Roberto Abraham Scaruffi

Friday, 9 December 2011


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Cameron bremst Merkozy aus
Die ersten Wasserstandsmeldungen vom EU-Gipfel in Brüssel: Die Länderchefs konnten sich auf einen neuen Haushaltspakt für die Euroländer, inklusive Schuldenbremsen und automatische Strafen für Defizitsünder einigen (» HB » FTD ). Die Schritte sollen aber nicht in den EU-Verträgen, sondern neuen, zwischenstaatlichen Verträgen fixiert werden. Das Ziel von Deutschland und Frankreich, die EU-Verträge mit Zustimmung aller 27 EU-Länder zu ändern, scheiterte besonders am britischen Premier David Cameron (Foto: re, siehe auch "Menschen und Meinungen") (» HB » Sp ). Angela Merkel (Mitte, neben Nicolas Sarkozy) sträubte sich dagegen bei einem anderen Punkt: bei der geforderten Ausstattung des permanenten Rettungsfonds ESM mit einer Bankenlizenz (» HB ).
Deutschland sei nun in Reichweite der politischen Integration, die es als Gegengewicht zur Währungsunion gesucht habe, als der Euro eingeführt worden sei, meint die britische » Financial Times Die Gefahr sei, dass Berlin fälschlich annehme, diese neue Struktur könne nach einem komplett deutschen Design geschaffen werden. Der » Spiegel wünscht sich analog dazu mehr Demut von der Kanzlerin; Berlin müsse aufhören, den Lehrmeister zu spielen. » Les Echos sucht nach Möglichkeiten, wie eine "Explosion in der Eurozone" verhindert werden kann. "Wir brauchen eine Hilfe, die zu einer Wiederbelebung der Industrie führt, einen Marshall-Plan für die deindustrialisierten Eurozone-Mitglieder."
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NEWS
"Santa Mario" und die zersägte Jungfrau
Im Kampf gegen die Euro-Krise öffnet die Europäische Zentralbank die Schleusen: Leitzins runter auf 1,0 Prozent; Banken können sich bis zu drei Jahren unbegrenzt Geld von der EZB leihen. Das » Handelsblatt meint, die Börsianer hätten dies schon eingepreist, wollten aber mehr von EZB-Chef Mario Draghi. "Vielleicht soll er demnächst auch noch eine Jungfrau zersägen und anschließend wieder zusammensetzen." Angesichts einer Teuerung von drei Prozent und einer auf zwei Prozent erhöhten Inflationsprognose für 2012 sei die Zinssenkung durch "Santa Mario" nicht zu rechtfertigen, meint die » Börsen-Zeitung Draghi versuche sich an einem Kunststück, beobachtet die » FTD Rhetorisch gebe der EZB-Präsident den eingriffsunwilligen Hardliner, setze aber per Zinssenkung die ganze Macht der Notenbank ein, um Europas Wirtschaft vor dem Absturz zu bewahren. Die EZB habe deutlicher erkannt als viele in der Bundesregierung, wie schlecht die Dinge in Europa wirklich stünden, lobt die » Welt
Stresstester polarisieren
Sechs deutsche Geldhäuser haben den Stresstest der europäischen Bankenaufsichtsbehörde EBA nicht bestanden. Die größte Lücke machte der aktuelle Stresstest bei der Commerzbank mit 5,3 Milliarden Euro aus (» HB » FTD ). Die Banken sollten lieber nachsitzen, anstatt sich beim Lehrer über den schwierigen Test zu beklagen, kommentiert das » Handelsblatt Weg mit der EBA, fordert dagegen die » Börsen-Zeitung Was die EU-Bankenaufseher veranstalteten, sei "Anarchie hoch zehn".
Mieses Zeugnis für Hellas
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hält Griechenland nach einer Untersuchung der 14 Ministerien des finanziell schwer angeschlagenen Landes für reformunfähig. Die mangelnde Funktionalität der Verwaltung habe sich über Jahrzehnte aufgebaut.
» Börsen-Zeitung
Helaba befürwortet Übernahme von Teilen der WestLB
Die Träger der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) werden am kommenden Montag voraussichtlich grünes Licht für die Übernahme der aus der WestLB auszugliedernden Verbundbank geben. Laut Handelsblatt (nur in der Print-Ausgabe) wurde die Due-Dilligence Prüfung bei der Westdeutschen Landesbank diese Woche abgeschlossen, die Helaba befürworte die Übernahme des gemeinsamen Mittelstandsgeschäfts der WestLB und der nordrhein-westfälischen Sparkassen.
Shortcuts aus der Finanzbranche
Wegen der Flutkatastrophe in Thailand rechnet die Munich Re mit Belastungen von 500 Millionen Euro » HB Auch bei der Basler Kantonalbank wurde versucht, US-Vermögen zu verstecken » Hz Der US-Versicherungsriese AIG hat 2011 massiv die Preise erhöht, ein Signal an die ganze Industrie » WSJ
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FEEDBACK - meistgeklickter Link der vorherigen Ausgabe
Griechen überweisen Millionen in die Schweiz
Bild macht einmal mehr Front gegen die Griechen, deren Kapitalflucht absurde Züge annehme. 18 arbeitslose Griechen hätten jetzt jeweils mehr als eine Million Euro ins Ausland überwiesen, die Herkunft des Geldes sei unklar.
» Bild.de

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HEUTE IM HANDELSBLATT
Titel: Geldregen über Europa
Finanzen: Anschlagsversuch auf Ackermann
Unternehmen: "Es gibt hier einen Kulturwandel"
Politik: Gegenwind für Merkel
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MENSCHEN UND MEINUNGEN
Ackermann von Anarchisten attackiert
Josef Ackermann, Deutsche-Bank-Chef, ist von italienischen Anarchisten mit dem versuchten Briefbombenanschlag ins Visier genommen worden. In dem am Mittwoch abgefangenen Umschlag befand sich eine funktionsfähige Briefbombe (» HB » SZ ). Der Generalsekretär der FDP, Christian Lindner, forderte im Handelsblatt ein Ende der Dämonisierung von Ackermann. Die "Informelle Anarchistische Föderation" sei die seit Jahrzehnten wohl mysteriöseste terroristische Gruppierung Italiens, erläutert der » Spiegel
HMI-Generäle abberufen
Wolfgang Thust, Manfred Rump und Herbert Knoll, "Urgeneräle" bei HMI, verlassen die Ergo-Vertriebsorganisation zum Januar. Die Personalien stehen offenbar im Zusammenhang mit den Skandalen dieses Jahres, darunter die Lustreise der HMI nach Budapest (» HB » BZ ). Es werde lange dauern, bis sich zeige, ob dies reiche, das Vertrauen bei den Kunden zurückzugewinnen, kommentiert das » Handelsblatt
AWD-Gründer nicht willkommen
Carsten Maschmeyer, dessen Rückzug beim Lebensversicherer Swiss Life in dieser Woche publik wurde (FinanceToday berichtete), wird für 2,5 Millionen Euro Großaktionär bei der deutschen Industrie- und Investmentgesellschaft GCI. Die Hauptbeteiligung ist die Maschinenfabrik Spaichingen, die Produkte für moderne Dieselmotoren fertigt. Reaktion an der Börse: Die GCI-Aktie drehte ins Minus.
» Handelszeitung
Der zähe Lena-Onkel
Nikolaus Meyer-Landrut ist in den Augen der » Financial Times Deutschland als europapolitischer Berater von Angela Merkel mittlerweile einer der wichtigsten Männer Europas. Als Chefunterhändler der Kanzlerin deale er seit Februar die milliardenschweren Rettungspakete für Griechenland mit seinen Kollegen aus den EU-Partnerstaaten aus, auch bei den strengeren Regeln für mehr Haushaltsdisziplin komme der Onkel von Sängerin Lena zum Zuge. Er könne hart verhandeln, scharf argumentieren und habe einen guten Draht zu den Franzosen.
Warum Cameron spaltet
David Cameron, britischer Premierminister, hat sich mit seiner Haltung zu Europa weit von Berlin und Paris entfernt, meint die » Financial Times Er dürfe nicht "tyrannisieren". Deutschland und Frankreich hätten nämlich einen Alternativplan in petto, sollte Cameron den "Besserwisser" geben. Appeasement, Beschwichtigungspolitik, gelte auf der Insel seither als politisches Todesurteil, erklärt die » Zeit das Dilemma von Cameron. "Die Torys würden Cameron eine Übereinkunft, die an nicht mehr als ein leeres Versprechen gekoppelt ist, der Euro sei gerettet, nicht verzeihen."
Achtung Superblase
Walter Wittmann, emeritierter Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Freiburg, glaubt, dass die Schuldenkrise erst am Anfang stehe und die Staatsschulden nur die Spitze des Eisbergs seien. "In allen volkswirtschaftlich relevanten Bereichen, im privaten wie im öffentlichen Sektor, werden seit Jahren Blasen aufgepumpt." Im Extremfall kollabiere das globale Finanzsystem, "es wäre ein finanzieller Tsunami, der durch nichts und niemanden aufzuhalten wäre".
» Finenews
Ober-Broker weiß von nichts
Jon Corzine, Ex-Chef der Pleitefirma MF Global, präsentiert sich ahnungslos. Zur Frage, wo die rund 1,2 Milliarden Dollar an Kundengeldern gelandet sind, sagte der Ex-Goldman-Sachs-Chef: "Ich weiß einfach nicht, wo das Geld ist". Mit dem Verschwinden der Kundengelder habe er selbst jedenfalls nichts zu tun.
» Wall Street Journal » New York Times » Spiegel
WIRTSCHAFTSBUCH DER WOCHE
Ich arbeite in einem Irrenhaus
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ZUGABE - worüber die Finanzwelt schmunzelt
Rocken gegen den Euro
Um das Ausmaß der Eurokrise wirklich zu verstehen, empfiehlt der » Guardian einen Blick abseits der Aktienkurse und oszillierenden Graphen, und zwar auf die Entscheidungen von Bands wie Metallica oder Red Hot Chili Peppers. So habe das Management der beiden Gruppen Q Prime die Konzerte von Metallica in Europa um ein Jahr vorgezogen, aus Angst vor fallenden Kursen des Euros und sich daraus ergebenden Verlusten. Der ideale Konzertplan richte sich also nach Ländern mit der härtesten Währung. Insgesamt, bemerkt die Zeitung, habe der Euro in der Popkultur deutlich an Bedeutung verloren. Noch 2007 habe Rapper Jay Z in einem Video mit 500 Euro-Bündeln herumhantiert, während der Wu-Tang Clan die Preise für seine CD nur in Euro angegeben habe. Nun gehörten Euros zu den am wenigsten modischen Gegenständen auf der Welt. Angesichts dieser Entwicklung könnte für europäische Rockfans eine Zeit der Frustration beginnen.