Roberto Abraham Scaruffi

Monday, 5 December 2011


MONTAG, 05. DEZEMBER 2011
Guten Morgen Herr Scaruffi,
die Demokratie hält nun auch in Russland Einzug, was den Autokraten Wladimir Putin nur wenig erfreuten dürfte. Seine Partei "Einiges Russland" hat ihre Zwei-Drittel-Mehrheit verloren. Trotz der deutlichen Verluste hat sie die absolute Mehrheit der Sitze errungen. Putin wurde heute Morgen offiziell zum Wahlsieger erklärt. Das Land befindet sich in einem schwierigen Häutungsprozess: Man trägt jetzt das Kleid der Demokratie, aber die alte Sowjet-Haut hängt ihm noch nach.

Als der Papst kürzlich vor dem Deutschen Bundestag sprach, zitierte er den jungen König Salomon, der bei seiner Thronbesteigung von Gott eine Bitte freigestellt bekam. Der junge Herrscher erbat sich nicht Erfolg, Reichtum oder die Vernichtung der Feinde, sondern: "Verleih deinem Knecht ein hörendes Herz, damit er dein Volk zu regieren versteht". Als Helmut Schmidt gestern den SPD-Parteitag eröffnete, warb er für deutsche Bescheidenheit und europäische Solidarität: "Europa braucht ein mitfühlendes Herz". Der Parteitag feierte den 93-Jährigen mit Standing Ovations. Wenn die SPD eine Kirche wäre, wäre Helmut Schmidt ihr Papst.

Die übrigen Bischöfe wirken dagegen wie Messdiener. Am heutigen Montag stellt sich SPD-Chef Sigmar Gabriel zur Wiederwahl. Um nicht in Erklärungsnot zu geraten, hatte er zuvor schon tiefgestapelt. Er rechne mit einem schlechteren Ergebnis als bei seiner ersten Wahl vor zwei Jahren, als er 94,2 Prozent der Stimmen erhalten hatte. "94 Prozent kriegt man in der SPD nur, wenn man zum ersten Mal kandidiert und wenn man zum letzten Mal kandidieren will", sagte er.

Am Samstagabend kündigte SAP eine milliardenschwere Übernahme an. Der deutsche Software-Konzern will für 2,5 Milliarden Euro die US-Firma Success Factors übernehmen. Damit meldete sich die deutsche Erfolgsfirma, die im Zeitalter von Apple, Google und Co. ein bisschen in Vergessenheit geraten war, mit einer Großinvestition auf der Weltbühne zurück. Dem SAP-Aktienkurs dürfte diese Akquisition heute Morgen guttun.

Exklusiv-News aus Gütersloh: Der neue Bertelsmann-Chef Thomas Rabe will mit einem Beratergremium Europas größten Medienkonzern stärker internationalisieren und neue Märkte wie Indien, China und Lateinamerika erschließen. Dem Gremium gehören folgende sieben Musketiere an: Annabelle Lu Yong, Chefin des Corporate Centers in China und Geschäftsführerin der Bertelsmann Asia Investments, RTL-Deutschlandchefin Anke Schäferkordt, die langjährige Random House-Chefin Gail Rebuck in Großbritannien, Karin Schlautmann, neue Kommunikationschefin und enge Vertraute von Liz Mohn, der Spanier Fernando Carro de Prada, weltweiter Chef der Buchklubs und Spezialist für Endkundengeschäfte, Nicolas de Tavernost, CEO der französischen Fernsehgruppe M 6 und der einflussreiche Bertelsmann-Personalchef Immanuel Hermreck.

Der größte deutsche Stahlhersteller bestätigte am Freitag unsere Titelgeschichte vom "Missmanagement bei Thyssen-Krupp". In einer vorgezogenen Pressekonferenz teilte der Vorstand mit, dass das Unternehmen im vergangenen Geschäftsjahr einen Verlust von knapp 1,8 Milliarden Euro eingefahren hat - vor allem aufgrund der Schwierigkeiten mit dem neuen Stahlwerk in Brasilien. Diese schonungslose Offenheit ist im Zeitalter einer oft auf Beschönigung angelegten Public Relations eine Novität. Thyssen-Krupp ist damit die Ausnahme von der Regel. Damit nicht genug: Wir erfuhren aus den damit befassten Kreisen, dass der Ex-Vorstandschef Ekkehard Schulz - der für das Brasilien-Investment verantwortlich ist - nun um seinen Aufsichtsratssitz bangen muss. Für Aufsichtsratschef Gerhard Cromme und Stiftungschef Berthold Beitz ist Corporate Governance erkennbar mehr als ein Modewort.

Ich wünsche Ihnen einen schwungvollen Start in die neue Woche. Es grüßt Sie herzlichst Ihr

Gabor Steingart
Chefredakteur
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"Europa braucht ein mitfühlendes Herz"
Angesichts einer erodierenden Euro-Zone meldete sich Altkanzler Helmut Schmidt gestern auf dem SPD-Parteitag zu Wort - mit einem fulminanten Plädoyer für Europa. Der Kanzlerin warf er mangelnde Führung vor. Und befürwortete Euro-Bonds zur Rettung der Währung.

SAP drängt auf Zukunftsmarkt
Am Samstagabend kündigte SAP eine milliardenschwere Übernahme an. Der deutsche Software-Konzern will für 2,5 Milliarden Euro die US-Firma Success Factors übernehmen.

Bertelsmann-Chef setzt auf Schwellenländer
Der neue Bertelsmann-Vorstandschef Thomas Rabe will mit einem Beratergremium Europas größten Medienkonzern stärker internationalisieren und neue Märkte wie Indien, China und Lateinamerika erschließen.

Serie: Der globale Manager
Das Unternehmen der Zukunft muss Wert auf Produktqualität legen und Umweltstandards beachten.

Amerika bereitet Thyssen-Krupp Sorgen
Thyssen-Krupp, der größte deutsche Stahlhersteller, hat im vergangenen Geschäftsjahr einen Verlust von knapp 1,8 Milliarden Euro eingefahren.

Putin-Partei erleidet Verluste
Die Partei "Einiges Russland" fällt bei den Duma-Wahlen unter die Marke
von 50 Prozent.

Araber beteiligen sich an Ferrostaal
Die neue Ferrostaal-Mutter MPC nimmt mit Commodore Contracting aus Abu Dhabi einen Investor auf.

Ökonomen drängen EZB zu Zinssenkung
Prominente europäische Volkswirte empfehlen der Europäischen Zentralbank, am Donnerstag den Leitzins auf unter ein Prozent zu senken.

Regierungen gehen Richtung Fiskalunion
Der Vorstand der Beratungsfirma Maschmeyer-Rürup, Bert Rürup, lobt die Taktik von Kanzlerin Angela Merkel als riskant, aber richtig.

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Spezialfonds des IWF soll Euro-Krisenländer stützen
Vor dem heutigen Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy werden die Pläne zur Euro-Rettung immer konkreter. Eine Schlüsselrolle soll dabei offenbar der Internationale Währungsfonds (IWF) spielen.
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"Europa braucht ein mitfühlendes Herz"
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Regierung Italiens beschließt drastische Sparmaßnahmen
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Startet der Dax durch zur Jahresendrally?
Fast elf Prozent hat der Deutsche Aktienindex in der vergangenen Woche zugelegt. Das macht Hoffnung auf ein versöhnliches Jahresende. Ob es so weit kommt, liegt in der Hand der Politik.
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SPD-Parteitag in Berlin
Am heutigen Montag stellt sich SPD-Chef Sigmar Gabriel beim Bundesparteitag der Sozialdemokraten zur Wiederwahl. Der Auftritt des sozialistischen Präsidentschaftskandidaten Frankreichs, François Hollande, dürfte ihn daran erinnern, dass er zuletzt mit Teilen seiner Parteireform gescheitert war.

IT-Gipfel in München
Eine Branche sorgt sich um ihr Image: Mit Datenpannen, spektakulären Hackerangriffen, Diskussionen über Bundestrojanern und holprigen Zukunftsprojekten wie die elektronische Gesundheitskarte sind die IT-Anbieter zuletzt in die Defensive geraten. Vom sechsten "IT-Gipfel" in München, der am Abend mit einem Empfang eingeleitet wird, erhofft sich die Branche einen Vertrauensschub von der Politik. Schließlich geht es beim künftigen Ausbau der IT-Sicherheit und dem verstärkten Einsatz von Computertechnik im Bildungswesen um Milliardengeschäfte, die stark von politischen Entscheidungen abhängen.
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Sarkozy und Merkel suchen Lösung für die Euro-Krise
Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy erarbeiten in Paris gemeinsame Vorschläge für den Gipfel. Deutschland hat zuletzt verstärkt für eine Reform des EU-Vertrags geworben, um eine bessere Haushaltskontrolle zu verankern.

Italien spart
Der neue italienische Ministerpräsident Mario Monti will in Rom sein Sparprogramm vorstellen. 24 Milliarden Euro will Monti einsparen. Die EU hat das hoch verschuldete Land aufgefordert, den Gürtel noch enger zu schnallen.

Britische Wirtschaft schwächelt
In Großbritannien wird der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor vorgelegt. Er dürfte im November weiter zurückgegangen sein. Belastet haben der unsichere Wachstumsausblick, die schwache Verbraucherstimmung, die Verschlechterung am Arbeitsmarkt sowie die anhaltende Haushaltskonsolidierung. Im Durchschnitt wird mit einem Rückgang auf 50,5 gerechnet, nachdem der Index im Oktober noch bei 51,3 lag.
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Wall Street hofft auf Europa
Die Anleger an der Wall Street schwanken zwischen Hoffen und Bangen, wenn in der neuen Woche die EU-Mitgliedstaaten um die Zukunft der Euro-Zone ringen. Gerade das Treffen von Merkel und Sarkozy gilt als wegweisend.
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USA legt Industrieproduktion vor
Wie stark ist die US-Wirtschaft? Zuletzt überraschte die weltgrößte Volkswirtschaft mit starken Arbeitsmarktdaten. Heute kommen die Zahlen zur Industrieproduktion im Oktober.

Steuerstreit in den USA
In der neuen Woche wird sich der Steuerstreit im US-Kongress mit womöglich noch größerer Härte fortsetzen - weil die Zeit knapp wird. Werden bis zum Ende des Jahres die niedrigen Lohnsteuersätze nicht verlängert, erhöht sich die Lohnsteuer um zwei Prozent. Zunächst war erwartet worden, dass die Einigung auf eine Steuersenkung politisch kein Problem sei. Nun kritisieren jedoch konservative Republikaner, dass dadurch Einnahmen verloren gingen, die zum Schuldenabbau verwendet werden könnten. Gleichzeitig muss der Kongress Mittel bewilligen, damit die US-Regierung handlungsfähig bleibt. Hier läuft die Frist am 16. Dezember ab.
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Bank of China könnte bei Saab einsteigen
Der schwedische Autobauer Saab hat Schulden und Geldmangel. Die Bank of China soll Kreisen zufolge zur Rettung mit ins Boot geholt werden. Doch damit steht der Rettungsplan noch lange nicht.
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Freundlicher Wochenauftakt für den Nikkei
Trotz mauer Vorgaben von der Wall Street geht es an der Börse in Tokio zu Wochenbeginn aufwärts. Bei den Einzelwerten fallen vor allem die Aktien aus dem Finanzsektor auf.
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FÜR SIE GELESEN - HANDELSBLATT PRESSESCHAU
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Die internationale Presse mokiert sich über die widersprüchlichen Reden von Angela Merkel und Nicolas Sarkozy im Vorfeld des Brüsseler Gipfels Ende dieser Woche. Sie vermisst vor allem kurzfristig wirksame Lösungen zur Rettung der Euro-Zone.

Keine Hoffnung auf verwertbare Lösungsvorschläge zur Euro-Krise macht sich die Financial Times von den fünf verbleibenden Tagen bis zum Gipfel in Brüssel am Donnerstag und Freitag. Angela Merkel und Nicolas Sarkozy seien in ihren Standpunkten weit voneinander entfernt: "Merkel will keine Finanzunion, was sie will, ist ein Sparclub, ein neuer Stabilitätspakt, um eine lebenslange Sparsamkeit zu verordnen. Sarkozy dagegen will die Souveränität nicht aufgeben, er wünscht den nationalen Ansatz, der in der Vergangenheit so fürchterlich versagt hat."

Auch der britische Economist wundert sich über die Hoffnung an den Finanzmärkten, hätten doch Merkel und Sarkozy in ihren jüngsten Grundsatzreden gezeigt, wie weit sie differieren. "Das einzige, was beide eint, ist die Forderung nach neuen EU-Verträgen." Die Uneinigkeit der deutschen Kanzlerin und des französischen Präsidenten verwundere nicht: "Das war doch in der EU immer so."

"Keine 15 Stunden sind zwischen den Reden von Merkel und Sarkozy vergangen, beide zum selben Thema", konstatiert L‘Expansion aus Frankreich. Die "Misstöne" zwischen dem deutsch-französischen "Paar" hätten sie nicht ausräumen können - im Gegenteil: "Eine Woche vor dem Gipfel, bei dem es für die Euro-Zone um alles oder nichts geht, haben Merkel und Sarkozy ihre Geigen immer noch nicht aufeinander abgestimmt.
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