Roberto Abraham Scaruffi

Thursday, 31 May 2012


Donnerstag, 31. Mai 2012
Guten Morgen,
vor zwei Jahren war es den 500 größten Konzernen Europas zum zweiten Mal in der Nachkriegszeit gelungen, profitabler als ihre US-Rivalen zu sein. Doch die Euro-Schuldenkrise hat die Uhr wieder zurückgedreht. 2011 setzten sich die Amerikaner mit ihren großen Gewinnmaschinen wie Exxon Mobil, Chevron, Pfizer, Wal-Mart oder Apple wieder an die Spitze. Die große Handelsblatt-Studie "Firmenvergleich Europa vs. Amerika", die unser Unternehmensreporter Ulf Sommer zusammen mit dem Handelsblatt-Research erstellt hat, zeigt Gewinner und Verlierer - und sie zeigt, was in Europa geschah. Gewinneinbrüche auf breiter Front: Italien minus 54 Prozent, Spanien minus 37 Prozent, Finnland minus 55 Prozent. Die Euro-Krise frisst sich in die Konzernbilanzen. Unsere Titelgeschichte "Gewinnmaschine USA" verdeutlicht die Unterschiede auf beiden Kontinenten.

Eine deutsche Version von Amazon, Google, Youtube, Facebook oder Apple sucht man vergebens. Lediglich das Softwareunternehmen SAP hat es als eine der wenigen Neugründungen geschafft, zu einer IT-Firma von Weltgeltung zu werden. Diese Schieflage gegen die USA in der Internet- und IT-Branche wird in der Bundesregierung mit wachsender Sorge gesehen. Kanzlerin Angela Merkel will jetzt mit einer industriepolitischen Initiative gegensteuern, wie unser Hauptstadtbüro meldet. Hoffentlich erlahmt diese Initiative nicht gleich wieder, kaum dass der Nachtisch beim großen "Internet-Gipfel im Kanzleramt" abgetragen ist. Merkels Gipfelgastronomie ist in der Regel beides - bekömmlich und folgenlos.

Die EU-Kommission räumt Spanien eine Atempause bei der Haushaltskonsolidierung ein. Die Regierung in Madrid muss ihr Defizit erst im Jahr 2014 auf den EU-Grenzwert von drei Prozent vom Bruttoinlandsprodukt (BIP) drücken, also ein Jahr später als bisher geplant. EU-Wirtschaftskommissar Olli Rehn begründete den Schritt gestern mit der Rezession in Spanien. Die Verschiebung ist ökonomisch bedenklich, aber politisch geboten. Martin Wolf schreibt in der britischen "Financial Times", dass nichts gewonnen sei, wenn die Südländer sich immer tiefer in die Rezession sparten: "Der Lohn für den heutigen Schmerz ist dann der noch größere Schmerz in der Zukunft."

Der kanadische Blackberry-Hersteller Research in Motion (RIM) hat nach fünf Quartalen mit sinkenden Verkaufszahlen und schrumpfenden Marktanteilen die Börse auf den ersten Quartalsverlust seit 2004 vorbereitet. Die Firma verlor den Anschluss an wichtige Technologien wie den berührungsempfindlichen Bildschirm. Wenn der Ex-Siemens-Mann und heutige Blackberry-Chef Thorsten Heins die Sanierung hinbekommt, ist er für mich kein Manager, sondern ein Magier.

Heute Morgen beginnt Josef Ackermanns letzter großer Auftritt als Deutsche-Bank-Chef. Das Handelsblatt ist auf der Hauptversammlung mit seinem Bankenteam dabei - und Sie auch, wenn Sie mögen. Handelsblatt Online und unser iPad-Portal Handelsblatt First werden live berichten.

Auch bei Europas größtem Luft- und Raumfahrtkonzern EADS geht heute eine Ära zu Ende. Der langjährige Vorstandschef Louis Gallois verabschiedet sich auf der Hauptversammlung in Amsterdam von den Aktionären. Nachfolger des freundlich, diplomatischen Franzosen wird der 53-jährige Klartext-Redner Thomas Enders aus Deutschland. Der hat sich Großes vorgenommen: "Ich möchte unsere Ertragsfähigkeit steigern, die Internationalisierung voran treiben und daran arbeiten, dass wir normale Eigentümerstrukturen bekommen, in der staatliche Aktionäre keine Rolle spielen." Diese Ziele sind so radikal wie notwendig.

Die Iren stimmen heute als einziges Volk in der EU per Volksentscheid über den Fiskalpakt ab. Weitere Finanzhilfen würde Irland im Bedarfsfall wohl nur noch dann erhalten, wenn das Volk mehrheitlich mit "Ja" stimmt. Das Inselvolk lernt damit eine wichtige Lektion: Zur Demokratie gehören zwei. Auch die Geberländer haben ein Recht, "Nein" zu sagen. Vielleicht sollte man den irischen Wahltag heute auch im griechischen Fernsehen übertragen.

Berufsenthüller Günter Wallraff hat wieder zugeschlagen. Diesmal heuerte er unter falschem Namen bei einem Paketzustelldienst an. Dort fand er, was er suchte: "moderne Sklaverei". Die routinierte Empörung des 69-jährigen Bestsellerautors mutet mittlerweile seltsam an: Wallraff ist der einzige Sklave, der es mit Sklavenarbeit zum Millionär geschafft hat.

Ich wünsche Ihnen einen entspannten Tag. Es grüßt Sie herzlichst Ihr
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Gabor Steingart
Chefredakteur
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DEUTSCHE BANK
Ackermanns Altlasten
Josef Ackermann steht den Aktionären zum letzten Mal Rede und Antwort. Die Ära des Schweizers ist zu Ende. Nicht alle Altlasten konnte er beseitigen, die Bank braucht dringend neue Visionen, auch muss sie profitabler werden. Mehr...
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FÜR SIE GELESEN
Die Handelsblatt-Presseschau
Gegen die Überlegungen der EU-Kommission, eine "Bankenunion" zu schaffen und strauchelnde Kreditinstitute in Spanien oder anderen Euro-Staaten mit Mitteln aus dem Euro-Rettungsschirm ESM zu stützen, regt sich bereits politischer Widerstand. Einfach weiter Geld in die Banken zu pumpen, sei der falsche Weg, finden die Medien. Mehr...
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Wallraff entdeckt als Paketbote "moderne Sklaverei"
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DAX-AUSBLICK
Der Dax beginnt lustlos
Der Dax tendiert kaum verändert. Die Vorgaben aus Amerika und Asien sind schwach, die Schuldenkrise belastet. Positive Impulse könnten lediglich von Volkswagen kommen, nachdem der Konzern den neuen Tarifvertrag unter Dach und Fach gebracht hat. Die Aktionäre von Deutscher Bank und EADS versammeln sich heute zur Hauptversammlung. Mehr...
BÖRSE TOKIO
Nikkei-Index rückt an seine Jahrestiefs heran
Der Handel beginnt mit einem Schrecken: Der Nikkei-Index fällt zunächst unter 8.500 Punkte, im Verlauf erholt er sich jedoch wieder leicht. Die Vorgaben der Wall Street sind schlecht, Europas Schuldenkrise belastet. Mehr...
BÖRSE NEW YORK
Der Dow Jones verharrt deutlich im Minus
Die US-Börsen sind gestern wegen der Sorgen über die Euro-Krise deutlich schwächer aus dem Handel gegangen. Die Angst um spanische Banken und Griechenland überschattete das Marktgeschehen. Mehr...
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Marktbericht Wall Street
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Börse Frankfurt
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Analyser to go
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Börsenspiel 2012
Testen Sie Ihr Börsenwissen und melden Sie sich für das Börsenspiel von Handelsblatt und Deutscher Börse an. Es gewinnt, wer am meisten aus seinem Startkapital macht. Der Gewinner bekommt einen Luxus-Geländewagen, den Range Rover Evoque. Doch nicht nur der Gesamtsieger wird gekürt, sondern auch die Gewinner einzelner Wochen. Mitmachen lohnt sich in jedem Fall. Das Börsenspiel beginnt am 14. Mai - und endet am 3. August 2012.

Hier können Sie sich für das Börsenspiel anmelden
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INTERNET-GIPFEL
Merkel will digitale Wirtschaft in Deutschland und Europa stärken
Die Kanzlerin sorgt sich um die digitale Wirtschaft Deutschlands. Denn die könnte bei den Branchenriesen wie Google oder Apple untergehen. Bei einem vertraulichen Internet-Gipfel sollen die Bedingungen verbessert werden. Mehr...
TERMINE DES TAGES
Bundesagentur gibt Arbeitslosenzahlen bekannt
Die Bundesagentur für Arbeit gibt in Nürnberg die Arbeitslosenzahlen für Mai bekannt. Experten rechnen dabei mit einer weiteren Abschwächung des Jobaufschwungs. Nach ihren Berechnungen waren zum Ende des Frühjahrs rund 2,86 Millionen Männer und Frauen ohne Arbeit; dies wären rund 100.000 weniger als im April. Im Schnitt der vergangenen drei Jahre war die Zahl der Jobsucher allerdings deutlich stärker - nämlich um 137.000 - gesunken. Auf dem Arbeitsmarkt macht sich nach Ansicht der Fachleute derzeit die Schwächephase der deutschen Wirtschaft im Winterhalbjahr bemerkbar. Für das vierte Quartal 2012 rechnen die meisten Volkswirte aber wieder mit einer stärkeren Belebung des Arbeitsmarktes.

Ackermanns letzter Auftritt - Deutsche Bank vor Führungswechsel
Es ist Josef Ackermanns letzter großer Auftritt als Deutsche-Bank-Chef: Mit Ablauf der Hauptversammlung räumt der Schweizer nach zehn Jahren den Chefsessel des Dax-Konzerns. Eine "Ackermann-Show" wird das Aktionärstreffen in Frankfurt nach Meinung von Beobachtern nicht werden. Fragwürdige Geschäfte mit Rüstungsfirmen und Spekulationen mit Lebensmitteln regen Kritiker ebenso auf wie das Gezerre um die Ackermann-Nachfolge im Sommer 2011. Das künftige Führungsduo aus dem Investmentbanker Anshu Jain und dem bisherigen Deutschland-Chef Jürgen Fitschen dürfte einen Vorgeschmack bekommen, worauf es sich einstellen muss.
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IRISCHER EU-ABGEORDNETER
"Es gibt eine enorme Anti-Merkel-Stimmung"
"Wut im Bauch", "krasse Erpressung", "riesige Lüge" - vor der Abstimmung der Iren über den Fiskalpakt findet der irische EU-Parlamentarier Paul Murphy deutliche Worte. Vor allem mit Deutschland geht er hart ins Gericht. Mehr...
TERMINE DES TAGES
Iren stimmen über Fiskalpakt ab
Die Iren mögen es noch etwas demokratischer als der Rest Europas: Als einziges Land in der EU stimmen sie per Volksentscheid über den Fiskalpakt ab. Das Referendum hat für den Rest der EU zwar keine Veto-Wirkung. Nur zwölf der 17 Euro-Länder müssen den Pakt ratifizieren, um ihn in Kraft treten lassen zu können. Weitere Finanzhilfen würde Irland im Bedarfsfall aber wohl nur noch dann erhalten, wenn das Volk mit dafür stimmt. Laut letzten Meinungsumfragen haben die Befürworter eine Mehrheit, wobei viele Wähler noch unentschlossen sind.

Führungswechsel im EADS-Cockpit
Europas größter Luft- und Raumfahrtkonzern EADS beginnt ein neues Kapitel. Der langjährige Vorstandschef Louis Gallois verabschiedet sich auf der Hauptversammlung in Amsterdam von den Aktionären. Nachfolger des Franzosen wird der 53-jährige Deutsche Thomas Enders. Enders will den staatlichen Einfluss auf den Konzern zurückdrängen, der vor allem von Deutschland und Frankreich kommt. Rangeleien um Aufträge für die einzelnen Airbus-Standorte zwischen Nordseeküste und Mittelmeer haben dem Konzern immer wieder das Leben erschwert.
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SYRIEN IN DER KRISE
Russlands UN-Blockade trifft auf Widerstand
Nach dem Massaker in Al-Hula kehrt der erste syrische Diplomat seiner Regierung den Rücken. Russland hingegen stellt sich vollmundig hinter seinen Verbündeten. Das lähmt den Sicherheitsrat - und bringt die USA auf Ideen. Mehr...
WINDKRAFT-IMPORTE
USA bremsen China mit Strafzöllen aus
Mit Subventionen schürt China den Preiskampf bei der Technologie für alternative Energien. Das lassen sich die USA nicht länger bieten und planen Strafzölle. Die Chinesen könnten das als Retourkutsche verstehen, denn China erhebt seit einigen Monaten sogenannte Anti-Dumping-Zölle für Autoimporte aus den USA. Mehr...
TERMIN DES TAGES
Wie stark wächst die US-Wirtschaft?
In Washington wird eine zweite Schätzung für das Wirtschaftswachstum im ersten Quartal veröffentlicht. Experten gehen davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,9 Prozent gewachsen ist. Im Vorquartal hatte das Wachstum 2,2 Prozent betragen.
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WORTE DES TAGES

"Das Risiko, dass uns in Zukunft partielle Abschaltungen des Stroms drohen, wird größer."
Hans-Peter Villis,
der scheidende Chef von EnBW

"Die Regierung hat der Europäischen Zentralbank keinen Plan vorgelegt, und die EZB hat nichts in dieser Sache zurückgewiesen."
Luis de Guindos,
spanischer Wirtschaftsminister, zum angeblichen Streit über die Rettung der Bank Bankia