Roberto Abraham Scaruffi

Thursday, 27 October 2011


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Weißer Rauch über Brüssel
Nach stundenlangen, zähen Verhandlungen haben sich die Euro-Staaten in dieser Nacht auf einen Plan zur Lösung der Schuldenkrise geeinigt. Die Banken müssen auf die Hälfte ihrer griechischen Schulden verzichten und mit über 100 Milliarden Euro rekapitalisiert werden. Die Euro-Staaten steuern an Sicherheiten für neue Anleihen 30 Milliarden Euro bei. Der Euro-Krisenfonds EFSF soll seine Mittel künftig auf bis zu einer Billion Euro vervielfachen können (» HB » FTD » FT » WSJ ). Den letzten Punkt hatte der Bundestag am Vortag mit großer Mehrheit gebilligt (» HB ). "Denn sie ahnen nur, was sie tun", schlagzeilt der » Spiegel mit düsteren Vorahnungen - vielen Abgeordneten fehle vor allem die Berechenbarkeit der Rettungsmaßnahmen. "Katastrophe", kommentiert die » Zeit den Freibrief zum "Hebeln" - die neue Versicherungslösung erhöhe das tatsächliche Risiko von Verlusten des EFSF und werde damit die Eurokrise verschärfen. Das » Handelsblatt bilanziert den "Tag der gebrochenen Versprechen" - und nennt ein halbes Dutzend. Der Behauptung von EU-Währungskommissar Olli Rehn, die Regierung in Athen halte bei der Haushaltssanierung Kurs, halten die Düsseldorfer beispielsweise entgegen: "Tatsächlich versinkt Griechenland in ökonomischer und politischer Depression." Diese Schuldenkrise zu lösen, sei nicht banal, da sie ungeachtet der vielen Zahlen nicht auf Mathematik beruhe, sondern auf Psychologie, meint die » Süddeutsche Zeitung. Der Rettungsschirm sei ohnehin zu klein, also müsse sich die EZB stärker engagieren, fordert die » FTD. In einem weiteren Kommentar erklärt die » FTD , die Banken seien von den Regierungschefs erpresst worden - aber diese Geschäftspraxis sei ihnen ja nicht völlig fremd. Die » Welt schlägt einen anderen Ton an: Die Berliner bedauern, dass es den Deutschen aktuell an Respekt für eine Kanzlerin fehle, "die Tag und Nacht ohne Schonung der eigenen Physis versucht, mit der Währung die Fundamente unseres Wohlstands zu retten."
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NEWS
Berlusconi auf dem heißen Stuhl
Der Druck auf Italiens Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi wächst und wächst und wächst: Der künftige EZB-Präsident Mario Draghi bezeichnete die Lage in seinem Heimatland und die anhaltenden internationalen Unsicherheiten als "dramatisch" - er sehe deshalb auch ein "signifikantes Risiko" einer deutlichen Konjunkturabkühlung in der Euro-Zone. "De facto finanziert die EZB Staatsausgaben Italiens mit der Notenpresse", sagte der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer dem » Handelsblatt. Das » Wall Street Journal meint, Berlusconi agiere immerhin besser als eine denkbare "technokratische" Regierung. Und berichtet per » Blog, dass sich Italiener mit Lautlach-Demos vor der französischen Botschaft für Sarkozys Berlusconi-Belächeln rächen wollen.
Notenbank packt alte Waffen aus
Die Europäische Zentralbank hat gestern ein Krisenwerkzeug wieder ausgepackt, das der scheidende EZB-Präsident Jean-Claude Trichet schon längst begraben hatte. Der Zwölfmonatstender soll den Banken auf lange Sicht Liquidität zusichern, wenn sie einander nichts mehr leihen » (HB). Das » Handelsblatt wünscht sich, dass Mario Draghi den Kurs von Trichet fortführt. "Die Grundlinie ist: den Zusammenbruch verhindern, aber nicht durch falsche Großzügigkeit Probleme zudecken, die nur in der Realwirtschaft lösbar sind."
Noch mehr Schweizer im Visier
US-Ermittler haben die Liste der Schweizer Banken, die US-Staatsbürgern bei der Steuerhinterziehung geholfen haben sollen, von elf auf 17 erweitert. Zu den beschuldigten Instituten gehören die Credit Suisse, Julius Bär, die Bank Wegelin und die Kantonalbanken von Zürich und Basel.
» Handelszeitung
Auszahlung rückt näher
Die Gläubiger der insolventen US-Investmentbank Lehman Brothers sind ihrem Geld ein wenig näher gekommen. Der Insolvenzverwalter der Lehman-Muttergesellschaft einigte sich mit einer Reihe von wichtigen Gläubigern über die Höhe ihrer Forderungen - darunter die Deutsche Bundesbank und der Bundesverband deutscher Banken.
» Handelsblatt » Financial Times Deutschland
Shortcuts aus der Finanzbranche
Der US-Versicherungsgigant AIG will die Hälfte der Anteile am asiatischen Versicherer AIA verkaufen.» WSJ Die Allianz verabschiedet sich aus dem Geschäft mit der Prozessfinanzierung.» HB Die US-Technologiebörse Nasdaq OMX hat trotz Euro-Krise das vierte Rekordergebnis in Folge vorgelegt.» FTD Die Post-Tochter Postfinance hat offiziell um eine Bankbewilligung ersucht.» NZZ In der Euro-Krise muss die Commerzbank wohl weitere 750 Millionen Euro abschreiben.» HB Die französische Großbank Société Générale will im Fall einer Rekapitalisierung auf ihre Aktionäre zurückgreifen, statt seine Kapitalbasis vom Staat stärken zu lassen.» HB Der Nettogewinn von Spaniens zweitgrößter Bank BBVA ist in den ersten drei Quartalen um gut 14 Prozent zurückgegangen.» FT Die japanische Bank Nomura will bis zu einer Milliarde Dollar einsparen und dabei besonders Zelte in Europa abbauen.» WSJ Die Bank of China hat im dritten Quartal 2011 ihren Gewinn um 21,5 Prozent gesteigert.» HB Die Bank of China vertreibt Kreditkarten von American Express, Kunden erhalten u.a. Service-Vorteile in Flughäfen.» WSJ
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FEEDBACK - meistgeklickter Link der vorherigen Ausgabe
"Ich mag Angela"
Bild-Kolumnist Franz Josef Wagner bewundert in seinem heutigen Brief die Standfestigkeit von Angela Merkel. Die Kanzlerin habe trotz Schlafentzugs ("nach den internationalen Menschenrechten Folter"), Dauer-Pendelns zwischen Berlin und Brüssel, auch ohne Pilates-Programm, Bürogymnastik oder Riesen-Gehalt keinen Schnupfen, sondern eine "Pferdenatur". "Wenn es zieht, kriegen Sie keine Schniefnase. Ich mag diese Kanzlerin. Manche mögen sie nicht. Ich mag Angela."
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HEUTE IM HANDELSBLATT
Titel: Die Rückkehr der Brady-Bonds
Politik: "Hebelmodelle mit Haftungsrisiken"
Unternehmen: Die Leiden der Grande Nation
Finanzen: Der endlose Streit um Boni
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MENSCHEN UND MEINUNGEN
Rajat stolpert über Raj
Rajat Gupta, ehemaliger Top-Manager bei McKinsey und Direktor von Goldman Sachs, ist, wie erwartet, von der New Yorker Staatsanwaltschaft verklagt worden. Gupta soll direkt nach einer Verwaltungsratssitzung seinem Freund Raj Rajaratnam von einem Geheimdeal mit Warren Buffet erzählt haben» (Sp). Insgesamt habe er 35 Millionen Euro bei Rajaratnam investiert, meldet das » Wall Street Journal. » Fortune glaubt nicht, dass McKinsey durch die Affäre beschädigt werde.
Weitere Links: » New York Times » Financial Times
BayernLB-Clowns bitte draußen bleiben
Gerhard Gribkowsky, wegen Bestechlichkeit angeklagter ehemalige BayernLB-Vorstand, hat die Formel-1-Anteile der Landesbank nach Angaben eines Zeugen 2005 praktisch im Alleingang verkauft. Gribkowsky habe seine zuständigen Mitarbeiter plötzlich ausgeschlossen und erklärt, Formel-1-Chef Bernie Ecclestone hätte "die Clowns nicht so gerne mit dabei am Tisch", sagte der Bankmitarbeiter im Schmiergeldprozess vor dem Landgericht München.
» Handelsblatt » Süddeutsche Zeitung » Manager Magazin
DSK wieder unter Beschuss
Dominique Strauss-Kahn, Ex-Chef des Internationalen Währungsfonds, der wegen seiner Sexaffäre im New Yorker Sofitel-Hotel seine Präsidentschaftspläne begraben musste, steht erneut im Visier der Justiz. Diesmal geht es um eine Callgirl-Affäre im Norden Frankreichs, in der immer mehr prominente Namen auftauchen. Oder wurde DSK in eine Falle gelockt?
» Standard
Keine Deals mit dem Despoten
Alexander Lukaschenko, Weißrusslands autoritärer Staatschef, darf keine Geschäfte mehr mit der Deutschen Bank machen. Die Frankfurter haben ihre Beziehungen zu Weißrussland beendet. Seit Längerem gab es aber Druck aus der deutschen Politik auf die Bank, mit dem Regime zu brechen.
» Handelsblatt
Von der Südamerikanerin lernen
Cristina Fernandez de Kirchner, Präsidentin in Argentinien, könnte aus Sicht des » Manager Magazin als "Schulden-Lotsin" für Griechenland fungieren. Die Lektion Argentiniens für Länder wie Griechenland: anstatt die Wirtschaft komplett abzuwürgen, Kaufkraft und damit auch Investitionen anzuschieben und außerdem der Klientelwirtschaft ein Ende zu bereiten.
Deutscher Feuerwehrmann kommt früher
Axel Weber, Ex-Bundesbankchef, darf früher als ursprünglich geplant für die UBS aktiv werden. Ab Februar 2012 berät er die Schweizer, bevor er im Mai 2012 Mitglied des Verwaltungsrats und später Präsident des Gremiums wird. Laut» Manager Magazin haben Bundesbanker Webers vorzeitigem Wechsel aber nur ungern zugestimmt.
Weiterer Link: » Financial Times
Frischluft in der Führungsetage
Christopher Lynch, pensionierter KPMG-Partner, wird neuer Chairman beim US-Immobilienfinanzierer Freddie Mac, meldet die » Financial Times. Auch CEO Ed Haldeman müsse gehen, bleibe aber, bis ein neuer Chef fürs operative Geschäft gefunden wird. Die Regie beim staatlich gestützten Unternehmen hat die Federal Housing Finance Agency.
ZUGABE - worüber die Finanzwelt schmunzelt
Der falsche Vorsänger
Fauxpas oder Absicht? Die Sparda West bewirbt ihre "schwarzgelbe Fancard" mit einem Bild, das ausgerechnet einen (schlecht retouschierten) Vorsänger des Erzrivalen Schalke 04 zeigt - auf dessen Megafon ist bei näherem Hinsehen "Ultras Gelsenkirchen" zu lesen. Seitdem der» Pottblog dies aufgedeckt hat, schießen die Spekulationen ins Kraut, wie die » FTD berichtet: Soll der Schalker Vorsänger verunglimpft werden? Oder hat die Bank das alles als virales Marketing über soziale Netzwerke inszeniert?



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