Roberto Abraham Scaruffi

Thursday 29 March 2012


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Die Krisen-Karawane zieht weiter
Zwar ist Griechenland trotz der Hilfen noch nicht über dem Berg (siehe "Menschen und Meinungen"), doch die Debatte hat sich längst verlagert. Im » Spiegel erklärt Wolfgang Münchau, die wahren Probleme der Eurozone lägen in Spanien. Der von Brüssel verordnete Sparkurs treibe ein ganzes Land in die ökonomische Depression. Das Land sei auch der eigentliche Grund, warum wir jetzt eine Debatte über die Erweiterung des Rettungsschirms hätten. Fazit: Der von Deutschland durchgeboxte Fiskalpakt bewirke das Gegenteil des beabsichtigten Effekts. Die britische » Financial Times berichtet, dass die Europäische Union Beruhigungspillen austeilt: Der spanische Bankensektor benötigt demnach keine Geldspritzen durch den EU-Rettungsfonds. Das » FT-Blog Alphaville sieht die neue Regierung von Premierminister Mariano Rajoy (Foto) unter Druck, endlich Reformen umzusetzen. Die Schonfrist, die die Märkte dem im Dezember angetretenen Premier möglicherweise gegeben hätten, sei vorbei. Trotz der Risiken in Spanien, Portugal und Italien hat sich Bundesbank-Chef Jens Weidmann laut » Spiegel kritisch zur Forderung der OECD nach einem größeren Euro-Rettungsschirm geäußert: "Genauso wie der Turm von Babel wird auch die Mauer aus Geld niemals den Himmel erreichen." Die » Financial Times Deutschland hat mit der Berenberg Bank nachgerechnet: Die EU bräuchte sogar mindestens 1,7 Billionen Euro, um im Fall einer Ansteckung Italiens die Marktpanik noch stoppen zu können - eine Art Brandmauer für den Euro.
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NEWS
UBS in Frankreich unter Beschuss
Die Debatte über Mithilfe zur Steuerhinterziehung durch Schweizer Banken hat Frankreich erreicht. Das Buch eines französischen Journalisten setzt die UBS unter Druck. Die Frankreich-Dependance habe in den letzten zehn Jahren systematisch Beihilfe zu Steuerhinterziehung bzw. -betrug geleistet und es dabei auch mit den Anti-Geldwäscherei-Regeln nicht so genau genommen, fasst die » Neue Zürcher Zeitung das Buch zusammen.
Facebook-IPO im Mai?
Das weltweit größte soziale Netzwerk Facebook wagt offenbar im Mai den Gang aufs Börsenparkett. Derzeit diskutiere Facebook noch mit der US-Börsenaufsicht SEC über den Börsengang, schreibt das » Wall Street Journal Deutschland. In welcher Mai-Woche Facebook an die Börse gehen wolle, hänge vor allem von der SEC ab. Die britische » Financial Times wundert sich darüber, dass die im kalifornischen Menlo Park beheimatete Firma in dieser Woche den Handel am Sekundärmarkt ausgesetzt habe, um einen Überblick über ihre Aktionäre zu bekommen.
Nazis wollten Versicherer neppen
Auf der Suche nach neuen Geldquellen hat die rechtsextreme Szene offenbar auf Versicherungsbetrug gesetzt. Gestern haben Polizisten in Rudolstadt und Leipzig Wohnungen und Geschäftsräume durchsucht, um den Verdacht zu beweisen. Konkret: Über eine eigene Versicherungsagentur seien teure freiwillige Gruppen- und Privatunfallversicherungen mit überdurchschnittlich hohen Leistungen abgeschlossen worden. Kurz nach Versicherungsabschluss seien Arbeitsunfälle und andere Schadensfälle der Mitarbeiter gemeldet worden. Die Forderungen an die privaten und gesetzlichen Krankenversicherungen sollen sich auf mehr als eine Million Euro summiert haben, hat die » Süddeutsche Zeitung recherchiert.
Finanzwelt im Umbruch
In der deutschen Banken-Welt wird weiter umgebaut: Die Filialen der Norisbank verschwinden aus dem Straßenbild: Kunden, Mitarbeiter und Filialeiter können zur Postbank wechseln. Die Marke bleibe noch als Online-Bank erhalten, meldet das » Handelsblatt. Auch bei der Eurohypo steht ein Umbau an: Der kriselnde Immobilien- und Staatsfinanzierer plant nach der Eingliederung in die Commerzbank nach Insider-Berichten, über die Hälfte der insgesamt noch 1000 Jobs abzubauen, meldet das » Handelsblatt. Dass die Coba ihre krisengeschüttelte Tochter nach einer Entscheidung der Europäischen Kommission nun doch nicht verkaufen müsse, komme einem Befreiungsschlag gleich, schreibt das » Wall Street Journal Deutschland. Unklar sei aber noch, ob die Commerzbank im Gegenzug für die Integration eines Teils der Eurohypo auf längere Sicht keine Zukäufe tätigen dürfe.
Tiefroter Versicherungsmarkt
Infolge von Naturkatastrophen wie dem Erdbeben und Tsunami in Japan hat der weltgrößte Versicherungsmarkt Lloyd's of London 2011 den ersten Verlust seit 2005 geschrieben. Das Minus erscheine angesichts der 107 Milliarden Dollar schweren Ansprüche, die im vergangenen Jahr an die Versicherer gestellt worden seien, moderat, meint die » Financial Times. Das » Wall Street Journal beschreibt eine Bredouille des Versicherungsmarkts: Einerseits dränge CEO Richard Ward die Mitglieder-Firmen, die Beiträge der Kunden zu erhöhen. Andererseits hätten die Unternehmen genügend Kapital und seien nicht in finanziellen Nöten.
Macht Apple die iBank?
Spekulation oder mehr? Nach einer Umfrage des Marketing- und Researchunternehmens KAE würde fast jeder zweite Apple-Kunde dem Technologie-Konzern auch das eigene Geld anvertrauen. Sollte der iPad-Hersteller auch Bank-Dienstleistungen anbieten, könnten sich 43 Prozent der Apple-Nutzer einen Wechsel vorstellen, zitiert » Finenews aus der Studie.
Shortcuts aus der Finanzbranche
Ausländische Banken dürfen künftig in China mehr Schulden machen. » WSJ D Die Bank Austria hat im vergangenen Jahr wegen hoher Abschreibungen auf griechische Anleihen und auf ihre Töchter in der Ukraine und Kasachstan weniger verdient. » HB Die Hypo-Vereinsbank ist nach massiven Einbußen zum Jahresende 2011 wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt. » Spiegel Die Griechenland-Krise hat die vom Steuerzahler abgeschirmte Bad Bank der frühere Immobilienbank Hypo Real Estate mit fast neun Milliarden Euro belastet. » HB Das Katastrophenjahr 2011 wird für die Versicherer wegen der Überschwemmungen in Thailand laut dem Rückversicherungskonzern Swiss Re teurer als angenommen. » NZZ Der Aufschwung in Deutschland hat der staatlichen Förderbank KfW erneut einen Milliardengewinn beschert. » HB Die Tessiner Bankgruppe BSI hat im Geschäftsjahr 2011 etwas mehr verdient. » NZZ Der italienische Versicherungskonzern Generali kürzt die Einnahmen seiner Topmanager um die Hälfte. » Hz Die Deutschland-Tochter der Generali beglückt den Großaktionär mit einer unerwartet hohen Dividende. » HB Die russische Sberbank hat für das vergangene Jahr Rekordeinnahmen verbucht. » FT
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FEEDBACK - meistgeklickter Link der vorherigen Ausgabe
Türken-Gold weckt Begehrlichkeiten
Die Türken horten immer größere Mengen Gold. Ein Goldschatz von geschätzt 300 Milliarden Dollar liegt nutzlos unter den Matratzen. Die türkische Zentralbank will den Goldschatz nun heben, berichtet das » Handelsblatt.
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HEUTE IM HANDELSBLATT
Titel: Bertelsmann träumt (wieder) von der Börse
Politik: Netzagentur lehnt höhere Renditen ab
Unternehmen: Rolle rückwärts im Pharmasektor
Finanzen: BayernLB: Die unendliche Geschichte
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MENSCHEN UND MEINUNGEN
Aufpasser für Blankfein
Lloyd Blankfein, Chef bei der US-Investmentbank Goldman Sachs, wird künftig durch einen Lead Director innerhalb der Führungsspitze kontrolliert. Nach dem Wunsch eines Pensionsfonds der Gewerkschaft für Beschäftigte im öffentlichen Dienst schaut John Bryan, bislang Aufsichtsrat, dem Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzenden über die Schulter. Laut » Financial Times Deutschland verliert Blankfein aber womöglich den Vorstandsvorsitz an seinen Stellvertreter Gary Cohn. Das » Wall Street Journal erinnert daran, dass unter den sechs großen US-Banken nur die Citigroup und Bank of America einen unabhängigen Chairman hätten.
Griechenland nicht über dem Berg
Matthias Mors, der die EU-Kommission in der Troika mit Internationalem Währungsfonds und Europäischer Zentralbank vertritt, sieht Griechenland trotz der Hilfen noch nicht über dem Berg. Die Krise könne noch immer "aus dem Ruder laufen", zitiert die Süddeutsche Zeitung (nur im Print). Es bedürfe noch vieler auch schmerzhafter Maßnahmen und Durchhaltevermögen, damit es auf die Beine komme und den Euro behalte. Im Interview mit der » Financial Times Deutschland spricht sich Polens Zentralbankchef Marek Belka für ein duales Währungssystem zumindest für befristete Zeit aus. Dabei würden beispielsweise die Bankersparnisse der Griechen weiter in Euro geführt, Löhne und Gehälter aber in der neuen, im Verhältnis zum Euro abgewerteten Währung bezahlt.
Berlin ist schuld an Euro-Krise
Mario Monti , italienischer Ministerpräsident, hat Deutschland und Frankreich die Schuld für die Euro-Krise gegeben. Diese habe ihren Ursprung in einer expansiven Verschuldungspolitik zu Beginn des vergangenen Jahrzehnts gehabt. "Wenn der Vater und die Mutter der Euro-Zone die Regeln verletzen, kann man natürlich nicht erwarten, dass sich Griechenland daran hält", zitiert die » Welt Monti.
DBAG-Chef will aufhören
Wilken von Hodenberg, Vorstandssprecher beim börsennotierten Finanzinvestor DBAG, hat vorzeitig seinen Rückzug zur Hauptversammlung 2013 angekündigt. Von Hodenberg führt die ehemalige Deutsche-Bank-Tochter seit 2000. Sein designierter Nachfolger Torsten Grede gehört dem Vorstand fast ebenso lange an, seit 2001.
» Handelsblatt
Nach Börsen-Desaster degradiert
Joe Rattermann, bislang Vorstandschef und Vorsitzender im Verwaltungsrat bei der Handelsplattform BATS, wird nach dem verpatzten Börsengang teilweise degradiert. Ratterman müsse den Posten des Verwaltungsratsvorsitzenden abgeben, sobald ein Nachfolger gefunden sei, erklärte die drittgrößte US-Börse nach einer Sondersitzung. Von der Trennung der Spitzenposition verspreche sich BATS eine bessere Unternehmensführung.
» Manager Magazin
Immunität soll DSK schützen
Dominique Strauss-Kahn, Ex-Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), steht nicht nur in Frankreich im Fokus der Justiz. In New York wurde gestern ein Zivilprozess eröffnet, der sich mit den Vergewaltigungs-Anschuldigungen des Zimmermädchens Nafissatou Diallo beschäftigt. Zum Prozessauftakt forderte die Verteidigung die Einstellung des Verfahrens und verwies dabei auf die diplomatische Immunität, die DSK zum Tatzeitpunkt genossen habe.
» Handelsblatt » Handelszeitung

ZUGABE - worüber die Finanzwelt schmunzelt
Gelderfinder, Hasardeur und Frauenheld
Die Financial Times Deutschland hat heute einen interessanten Fernseh-Tipp im Blatt. Eine Arte-Doku (Samstag um 20.15 Uhr) widmet sich der Erfindung des Geldes durch John Law: Der Schotte habe mit seinem System des nicht länger durch Gold gedeckten Papiergelds ab dem Jahr 1715 den französischen Staatshaushalt vor der Pleite gerettet - und sei zeitweise der reichste und mächtigste Mann der Welt gewesen. Die FTD charakterisiert Law so: "Degenfechter, Hasardeur, Frauenheld, Lebemann, Fantast, Spielsüchtiger, Goethe-Inspirator, Kopfrechenmeister, Ehebrecher, Vagabund, Marktmanipulator, Größenwahnsinniger und natürlich auch als Genie bekannt".
» Financial Times » Deutschland Arte