Roberto Abraham Scaruffi

Friday, 16 December 2011


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Euro-Blues zum Jahres-Finale
Die internationalen Wirtschaftsmedien bilanzieren das Euro-Krisenjahr 2011 und blicken voraus - und überbieten sich dabei im Pessimismus. Wieder mal hätten Europas Führer beim Lösen der Eurokrise versagt, lamentiert der britische » Economist. Früher oder später werde der Euro nicht mehr zu retten sein. Der jüngste Gipfel drohe, die Natur der EU zu verändern - nicht zum Guten. Eine EU ohne Großbritannien werde provinzieller und weniger liberal sein, glaubt das Blatt. Nein, mehr Europa sei nicht per se die Lösung, meint die britische » Financial Times. Die erweiterte EU habe sich in eine perverse Richtung bewegt. Seine regierenden Geister kombinierten einen Hang zur Mikro- und Industriepolitik, die mit deflationärer Makropolitik Jobs zerstöre. Die zentralisierte Wirtschafts- und Finanzpolitik werde die Unausgewogenheiten in Europa nicht korrigieren, meint » Bloomberg. "Das zugrundeliegende Problem schwachen Wirtschaftswachstums in der Eurozone wird nicht gelöst und könnte sich durch jahrelange Sparmaßnahmen verschlimmern." Einen klaren Krisengewinner sieht das » Wall Street Journal: In den USA und Europa gewinne die Regierung das Krisenspiel, mit höheren Steuern, mehr Regierungsmacht und ganz neuen Institutionen. » Businessweek erinnert: Ein Zusammenbruch der Eurozone werde dazu führen, dass Deutschland seine 495-Milliarden-Euro-Forderung verlieren werde - diese Zahl sei selbst bei der Bundesbank nur mit Mühe zu finden. Deutschlands Dilemma: Gutes Geld schlechtem Geld hinterherwerfen, um den Schuldner flüssig zu halten - oder den Stöpsel zu ziehen und die Konsequenzen zu tragen?
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NEWS
Deutsche-Assets im Angebot
Der geplante Verkauf der Vermögensverwaltungs-Sparte bei der Deutschen Bank (FinanceToday berichtete) wird konkret. Laut » Financial Times wollen die Frankfurter rund zwei Milliarden Euro erlösen. Erste Angebote würden im Frühjahr folgen. Rund 50 Firmen hätten jedoch bereits Interesse angemeldet, darunter die Royal Bank of Canada und Ameriprise Financial sowie Wells Fargo aus den USA. Aus New York kommt für die Deutsche Bank die wenig frohe Botschaft, dass die Ratingagentur Fitch die langfristige Kreditwürdigkeit von "AA-" auf "A+" herabstufte. Weitere fünf internationale Großbanken wurden abgewatscht, darunter Goldman Sachs und Credit Suisse (» HB » CNN ).
Verträge verwässert
Was wird aus dem zwischenstaatlichen Vertrag über eine Fiskalunion in Europa? Laut » Financial Times Deutschland soll die Vereinbarung verwässert werden. In den EU-Institutionen wolle niemand eine Klage Großbritanniens riskieren. Ergo werde es statt verbindlicher Vorschriften in einigen Punkten nicht viel mehr als Selbstverpflichtungen geben.
Alles muss raus
Auf dem deutschen Immobilienmarkt bahnt sich eine der größten Transaktionen seit dem Start der Finanzkrise an: Barclays Capital will Immobilien im Wert von über eine Milliarde Euro abstoßen. Zum Portfolio gehören über 26.000 Wohnimmobilien hauptsächlich in Berlin, Hannover und Magdeburg. Die Hand gehoben haben laut » Financial Times bereits Private-Equity-Firmen wie Blackstone.
Finanzkollaps abgewendet
Demokraten und Republikaner im US-Senat haben in der Nacht zum Freitag mit einem Kompromiss im Haushaltsstreit einen unmittelbaren staatlichen Finanzkollaps abgewendet. Vorgesehen sei zunächst eine zweimonatige Verlängerung einer provisorischen Finanzierung, sagte der demokratische Mehrheitsführer Harry Reid einen Tag vor Ablauf der entscheidenden Frist.
» Handelsblatt » Wall Street Journal
Abwicklungsbank statt Apollo
Der Immobilienfinanzierer Westimmo steht vor dem Aus. Der erhoffte Verkauf der WestLB-Tochter an den Finanzinvestor Apollo ist geplatzt. Damit schwindet die Hoffnung für rund 470 Mitarbeiter, unter einem neuen Eigentümer weiter Geschäft machen zu können. Das Institut landet aller Voraussicht nach in der Abwicklungsbank EAA, die die unverkäuflichen Reste der WestLB übernehmen soll.
» Handelsblatt
Kahlschlag bei den Banken
Die US-Investmentbank Morgan Stanley hat die Streichung von 1600 Stellen angekündigt. Dies ist die größte Entlassungswelle bei Morgan seit 2008 (» HB » WSJ » FT ). Auch in Österreich werden Banker entlassen. Die angeschlagene Volksbanken AG will in der Zentrale in Österreich bis 2013 jede fünfte Stelle streichen (» Wb ).
Shortcuts aus der Finanzbranche
Die FDP hat dementiert, dass der Mitgliederentscheid über den ESM an der hohen Zahl ungültiger Stimmen gescheitert sei » HB Der britische Finanzsektor hat im vergangenen Jahr zwölf Prozent der gesamten Steuereinnahmen auf der Insel eingebracht » FT Unicredit will mehr Kredite auf seinem italienischen Heimatmarkt vergeben und dazu Mittel aus einer Kapitalerhöhung nutzen » HB Die Ratingagentur Standard & Poor's hat zehn spanische Banken herabgestuft » HB
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FEEDBACK - meistgeklickter Link der vorherigen Ausgabe
Maschmeyers Minenfeld
Carsten Maschmeyer, AWD-Gründer, hinterlässt nach seinem Rücktritt aus dem Swiss-Life-Verwaltungsrat verbrannte Erde. Der AWD-Eigentümerin drohen laut » Handelszeitung Klagen von Kunden aus Deutschland und Österreich über insgesamt rund 200 Millionen Euro - der eigentliche Grund für Maschmeyers abrupten Abschied. Vorwurf: schwerer gewerbsmäßiger Betrug.


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Titel: Endspiel um Kaufhof
Finanzen: Deutsche Bank verteidigt Spitzenplatz
Unternehmen: Neuer Protektionismus
Politik: Um Rösler wird es einsam
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MENSCHEN UND MEINUNGEN
Düsteres von Draghi & Co.
Mario Draghi, EZB-Präsident, hält eine Rezession in der Eurozone für "unvermeidbar". Gleichwohl seien die wachstumsdämpfend wirkenden Sparmaßnahmen der Regierungen unaufschiebbar. "Es gibt keinen externen Retter für Staaten, die nicht konsolidieren wollen." (» BZ ) Auch IWF-Chefin Christine Lagarde malte gestern schwarz: "Der Ausblick auf die Weltwirtschaft ist im Augenblick nicht besonders rosig. Er ist ziemlich düster." (» NZZ » FT )
Stänkern gegen die Bankenaufseher
Josef Ackermann, Deutsche-Bank-Chef, hat den jüngsten "Blitz-Stresstest" der europäischen Bankenaufsichtsbehörde EBA bei Banken scharf kritisiert. Die EBA habe mitten im Prozess willkürlich die Methodik verändert, sagte er am Donnerstag in Berlin: "Das ist nicht geeignet, Vertrauen herzustellen."
» Handelsblatt » Spiegel
Wechsel zum Wettbewerber
Dieter Wemmer, Ende Juni überraschend als Zahlenmeister bei Zurich Financial Services zurückgetreten, hat einen neuen Job. Der 54-Jährige tritt zum Jahreswechsel in den Vorstand des deutschen Allianz-Konzerns ein. Wemmer wird ab 2012 die westeuropäischen Versicherungsaktivitäten (außer Spanien, Portugal und deutschsprachige Länder) und den Fachbereich Globale Sachversicherung verantworten.
» Finenews
Konzernvorstand minus zwei
Bernhard Spalt, Risikomanager bei der Erste Group Bank, wechselt im Februar 2012 zur Problemtochter nach Ungarn. Neuer Konzernrisikovorstand wird der bisherige Großkunden- und Investmentbanking-Chef Gernot Mittendorfer. Zudem soll der Privatkunden-Vorstand Martin Skopek das Privatkundengeschäft bei der rumänischen Tochter BCR übernehmen.
» Handelsblatt » Wirtschaftsblatt
EZB bitte kommen
Paul J. J. Welfens, Präsident des Europäischen Instituts für Internationale Wirtschaftsbeziehungen an der Universität Wuppertal, plädiert in der » Zeit für die Emission von EZB-Anleihen. Damit würde ein Tausch in Gang gesetzt: EZB-Anleihen werden emittiert, um nationale Anleihen anzukaufen. Dadurch sänken die Schuldenzinsen.
WIRTSCHAFTSBUCH DER WOCHE
Die 4-Stunden-Woche: Mehr Zeit, mehr Geld, mehr Leben
Warum arbeiten wir uns eigentlich zu Tode? Haben wir nichts Besseres zu tun? Und ob! - sagt Timothy Ferriss. Der junge Unternehmer war lange Workaholic mit 80-Stunden-Woche. Doch dann erfand er MBA - Management by Absence - und ist seitdem freier, reicher, glücklicher. Mit viel Humor, provokanten Denkanstößen und erprobten Tipps erklärt Ferriss, wie sich die 4-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich verwirklichen lässt. Der Wegweiser für eine Flucht aus dem Hamsterrad und ein Manifest für eine neue Gewichtung zwischen Leben und Arbeiten.
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ZUGABE - worüber die Finanzwelt schmunzelt
Abtanzen in der Mittagspause
After-Work-Party war gestern, ab sofort wird in der Mittagspause gefeiert: In Stockholm hat eine 28-jährige Projektentwicklerin 2010 die ersten Mittagspausen-Partys organisiert, die seitdem Schweden im Sturm erobert haben - sogar im serbischen Belgrad und in Bogotá in Kolumbien soll die Idee aufgenommen werden. Das Konzept: Jeder kann einen Mittagspausen-Tanz organisieren, solange er sich an das Manifest auf der Website » www.lunchbeat.org hält. Darin wird festgelegt, dass jeder tanzen soll, der Event keinen Gewinn erzielen darf und genau eine Stunde unter der Woche zur Mittagszeit abgehalten werden kann. Außerdem muss Essen angeboten werden.
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