Roberto Abraham Scaruffi

Thursday, 8 December 2011


Donnerstag, 08. Dezember 2011 vorherige Ausgabe » anmelden »
2-1.jpeg
EU-Gipfel: Ausweg oder "Mission Impossible"?
Kanzlerin Angela Merkel (re.) will auf dem heute beginnenden Brüssler EU-Gipfel auf eine Durchsetzung der deutsch-französischen Vorschläge zur Euro-Rettung pochen. In Brüssel werde sie "keine faulen Kompromisse" eingehen (» HB » FT ). Mit dem undiplomatischen Ton beweise Berlin diplomatisches Geschick, lobt die » Börsen-Zeitung . Dies sei zwar riskant, aber es wäre noch riskanter, sich wie üblich kompromissbereit zu zeigen und sich auf geschickte Schachzüge in der EU-Gipfelnacht zu verlassen. Die Operation Euro-Rettung könnte gründlich schief gehen, wenn die Regierungen versuchen sollten, am eigenen Volk oder ihren parlamentarischen Vertretungen vorbei etwas zu beschließen, kommentiert das » Handelsblatt Dann werde aus der Mission, die sich Merkel und Nicolas Sarkozy (li.) vorgenommen haben, eine "Mission Impossible". Im » Spiegel warnt Wolfgang Münchau vor dem deutsch-französischen Vorschlag, europaweit eine Schuldenbremse nach deutschem Modell einzuführen. Ökonomisch drohe eine Abwärtsspirale. Dem Plan liege außerdem eine Fehldiagnose zugrunde. Auch die britische » Financial Times ist gegen den "Merkozy"-Plan. Ein nachhaltiger Plan könne nicht nur auf Sparmaßnahmen beruhen, sondern müsse auch die Ungleichgewichte der Eurozone angehen. "Dieser Gipfel ist absolut entscheidend, um diese Eurokrise endlich zu meistern", mahnt » Challenges aus Frankeich. Der "Sturm über Europa" werde schließlich immer stärker. Das » Wall Street Journal sieht den britischen Premier David Cameron in der Pflicht, endlich staatsmännisches Verhalten zu beweisen. » Bild macht einmal mehr Front gegen die Griechen, deren Kapitalflucht absurde Züge annehme. 18 arbeitslose Griechen hätten jetzt jeweils mehr als eine Million Euro ins Ausland überwiesen, die Herkunft des Geldes sei unklar.
FK_111208_.jpg
NEWS
Euro-Banken unter Beschuss
Nach Europas Staaten attackiert Standard & Poor's nun Europas Banken. In einem Rundumschlag stellte die US-Ratingagentur die wichtigsten und größten Kreditinstitute der Euro-Zone unter verschärfte Beobachtung ("CreditWatch"), darunter auch die Deutsche Bank und die Commerzbank (» HB » Sp ). Laut » Handelsblatt und » Börsen-Zeitung will Finanzminister Wolfgang Schäuble wackelnde Banken notfalls auch zwangsweise über den Rettungsfonds Soffin mit frischem Kapital versorgen. Die » Welt bemängelt das Bankenrestrukturierungsgesetz. Dass in diesem Rahmen womöglich international vernetzte deutsche Großbanken unter staatlicher Zwangsverwaltung abgewickelt würden, führte zu einem Beben an der Börse. In den USA seien bessere Alternativen zu sehen.
Raus mit den Theologen bei den Ratinggenturen
Je schärfer die Urteile der US-Notengeber, desto lauter die Rufe nach einer starken europäischen Ratingagentur. So zu vernehmen vom Chef des Verbraucherzentrale-Bundesverbands Gerd Billen und vom Vize-Vorsitzenden der Unionsfraktion im Bundestag, Michael Fuchs (CDU) (» Welt ). Die » SZ zitiert Ottmar Schneck, Professor an der European Business School, der Agenturen dazu zwingen will, nur zertifizierte Analysten einzustellen. "Da sitzen teilweise Theologen und Physiker drin. Die machen morgens ein bisschen Griechenland, mittags ein bisschen Portugal, dann Italien". S&P habe 2008 Fehler gemacht, diesmal jedoch nicht, gibt die » Financial Times Rückendeckung. » n-tv.de spricht sich dafür aus, den Europäischen Stabilitätsmechanismus und das Europäische Finanzaufsichtssystem mit Banklizenzen auszustatten, um den Euro so aus dem "Würgegriff der privaten Geldverleiher" zu befreien. Im » Tagesspiegel schlägt VWL-Professorin Mechthild Schrooten vor, dass die Bundesbank künftig als erste international operierende öffentlich-rechtliche Ratingagentur fungiert.
Vorhang auf für die Stresstester
Die EU-Bankenaufsicht veröffentlicht am heutigen Donnerstag voraussichtlich die Ergebnisse des Stresstests. Der Kapitalbedarf von Wackel-Banken dürfte weiter gestiegen sein (» HB ). Im Fokus stehen dabei aus deutscher Sicht besonders die Landesbanken (» MM ): Die Landesbank Hessen-Thüringen, die ihre von der EU-Bankenaufsicht ermittelte Kapital-Lücke von knapp 1,5 Milliarden Euro immerhin schon geschlossen hat (» HB ). Die NordLB wird offenbar wegen Formalien durch den Stresstest fallen (» HB ). Die » Börsen-Zeitung schießt scharf gegen die Stresstester. Sie sollten das Vertrauen in die Banken stärken und die Märkte beruhigen, hätten aber das Gegenteil bewirkt. "Noch dilettantischer kann man es nicht machen."
Weiterer Link: » New York Times
Deals liegen auf Eis
Das Volumen der Private-Equity-Deals in Europa ist auf den niedrigsten Stand seit dem Höhepunkt der Finanzkrise vor zwei Jahren gesunken. Die Unternehmen haben laut » Financial Times große Schwierigkeiten, angesichts der Schuldenkrise in der Eurozone Deals zu finanzieren.
Börsen-Brautpaar will Hochzeit retten
Die Strategen bei Deutscher Börse und NYSE Euronext erwarten auf dem Weg zur erwünschten Allianz weitere Hürden von Regulierern. Um deren Sorgen zu zerstreuen, ist man laut » Wall Street Journal jetzt doch bereit, größere Teile des eigenen Derivate-Geschäfts abzutrennen oder zu verkaufen. Ein weiteres Treffen mit EU-Kartellwächtern sei geplant.
Shortcuts aus der Finanzbranche
Spanien hat die Sparkasse CAM an das Finanzinstitut Sabadell verkauft » HB Die Hochschule St. Gallen und ihr Netzwerk sind ein Sprungbrett für Banker in Vorstandsetagen, siehe aktuell bei der Commerzbank » FTD Islands Landsbanki hat mit der Entschädigung von Gläubigern seiner Online-Tochter Icesave begonnen » HB Der niederländische Banken- und Versicherungskonzern ING muss Milliardenbelastungen für sein US-Geschäft verbuchen » WSJ Die Versicherer versuchen, mit einem "schrägen Wirrwarr von Modellrechnungen" das vernichtende Urteil von Verbraucherschützern zu Riester-Renten abzuwehren » FTD Die US-Regulierer liegen überquer in der Frage, wann sich die Pleite von MF Global abzeichnete » FT
HB_Shop_Zukunftsstrategien_630x75px.gif
FB_FT.jpg
FEEDBACK - meistgeklickter Link der vorherigen Ausgabe
Todesanzeige für den Bonus
Nur realitätsfremde Banker rechnen noch mit einem höheren Bonus als im Vorjahr. Darum wird nun der Abgesang auf den Bonus angestimmt. In Londoner Branchenkreisen hat man bereits eine Todesanzeige für den Bonus aufgesetzt.
» Here is the city

» Handelsblatt (kostenloses Probeabo)

 Facebook
HEUTE IM HANDELSBLATT
Titel: Der Patriarch greift durch
Finanzen: Banken: Der Ausverkauf beginnt
Unternehmen: EnBW-Eigner beenden den Streit
Politik: Ein Plan B für Europa
» Handelsblatt vierwöchiges Miniabo » Hier können Sie die aktuelle Ausgabe für 1,59 € direkt downloaden
quiz-morning-briefing.png
INSIDER-BAROMETER - Transaktionen der Top-Manager
Top-Manager nutzen die Börsenturbulenzen
Auf den ersten Blick könnten Siemens-Aktionäre bei dieser Meldung einen Schreck bekommen. Nahezu der gesamte Vorstand hat sich an einem einzigen Tag von Aktien im Wert von über neun Millionen Euro getrennt. Mehr als die Hälfte der abgegebenen Papiere stammen von Vorstandschef Peter Löscher, der über 4,8 Millionen damit eingenommen hat. Simon Bölinger vom Forschungsinstitut für Asset Management (Fifam) in Aachen verfolgt die Wertpapierorders der Unternehmensinsider seit Jahren. Er rät Anlegern, die weitere Entwicklung bei Siemens nach diesen Deals zumindest genau zu verfolgen.
Zweiter großer Verkauf der vergangenen beiden Wochen: Der Carbonproduzent SGL, der sowohl bei BMW als auch bei VW im Moment begehrt ist, hat an der Börse in den vergangenen Monaten von der Nachfrage der Autohersteller stark profitiert. Die Aktie ist damit 20 Prozent mehr wert als vor dem Absturz der Märkte im Juli. Generell haben die hohen Kurssprünge in den vergangenen beiden Wochen dazu geführt, dass wieder mehr Vorstände, Aufsichtsräte und deren Angehörige Papiere gekauft und verkauft haben. Meist haben sie sich entgegengesetzt zum allgemeinen Marktgeschehen verhalten. Bei niedrigeren Kursen, wie es sie in der Woche vor dem ersten Advent gab, haben sie gekauft. Als es die Woche darauf steil nach oben ging, standen sie eher auf der Verkäuferseite. Das Insiderbarometer, das die Fifam alle zwei Wochen gemeinsam mit Commerzbank Wealth Management exklusiv für das Handelsblatt berechnet, ist dadurch deutlich auf 127 Zähler gefallen. Bei der vorherigen Erhebung vor zwei Wochen notierte es noch bei 145 Punkten. Hintergrund ist, dass in die Erhebung rollierend die Käufe und Verkäufe der vergangenen drei Monate eingehen. Da gab es zuletzt mehr Verkäufe als Käufe, die so das Barometer nach unten gezogen haben. Die aktuellen 127 Punkte sind für den Gesamtmarkt jedoch immer noch ein solides Zeichen, dass es in Zukunft mit den Kursen weiter bergauf gehen kann. Ab 110 Punkten signalisiert das Insiderbarometer bereits dieses Szenario. Mit dem Reisekonzern Tui, der Modefirma Gerry Weber und dem Maschinenbauer Jungheinrich gab es auf Käuferseite gleich drei Orders im Millionenbereich. Auch hier fiel zuletzt das typisch antizyklische Verhalten der Unternehmensinsider wieder auf. Beispiel Tui: Die Papiere der Reisebranche sind wegen schlechter Nachrichten von Wettbewerbern - besonders des größten Konkurrenten Thomas Cook - zuletzt massiv unter Druck geraten. Die Investmentgesellschaft Poalim, die einem Aufsichtsrat nahesteht, hat dies für Aktienkäufe von mehr als zwei Millionen Euro genutzt.
» Der ganze Text auf Handelsblatt.com
MENSCHEN UND MEINUNGEN
Sprengstoff-Sendung abgefangen
Josef Ackermann, Deutsche-Bank -Chef, ist möglicherweise einem Anschlagsversuch entkommen. Beim Frankfurter Institut wurde ein verdächtiges Paket mit Sprengstoff entdeckt. Als Rücksendeadresse war die ebenfalls in Frankfurt ansässige Europäische Zentralbank angegeben worden (» HB » Sp » FR » NYT ). Ackermann und die Deutsche Bank erhielten von der Initiative Lobby Control die "Lobbykratie-Medaille 2011", einen Negativpreis für undemokratische Lobbyarbeit. Das Geldhaus reagiert pikiert (» HB ).
Cooler Notengeber auf heißem Stuhl
Moritz Kraemer, Europa-Chef der US-Ragingagentur Standard & Poor's (S&P), kennt den öffentlichen Druck, dem er aktuell wegen der Androhung, Ländern und großen Banken die höchste Bonitätsnote "AAA" zu entziehen, ausgesetzt ist. Seit zehn Jahren arbeitet er laut » Capital für S&P, davor war er für die Interamerikanische Entwicklungsbank in Washington tätig. Der Ökonom trete bestimmt und freundlich auf, wirke aber in der Sache und im Urteil hart.
Eigenlob vom Chef-Regulierer
Daniel Zuberbühler, als Finma-Vizepräsident als "Mister Überwachung" der Schweiz bekannt, lobt im Rückblick die eigenen raschen Regulierungsmaßnahmen, die unumgänglich gewesen seien: "Wir haben ein Too-big-to-fail-Problem im Quadrat". Die Schweiz habe ein vitales Interesse, das Problem zu lösen und nicht zu warten, bis ein internationaler Kompromiss zustande komme.
» Finanz und Wirtschaft
EZB: mehr deutscher Einfluss gefordert
Roland Berger und Klaus Mangold, beide Unternehmensberater, sowie Metro-Chef Eckhard Cordes fordern in einer gemeinsamen Erklärung mit dem Münchner Ifo-Institut, dass sich die EZB auf "reine Geldpolitik" beschränkt. "Sie kann in Europa nicht die Aufgabe übernehmen, die nationalen Bankensysteme oder gar die Staaten zu stabilisieren." Die Unterzeichner fordern eine Neuverteilung der Stimmrechte im Rat der EZB.
» Welt
Finanzunternehmer nimmt den Hut
Carsten Maschmeyer, AWD-Gründer, sorgt für eine Überraschung: Der Finanzunternehmer zieht sich drei Jahre nach dem Verkauf seines Finanzmaklers an Swiss Life endgültig aus dem Geschäft zurück. Maschmeyer will seinen Sitz im Verwaltungsrat aufgeben und reduziert seine Anteile am größten Schweizer Lebensversicherer auf weniger als drei Prozent (» Sp » NZZ » MM » Hz ). Das » Wirtschaftsblatt berichtet von einem juristischen Etappensieg österreichischer Verbraucherschützer, die AWD systematische Fehlberatung vorwerfen.
Zweifelhafte Erfolge und böse Briefe
Gerhard Gribkowsky, früherer BayernLB-Vorstand, hat bei seinem eigenmächtigen Verkauf der Beteiligung an der Formel 1 aus Sicht von Deutschlands zweitgrößter Landesbank einen extrem guten Preis ausgehandelt. Dies erklärte gestern zumindest eine frühere enge Mitarbeiterin von Gribkowsky im Korruptionsprozess vor dem Landgericht München (» HB ). Das » Manager Magazin berichtet von einem ominösen Brief, mit dem der damalige Risikovorstand seinerzeit F1-Boss Bernhard Ecclestone unter Druck gesetzt habe.
ZUGABE - worüber die Finanzwelt schmunzelt
Investmentbanker auf der Bühne
Das Wiesbadener Staatstheater zeigt zur Vorweihnachtszeit eine Bühnenversion von Kristof Magnussons Roman "Das war ich nicht". Es geht u.a. um den Investmentbanker Jasper (auf dem Foto links), dessen Arbeitgeber Kredite an Leute vergibt, die sie sich nicht leisten können. Der Investmentbanker ist der zeitgemäße gescheiterte Held der Bühne: einst erfolgreich, bei einigen angesehen, immer aber maßlos von sich selbst überzeugt - und am Ende finanziell wie seelisch verarmt, weil mit dem beruflichen Erfolg plötzlich auch der Sinn des eigenen Lebens flöten geht. Die Person ist aus dem wahren Leben gegriffen.
» Handelsblatt