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Montag, 08. April
2013
Guten Morgen,
wir kennen ja die Propheten und ihre
Großvisionen: Das papierlose Büro war auch so eine Idee, die
irgendwo zwischen Forschungslabor und Bürowirklichkeit verloren gegangen
ist. Wir lernten einmal mehr: Zukunft ist, wenn es anders kommt.
Die Fabrik der Zukunft allerdings, das große Thema der
diesjährigen Hannover Messe, besitzt deutlich höhere
Realisierungschancen. Bei der sogenannten Industrie 4.0 geht die
Fließbandproduktion in die vernetzte Fertigung über, in der Werkstücke,
Maschinen und Transportsysteme durch IT-Technik miteinander kommunizieren. Auf
der Industrieschau in Hannover, die am heutigen Montag beginnt, ist bereits zu
sehen, wie die neue Welt ausschauen könnte. Mit drei Korrespondenten sind wir
vor Ort. Unsere Titelgeschichte "Aufmarsch der Roboter" und ein
sechsseitiger Titelkomplex bieten Aufklärung - futuristisch und
hoffentlich realistisch. jetzt lesen
Der scheidende Aufsichtsratschef
der Lufthansa, Jürgen Weber, kündigt höhere Ticketpreise an - nicht
morgen, aber übermorgen. Im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt er eine
Konsolidierung des Luftfahrtmarktes für überfällig. Die Branche insgesamt
habe in ihrem 100-jährigen Bestehen stets rote Zahlen geschrieben. Das
müsse sich ändern, fordert Weber. Wenn Überkapazitäten abgebaut werden, würden
auch die Ticketpreise steigen, meint er. Weber gilt als "Mr. Lufthansa",
weil er seit über 40 Jahren im Unternehmen aktiv ist, davon zwölf als
Vorstandschef und fast zehn als Aufsichtsratschef. Was die Ticketpreise angeht,
dürfte er sich trotzdem irren. In China und der Arabischen Welt wird
nicht in Euro und Kerosin, sondern in politischer Macht gerechnet. jetzt lesen
Heute wird bekannt, wie hoch das
italienische Defizit in diesem Jahr ausfällt.
Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler ist beunruhigt. "Italien ist als
drittgrößte Volkswirtschaft im Euro-Gebiet von zentraler Bedeutung für
Deutschland und für Europa. Umso wichtiger ist es, dass das Land einen stabilen
und nachhaltigen Wachstumspfad einschlägt", sagte er unserem Berliner
Büro. Der Spardruck soll so erhöht werden. Italien wäre gut beraten, auf
die deutschen Freunde zu hören. Ein zweites Griechenland kann sich
niemand leisten, am wenigsten Italien selbst.
Der amerikanische
Aluminiumkonzern Alcoa legt nachher seine Geschäftszahlen für das
erste Quartal vor und eröffnet damit die Berichtssaison in den
USA. Der Konzern, der von dem deutschen Manager Klaus Kleinfeld geführt
wird, erwartet in diesem Jahr eine steigende Nachfrage und wieder Gewinn. Das
ist gut für die Aktionäre und gut für Kleinfeld. Er gilt als einer der
Kandidaten für die Nachfolge von Linde-Chef Wolfgang Reitzle. Zu
Recht: Kleinfeld ist ein beherzter Zupacker und Durchsetzer. Amerika hat
ihn gestählt. Falls der Aufsichtsrat allerdings einen Kuschler sucht,
sollte er woanders durchklingeln.
Die Staatsanwaltschaft Hannover
trifft sich am Vormittag mit den Anwälten von Ex-Bundespräsident Christian
Wulff. Es wird noch immer wegen Bestechlichkeit und Bestechung
ermittelt. Die Staatsanwaltschaft hat Wulff angeboten, das Verfahren gegen
Zahlung von 20.000 Euro einzustellen. Heute muss sich der Ex-Präsident
also entscheiden: Geld oder Ehre?
Ich wünsche Ihnen einen weniger
dramatischen Start in die neue Woche. Es grüßt Sie herzlichst Ihr
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Gabor Steingart Herausgeber
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