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Guten Morgen Herr Scaruffi,
die neue FDP schimmert grün. Mit seiner
Forderung nach einem Express-Ausstieg aus der Atomenergie hat Generalsekretär
Christian Lindner auch die Freunde der FDP verwirrt. Im Exklusiv-Interview mit
dem Handelsblatt stellt er sich unbequemen Fragen. Kommt seine Zwangsabschaltung
der Atomkraftwerke nicht einer Enteignung gleich? Folgt die Partei noch
marktwirtschaftlichen Grundsätzen? Betreibt auch er jetzt Politik nach
Stimmungslage? Was wird aus dem allseits geschätzten Wirtschaftsminister Rainer
Brüderle?
Lesen Sie seine Antworten in der heutigen Ausgabe unserer
Zeitung. Und über den Unmut der Wirtschaft über diese neuerliche Wendung in der
ohnehin schon windungsreichen Geschichte der deutschen
Energiepolitik.
Bei Saab sieht es düster aus. Zweimal hintereinander
musste das Unternehmen in dieser Woche die Fließbänder anhalten. Lieferanten
wollen erst Geld sehen, bevor sie weiter liefern. Auch ein Saab lebt nicht vom
Design allein, braucht Radkappen und Kurbelwelle. Unser Stockholmer
Korrespondent Helmut Steuer beschreibt den Niedergang einer Ikone.
In
Stuttgart bei Daimler macht man sich ebenfalls Sorgen. Aber nicht wegen
finanzieller, sondern aufgrund politischer Unwägbarkeiten. Der Grüne Rezzo
Schlauch versucht diese Ängste der Automobilindustrie in einem Gastbeitrag für
das Handelsblatt zu zerstreuen: "Stuttgart wird nicht Detroit", verspricht er.
Wir erwarten heute die neuesten Zahlen zu den Einzelhandelsumsätzen im
Februar. Unsere Experten rechnen mit einem nur leichten Plus gegenüber dem
Vorjahresmonat. Auch neue Arbeitsmarktzahlen sind für heute Vormittag
angekündigt. Wir rechnen für März mit 3,2 nach 3,3 Millionen Arbeitslosen im
Februar. Das würde bedeuten: Die Konjunktur tritt auf der Stelle.
Mit
Spannung blicken wir auch auf die jüngsten Bilanzzahlen von H&M, immerhin
der zweitgrößte Modehändler der Welt. Diese Zahlen reflektieren bereits das
erste Quartal 2011. Ein kleines Plus wird es wohl sein, hören wir. Die
Finanzmärkte dürfte das eher enttäuschen. Die Anleger hatten sich mehr
Schubkraft erhofft. Der Frühling und die wieder intakte Konsumlaune würden ihre
Wirkung nicht verfehlen, so hatte man gedacht.
Erleichterung in allen
europäischen Hauptstädten heute Morgen: Gestern Nacht ist der libysche
Außenminister in London gelandet. Er trat dort umgehend von seinem Amt zurück.
Die alliierten Luftschläge haben ganz erkennbar ihren Zweck erfüllt; die
Rebellen sind auf dem Vormarsch, die Regierung in Tripolis wirkt destabilisiert.
Peinlich für Deutschland, dass dieser Sieg der Anti-Gaddafi-Koalition ohne unser
Zutun errungen wurde. Guido Westerwelle, der immer nur die Risiken der Operation
betont hatte, steht einmal mehr als Außenseiter-Minister da.
Und in
Japan? Der Reaktor strahlt weiter vor sich hin. Die Regierung hat nun
beschlossen, die Reaktorblöcke 1 bis 4 mit Kunstharz zu besprühen. Das soll nach
Tatkraft aussehen und wirkt in Wahrheit wie ein Akt der Verzweiflung.
Ich
wünsche Ihnen einen heiteren und erfolgreichen Arbeitstag. Bleiben Sie unserer
Zeitung gewogen.
Ihr Gabor Steingart Chefredakteur
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