Roberto Abraham Scaruffi

Thursday, 31 March 2011


DONNERSTAG, 31. MÄRZ 2011
Guten Morgen Herr Scaruffi,
die neue FDP schimmert grün. Mit seiner Forderung nach einem Express-Ausstieg aus der Atomenergie hat Generalsekretär Christian Lindner auch die Freunde der FDP verwirrt. Im Exklusiv-Interview mit dem Handelsblatt stellt er sich unbequemen Fragen. Kommt seine Zwangsabschaltung der Atomkraftwerke nicht einer Enteignung gleich? Folgt die Partei noch marktwirtschaftlichen Grundsätzen? Betreibt auch er jetzt Politik nach Stimmungslage? Was wird aus dem allseits geschätzten Wirtschaftsminister Rainer Brüderle?

Lesen Sie seine Antworten in der heutigen Ausgabe unserer Zeitung. Und über den Unmut der Wirtschaft über diese neuerliche Wendung in der ohnehin schon windungsreichen Geschichte der deutschen Energiepolitik.

Bei Saab sieht es düster aus. Zweimal hintereinander musste das Unternehmen in dieser Woche die Fließbänder anhalten. Lieferanten wollen erst Geld sehen, bevor sie weiter liefern. Auch ein Saab lebt nicht vom Design allein, braucht Radkappen und Kurbelwelle. Unser Stockholmer Korrespondent Helmut Steuer beschreibt den Niedergang einer Ikone.

In Stuttgart bei Daimler macht man sich ebenfalls Sorgen. Aber nicht wegen finanzieller, sondern aufgrund politischer Unwägbarkeiten. Der Grüne Rezzo Schlauch versucht diese Ängste der Automobilindustrie in einem Gastbeitrag für das Handelsblatt zu zerstreuen: "Stuttgart wird nicht Detroit", verspricht er.

Wir erwarten heute die neuesten Zahlen zu den Einzelhandelsumsätzen im Februar. Unsere Experten rechnen mit einem nur leichten Plus gegenüber dem Vorjahresmonat. Auch neue Arbeitsmarktzahlen sind für heute Vormittag angekündigt. Wir rechnen für März mit 3,2 nach 3,3 Millionen Arbeitslosen im Februar. Das würde bedeuten: Die Konjunktur tritt auf der Stelle.

Mit Spannung blicken wir auch auf die jüngsten Bilanzzahlen von H&M, immerhin der zweitgrößte Modehändler der Welt. Diese Zahlen reflektieren bereits das erste Quartal 2011. Ein kleines Plus wird es wohl sein, hören wir. Die Finanzmärkte dürfte das eher enttäuschen. Die Anleger hatten sich mehr Schubkraft erhofft. Der Frühling und die wieder intakte Konsumlaune würden ihre Wirkung nicht verfehlen, so hatte man gedacht.

Erleichterung in allen europäischen Hauptstädten heute Morgen: Gestern Nacht ist der libysche Außenminister in London gelandet. Er trat dort umgehend von seinem Amt zurück. Die alliierten Luftschläge haben ganz erkennbar ihren Zweck erfüllt; die Rebellen sind auf dem Vormarsch, die Regierung in Tripolis wirkt destabilisiert. Peinlich für Deutschland, dass dieser Sieg der Anti-Gaddafi-Koalition ohne unser Zutun errungen wurde. Guido Westerwelle, der immer nur die Risiken der Operation betont hatte, steht einmal mehr als Außenseiter-Minister da.

Und in Japan? Der Reaktor strahlt weiter vor sich hin. Die Regierung hat nun beschlossen, die Reaktorblöcke 1 bis 4 mit Kunstharz zu besprühen. Das soll nach Tatkraft aussehen und wirkt in Wahrheit wie ein Akt der Verzweiflung.

Ich wünsche Ihnen einen heiteren und erfolgreichen Arbeitstag. Bleiben Sie unserer Zeitung gewogen.

Ihr
Gabor Steingart
Chefredakteur
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Flucht in den Zeitgeist
Die Liberalen suchen den Anschluss an die neue deutsche Anti-Atom-Bewegung. FDP-Generalsekretär Christian Lindner im Handelsblatt-Interview: "Mit der reinen Lehre der Ordnungspolitik kann man die Kernenergie nicht bewerten." Das neue Gelb schimmert grün.

Der langsame Tod einer Ikone
Beim schwedischen Autobauer Saab standen gestern schon wieder die Bänder still.

Landesbank klagt eigenen Händler an
Die Landesbank Baden-Württemberg verdächtigt einen Mitarbeiter der Marktmanipulation.

Lenovo buhlt um Privatkunden
Der Chef des PC-Herstellers sieht unruhige Zeiten auf die Branche zukommen - und investiert viel Geld in eine Werbekampagne.

Solarbranche will mehr Subventionen
Der Ausbau erneuerbarer Energien müsse auf Kosten der Steuerzahler noch stärker vorangetrieben werden, fordert Verbandschef Günther Cramer.

Kleinanleger im Goldrausch
Der Preis steigt und steigt. Viele Sparer reißen sich um das Edelmetall. Doch ist Gold tatsächlich der erhoffte sichere Hafen? Profis halten die Anlage für riskant. Und reiche Investoren steigen bereits aus.

Stuttgart wird nicht Detroit
Der ehemalige Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Rezzo Schlauch, wendet sich gegen die Angst vor der Wirtschaftspolitik einer grün geführten Landesregierung.

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Obama genehmigt Geheimkrieg der CIA
Offiziell wollen sich die USA aus dem Militäreinsatz in Libyen zurückziehen - doch hinter den Kulissen untergraben US-Geheimagenten bereits seit Wochen Gaddafis Macht. Obama hat den Einsatz persönlich angeordnet.
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Das Wichtigste in 99 Sekunden
aus Wirtschaft und Politik
Die Themen der Frühsendung: Lokführer beginnen 47-Stunden-Streik, CIA unterstützt Rebellen in Libyen, keine weitere Evakuierung in Fukushima, Tarifverhandlungen im Bauhauptgewerbe gescheitert.
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Kann der Dax die Japan-Katastrophe überwinden?
Der Dax hat wieder sein Niveau von vor dem Erdbeben in Japan erreicht. Wegen Lieferengpässen könnten Autoaktien bald unter Druck geraten, die zuletzt gut gelaufen sind.
Einzelhandel schwächelt
Experten gehen davon aus, dass die Einzelhandelsumsätze im Februar im Vergleich zum Vorjahr lediglich 1,8 Prozent zugelegt haben. Gegenüber Januar konnte der Handel die Umsätze nur um 0,4 Prozent steigern. Das Statistische Bundesamt liefert heute die neuesten Zahlen.

Arbeitslosigkeit sinkt
Nach Einschätzung von Beobachtern ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland im März von 3,3 Millionen auf 3,2 Millionen gefallen. Heute werden die aktuellen Zahlen veröffentlicht. Die Arbeitslosenquote dürfte damit ebenfalls leicht von 7,3 auf 7,2 Prozent gefallen sein.

Gute Zahlen von Vossloh
Der Bahntechnik-Konzern, der heute Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr vorlegt, hat nach Einschätzung von Analysten seinen Umsatz um gut 15 Prozent auf 1,35 Milliarden Euro gesteigert. Beim Gewinn vor Zinsen und Steuern erwarten sie ein Plus von 12,3 Prozent auf 155 Millionen Euro.

Jungheinrich gibt Ausblick
Der Gabelstaplerhersteller präsentiert heute Details zum Geschäftsverlauf 2010 und seinen Ausblick auf das laufende Jahr. Die weltweit gestiegene Nachfrage hat dem Unternehmen kräftige Zuwächse bei Umsatz und Gewinn beschert.

Knorr-Bremse auf Wachstumskurs
Der Bahn- und Nutzfahrzeugzulieferer hat die Krise schneller als gedacht hinter sich gelassen und seinen Umsatz vor allem dank der schnell wachsenden Märkte in Asien und Lateinamerika um gut ein Drittel auf 3,71 Milliarden Euro gesteigert. Ob der Gewinn in gleichem Maße gesteigert werden konnte und wie die Aussichten für 2011 sind, gibt das Münchener Unternehmen heute bekannt.
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Wie stark steigen die Lebenshaltungskosten in der Euro-Zone?
In Brüssel werden heute erste Zahlen zur Preissteigerung im März bekanntgegeben. Analysten gehen davon aus, dass die Teuerung im Vergleich zum Vorjahr bei 2,3 Prozent liegt.

H&M enttäuscht
Der schwedische Moderiese, weltweit die Nummer zwei hinter der spanischen Inditex (Zara), legt heute Zahlen für sein bis Ende Februar gelaufenes erstes Quartal des Geschäftsjahres vor. Experten erwarten zwar einen Umsatzanstieg von acht bis zehn Prozent. Da der Umsatz der bestehenden Geschäfte jedoch wahrscheinlich nur im unteren einstelligen Prozentbereich gewachsen ist, dürfte sich unter Anlegern Enttäuschung breit machen.
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Kronprinz im Buffet-Imperium tritt zurück
Warren Buffet wirbt mit Transparenz. Ein undurchsichtiger Aktienkauf seines Mitarbeiters David Sokol untergräbt den guten Ruf. Dessen Rücktritt bringt ein weiteres Problem für Buffet mit sich.
Google will so hipp wie Facebook sein
Der Suchmaschinen-Konzern überrascht die Nutzerwelt mit einer neuen Funktion: Künftig ziert eine Art "Gefällt mir"-Button die Suchergebnisse, so wie man es von Facebook kennt - eine Abwehr-Attacke im Wettkampf mit dem erfolgreichen sozialen Netzwerk.
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Optimismus führt zu Gewinnen
Die Arbeitsmarktdaten erwiesen sich im Tagesverlauf als weniger ermutigend als zunächst gedacht. Aber eine weitere Milliardenübernahme sorgte für gute Stimmung an der Wall Street.
Industrieaufträge leicht rückläufig
In den USA erhoffen sich Volkswirte vom Auftragseingang der Industrie Aufschluss über die Konjunkturentwicklung. Wegen des zeitweise schlechten Wetters wird ein leichter Rückgang des entsprechenden Index auf 60 nach 61,4 Punkte im Vormonat erwartet.

Discountgeschäft brummt
Die Discounterkette Family Dollar dürfte im vergangenen Quartal besser verdient haben. Analysten rechnen mit einem Anstieg des Gewinns je Aktie auf 97 Cent von 81 Cent im Vorjahreszeitraum.
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Optimismus und Sorge halten sich fast die Waage
Viel hat sich nicht geändert an der Börse in Tokio. Auffallende Kursgewinne verzeichnet bisher nur ein Unternehmen.
FÜR SIE GELESEN - HANDELSBLATT PRESSESCHAU
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Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman attackiert in seinem Blog der New York Times Ex-Fed-Chef Alan Greenspan für dessen Vorschlag zur Aufhebung der Finanzregulierung - Greenspan zementiere seinen Ruf als schlechtester Ex-Fed-Chairman aller Zeiten.

In der Financial Times hatte Greenspan erklärt, das Finanzsystem, dem das Dodd-Frank-Gesetz aufgezwungen werde, sei viel komplexer, als die Gesetzesgeber und sogar die meisten Regulierer angenommen hätten. Die neuen Auflagen trügen nicht dem hohen Grad der globalen Vernetzung Rechnung.

Das Wirtschaftsblatt zweifelt an dem von Gottwald Kranebitter, dem neuen Chef der Hypo Group Alpe Adria, vorgelegten Ausblick, dass die Bank jetzt bilanziell gesäubert sei und es ab jetzt nur noch bergauf gehen könne.