit sehr positiv), ist bei Schwälbchen die absolute Höhe des Kaufvolumens zwar gering, doch bewegt sich das Unternehmen in einem interessanten Umfeld (Nahrungsmittelproduktion, zuletzt wurde im Molkereiumfeld eine größere M&A Transaktion vermeldet) und ist aktuell interessant bewertet. Durch die geringe Marktkapitalisierung liegt die Aktie zwar nicht im Fokus von institutionellen Anlegern, doch könnte das Unternehmen für Privatanleger mit einem langfristigen Anlagehorizont interessant sein. Die Top-Verkäufe waren gering: Mit Carl Zeiss Meditec und Varta handelt es sich um zwei interessante Unternehmen, die aktuellen Verkäufe sollten aufgrund ihres geringen Volumens nicht überbewertet werden.
» Handelsblatt-Rubrik
MENSCHEN UND MEINUNGEN
Plädoyer für Billion-Schirm
Mario Monti, Italiens Premier, will das Volumen des Euro-Rettungsschirms laut » Spiegel drastisch erhöhen. Das Finanzierungsvolumen solle von 500 Milliarden Euro auf eine Billion Euro steigen. Rückendeckung bekommt der italienische Ministerpräsident von seinem Landsmann Mario Draghi, dem Chef der Europäischen Zentralbank (EZB).
Theorie hat in der Praxis versagt
Kenneth Rogoff, Harvard-Professor und ehemalige Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds, wirft der Volkswirtschaftslehre vor, in der Krise schwere Defizite offenbart zu haben. Die sehr eleganten ökonomischen Modelle, die die akademische Welt seit Jahrzehnten dominierten, seien in der Praxis "sehr, sehr erfolglos" gewesen. Im » Handelsblatt erklärt Rogoff: "Die Grundüberzeugung hinter diesen Modellen, dass Märkte perfekt funktionieren und staatliche Eingriffe nur zu schlechteren Ergebnissen führen können, ist widerlegt".
Anwalt soll auch manipuliert haben
Harald Petersen, Ex-Vorstand der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), steht im Verdacht der Marktmanipulation in Mittäterschaft. Die Staatsanwaltschaft aus München hat laut » Spiegel beantragt, Petersen vom sogenannten "Börsenbrief-Prozess" auszuschließen - denn der Rechtsanwalt ist gleichzeitig Verteidiger des angeklagten ehemaligen SdK-Vizechefs Markus Straub. Der Prozess gegen Straub beginnt an diesem Montag in München, ihm werden Insiderhandel und Aktienkursmanipulation vorgeworfen.
Bundesrat schwer belastet
Reto T., Datendieb, der die Unterlagen zu den Devisengeschäften (die SNB-Präsident Philipp Hildebrand zum Rücktritt zwangen) in der Bank Sarasin kopiert hatte, meldet sich zu Wort. Demnach soll er von Bundesrat (und Hildebrand-Gegner) Christoph Blocher gleich drei Angebote erhalten haben: neuer Job, Kostenübernahme für Strafverteidiger und Hilfe beim Verkauf von Interviews an Medien.
» Sonntagsblick » Sonntag
Wechselkursuntergrenzen polarisieren
Thomas Jordan, Interimspräsident des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank, will am geldpolitischen Kurs von Philipp Hildebrand festhalten. Es gebe aktuell keine Alternative zur Wechselkursuntergrenze, erklärt er im der » Neuen Zürcher Zeitung. Ansonsten wäre der Franken deutlich stärker geworden und zugleich extrem volatil geblieben. Wenig begeistert blickt Ex-UBS-CEO Oswald Grübel auf die Untergrenze: "Allein schon ein Abwertung des Schweizer Franken um 10 Prozent reduziert unser gesamtes Vermögen um 300 Milliarden Franken." Die Untergrenze drohe zur größten politischen Subvention aller Zeiten zu werden, zitiert » Finenews.
Vorstand geschrumpft
Klemens Breuer, Vorstandsmitglied der WestLB, nimmt Ende des Monats seinen Hut. Laut Aufsichtsrat scheidet der Manager auf eigenen Wunsch aus. Ein Nachfolger wird nicht gesucht, stattdessen sollen die Aufgaben im Führungsgremium umverteilt werden, meldet die Nachrichtenagentur » DPA.
Wer hat den Brief gefälscht?
Julius Lindbergh Meinl V., Bankier mit britischer Staatsbürgerschaft, steht seit sage und schreibe 2007 im Fokus der Justiz. Hintergrund ist eine Klage der Immobiliengesellschaft Atrium gegen Julius Meinl und sieben weiteren Personen aus dem Finanzimperium. Vorwurf: Untreue und Betrug. Jüngste Turbulenzen: Ein Gutachter warf das Handtuch, weil ihn die Staatsanwaltschaft angeblich unter Druck setzte. Und jetzt stellte Meinls Rechtsanwalt Strafanzeige gegen unbekannt wegen Urkundenfälschung sowie der Fälschung eines Beweismittels.
» Die Presse
Exodus der Goldman-Manager
Donald Mullen Jr., hochrangiger Manager in der Anleihen-Abteilung bei Goldman Sachs, verlässt die Firma. Laut » Bloomberg ist Mullen das elfte Mitglied des 30-köpfigen Management-Komitees, das innerhalb eines Jahres geht. Der 53-Jährige war 2001 von Bear Stearns zu Goldman gewechselt.
Weiterer Link: » Wall Street Journal
DEBATTE - worüber die Finanzwelt diskutiert
Was bringt Davos?
Die » Financial Post aus Kanada glaubt, dass der Kapitalismus beherrschendes Thema auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos sein wird. CEOs weltweit hätten nicht Terrorismus oder steigende Verbraucherpreise als akute Probleme der Weltwirtschaft ausgemacht, sondern das zunehmende Ungleichgewicht bei den Einkommen. So wollen sich die meisten Reden mit der Frage befassen, wie ein Prozent der Weltbevölkerung mehr Wohlstand für die restlichen 99 Prozent schaffen kann. "Doch was ist die Alternative", fragt das Blatt skeptisch. Erst sei der angelsächsische Kapitalismus verehrt worden, bis 2008. Dann seien Wall Street und City of London angeprangert und der europäische Kapitalismus gefeiert worden, bis 2010. "2012 nun wird sich China als Erfolgsmodell darstellen, dabei ist das letztlich eine kommunistische Diktatur mit ein paar reichen Politikern und ihren reichen Freunden." Davos werde entweder den Sozialismus wieder entdecken, oder einen "verantwortungsvollen Kapitalismus-Hybrid" hervorbringen.
ZUGABE - worüber die Finanzwelt schmunzelt
Lohn für lausige Arbeit
Eine äußerst lukrative Methode, reich zu werden, hat » The Daily Beast entdeckt: CEO eines börsennotierten Unternehmens werden, Mist bauen und mit einem goldenen Handschlag gehen. Eine Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts GMI zeige, dass die Abfindungszahlungen steigen. "Um unter die Top-20-CEOs mit goldenem Handschlag zu kommen, muss man mindestens 100 Millionen Dollar Abfindung erhalten haben", schreibt das Portal. Beispiele seien Thomas E. Freston, der nach neun Monaten als Viacom-CEO 101 Millionen Dollar erhielt; William D. McGuire, CEO der UnitedHealth Group, musste nach einem Aktienoptionen-Skandal gehen - mit 286 Millionen im Gepäck; Hank A. McKinnell brachte es als Pfitzer -CEO fertig, den Marktwert des Unternehmens um 140 Milliarden Dollar zu minimieren - und erhielt zum Abschied rund 200 Millionen Dollar. Lausige Arbeit lohne sich offenbar - im Zeitalter der "CEO-Könige".