Roberto Abraham Scaruffi

Wednesday, 29 February 2012


Mittwoch, 29. Februar 2012
Guten Morgen,
in allen Zeitungen steht viel von Schuldenkrise und Finanzmarktregulierung. Aber es gibt eine Branche, die im Windschatten dieser Großereignisse gute Geschäfte macht: die Hedge-Fonds-Industrie. Das weltweite Geschäft mit der Spekulation boomt wie vor der Lehman-Pleite. Die Hedge-Fonds-Manager werden in diesem Jahr ein Volumen von deutlich mehr als zwei Billionen Dollar investieren - ein neues Allzeithoch.

Der Grund ist unter Experten ein offenes Geheimnis: Die Notenbanken fluten die Märkte mit billigem Geld und je stärker die Regierungen die traditionellen Banken regulieren, desto energischer weicht das große Geld in den unregulierten Bereich der Schattenbanken aus. "Der unaufhaltsame Aufstieg der Hedge-Fonds" heißt die Titelzeile unseres heutigen Schwerpunkts. Als Gastautor konnten wir Otmar Issing gewinnen. Der Ex-Chefvolkswirt der EZB leitet im Auftrag der Bundesregierung eine Kommission zur besseren Kontrolle des Finanzsektors. Er präsentiert Ihnen seine Ideen, wie dieser riskanten Entwicklung Einhalt geboten werden kann.

Angela Merkel hat bessere Tage erlebt. Die Verfassungsrichter stoppten gestern die von ihr gewollte Einrichtung eines Minigremiums im Bundestag, mit dem die Kanzlerin künftige Milliardenpakete diskret auf den Weg in Richtung Griechenland bringen wollte. Das sei eine "Missachtung der parlamentarischen Spielregeln", so die Richter. Gut, dass in Karlsruhe nicht das "Primat der Politik" gilt, sondern das Primat des Rechts. Das ist einer freien Gesellschaft deutlich bekömmlicher.

Schönheit schützt vor Schaden nicht: Das Nobelhotel Heiligendamm ist pleite. Der charmante Immobilienmanager Anno August Jagdfeld muss nun erneut Investoren finden. Wenn er bei Ihnen vorstellig wird, lohnt es sich kühl zu bleiben. Der edel sanierte Gebäudekomplex, im Volksmund als die "Weiße Stadt am Meer" bezeichnet, wird immer romantisch, aber wohl niemals rentabel sein.

Was Wind und Wetter in diesem Winter nicht schaffen, gelingt der Gewerkschaft der Flugsicherung. Sie hat in Frankfurt nun auch die Towerlotsen aufgerufen, heute von fünf bis elf Uhr in den Ausstand zu treten. Glück im Unglück: Ein Gericht hat gestern Abend diesen Streik erstmal verboten - es bleibt also in Frankfurt zunächst nur bei der Arbeitsniederlegung der Vorfeldmitarbeiter. Dafür kündigte aber in Berlin die Gewerkschaft Verdi Warnstreiks in der Passagier- und Gepäckabfertigung an. Damit sind zwei der wichtigsten Flughäfen Deutschlands von teilweise massiven Behinderungen bedroht. Vielleicht sollten zur Abwechslung die Kunden auch mal streiken.

Ein Jahr nach dem Atomunglück hat unser Tokio-Korrespondent Martin Kölling jetzt das Atomkraftwerk Fukushima besucht. Im Hochsicherheitsanzug und mit Geigerzähler war er bei den rund 3.000 Arbeitern, die im Gerippe des Reaktors mit den Aufräum- und Demontagearbeiten beschäftigt sind. Seine Reportage handelt vom wohl gefährlichsten Arbeitsplatz der Welt. Köllings Messgerät zeigte das Vierhundertfache des Wertes an, ab dem normalerweise in Japan eine Zwangsevakuierung angeordnet wird. Aber in Fukushima gibt es keine Normalität mehr. Wenn der tapfere Kollege Kölling mich vor dieser Dienstreise um Erlaubnis gefragt hätte - ich hätte sie ihm verweigert. Wahrscheinlich hat er deshalb nicht gefragt.

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Tag. Es grüßt Sie herzlichst Ihr
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Gabor Steingart
Chefredakteur
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VERHANDLUNG IN FRANKFURT
Arbeitsgericht verbietet Fluglotsenstreik
Das Frankfurter Arbeitsgericht hat in erster Instanz den Fluglotsen im Tower verboten, gemeinsam mit den Vorfeld-Mitarbeitern zu streiken. Damit werden die Flugausfälle am Frankfurter Flughafen in Grenzen bleiben. Mehr...
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Eine deftige Geldspritze der Europäischen Zentralbank für die Banken dürfte heute den Handel bestimmen. Je höher sie ausfällt, um so eher könnte das deutsche Marktbarometer über die Hürde von 6.900 Punkten springen. Mehr...
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Bereits am Vortag hatten sich die Optimisten durchgesetzt. Am Vormittag heizen gute US-Daten die Stimmung in Tokio zunächst weiter an. Doch gegen Ende folgen Gewinnmitnahmen. Mehr...
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Dow schließt so hoch wie seit 2008 nicht mehr
Schwache Daten zu den Auftragseingängen in der Industrie hatten die Anleger zunächst ernüchtert. Doch starke Umfragewerte zum Verbrauchervertrauen brachten ein leichtes Plus - und hoben den Dow Jones über die 13.000-Punkte-Marke. Mehr...
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PARTNERSUCHE
SAP macht Schluss mit Kannibalismus
Ohne sein Ecosystem ist der Softwareriese SAP nichts - nun sucht der Weltkonzern nach starken neuen Partnern. Das ehrgeizige Ziel ist, den Umsatz bis 2015 zu verdoppeln und das "iTunes der Geschäftswelt" zu werden. Mehr...
TERMINE DES TAGES
Preisauftrieb bei Importen schwächt sich ab
Die Preise für nach Deutschland importierte Waren sind nach Einschätzung von Experten im Januar um 3,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Im Monat zuvor hatte der Preisauftrieb noch 3,7 Prozent betragen.

Bundesagentur gibt Arbeitslosenzahlen bekannt
Die Bundesagentur für Arbeit (BA) gibt heute in Nürnberg die Arbeitslosenzahlen für den Februar bekannt. Experten gehen davon aus, dass die Zahl der Erwerbslosen weiterhin über drei Millionen liegt, die Rate bei 6,7 Prozent stagniert. Nach ihren Berechnungen gab es im Februar 3,09 Millionen Männer und Frauen ohne Arbeit; dies wären rund 10.000 mehr als im Januar, aber knapp 230.000 weniger als vor einem Jahr.

Kabinett entscheidet über Einschnitte bei Solarförderung
Das Bundeskabinett entscheidet über weitere Einschnitte bei der Solarförderung, um die Kosten bei der Energiewende besser im Griff zu haben. Bereits ab dem 9. März soll es für Dachanlagen und große Solarparks deutlich weniger Geld geben. Jährlich fallen pro Durchschnittshaushalt für die Solarförderung, die per Aufschlag über die Stromrechnung zu zahlen ist, rund 70 Euro an. Die Einschnitte sollen schon kurzfristig gelten, damit es bei Photovoltaik-Anlagen keine "Schlusskäufe" zu alten, höheren Fördersätzen gibt - der Bundestag kann dies noch ändern.

Bundesverwaltungsgericht entscheidet über Vernichtung von Gen-Raps
Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig verhandelt über die Vernichtung von gentechnisch verändertem Saatgut. In letzter Instanz wird die Klage eines landwirtschaftlichen Betriebes verhandelt, der die Rapssamen nach einer zunächst negativ ausgefallenen Laboruntersuchung in Umlauf gebracht hatte. Nachdem in einer weiteren Probe geringe Spuren gentechnisch veränderter Samen festgestellt wurden, untersagte die zuständige Behörde den weiteren Anbau. Sie ordnete zudem die Vernichtung des bereits ausgebrachten Saatgutes an.

Hochtief legt Bilanz vor - rote Zahlen
Der neue Mann an der Spitze des Essener Bauriesen Hochtief muss heute eine Bilanz mit roten Zahlen vorlegen. Frank Stieler hatte den Posten als Vorstandschef des mittlerweile mehrheitlich zum spanischen Konkurrenten ACS gehörenden Unternehmens im Mai vergangenen Jahres übernommen. Bereits Ende Januar hatte Hochtief in einem vorläufigen Überblick angekündigt, noch tiefer als zunächst erwartet in die Verlustzone gerutscht zu sein. Der Konzernverlust soll nun bei 160 Millionen Euro liegen.
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VOLKSABSTIMMUNG ZUM FISKALPAKT
Iren spielen wieder ein gefährliches Spiel mit der EU
Als erster EU-Staat lässt Irland sein Volk über den Fiskalpakt abstimmen. Die Einführung der Schuldenbremse in der EU dürfte das nicht aufhalten - dennoch könnte die Volksabstimmung empfindliche Konsequenzen haben. Mehr...
TERMINE DES TAGES
Erneute EZB-Geldflut für Banken soll Märkte beruhigen
Mit einer neuen Geldflut für Banken will die Europäische Zentralbank (EZB) die Märkte beruhigen. Heute wird bekanntgegeben, wie stark Europas Geschäftsbanken von der Möglichkeit Gebrauch machen, sich für die ungewöhnlich lange Zeit von drei Jahren günstiges Geld bei der Zentralbank zu leihen. Es ist das zweite Geschäft mit dieser Laufzeit innerhalb von gut zwei Monaten. Kurz vor Weihnachten hatten sich die Geschäftsbanken fast 500 Milliarden Euro von der EZB gepumpt. Europas oberster Währungshüter Mario Draghi hatte sich danach überzeugt gezeigt: Die EZB habe mit ihrem Eingreifen eine Kreditklemme verhindert.

Preise in der Euro-Zone steigen um 2,7 Prozent
Am Vormittag werden die endgültigen Werte für die Inflationsrate in der Euro-Zone im Januar veröffentlicht. Beobachter gehen davon aus, dass die Preise im Vergleich zum Vorjahr um 2,7 Prozent gestiegen sind. Gegenüber Januar bedeutet dies einen Rückgang um 0,8 Prozent.
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US-VORWAHLEN IN MICHIGAN UND ARIZONA
Mitt Romney kommt mit blauem Auge davon
Mitt Romney hat im Präsidentschaftswahlkampf seinen Favoritenstatus zurückerobert. Bei den Vorwahlen der Republikaner in Michigan und Arizona holte er wichtige Siege. Der Wahlkampf war ein neuer Tiefpunkt. Mehr...
KONJUNKTUR
Japan produziert mehr als im Vormonat
Verlieren die Auswirkungen von Erdbeben und Tsunami ihre Macht über die japanische Industrie? Die Industrieproduktion des Landes ist auch im Januar weiter aufwärts gegangen - allerdings langsamer als erwartet. Mehr...
TROTZ SANKTIONEN
Venezuela schickt Syrien viele Fässer Öl
Auch gestern sind die Berichte über erneute Gewalt in Syrien nicht abgerissen. Viele Länder der Vereinten Nationen reagieren darauf in einem immer schärferen Ton. Doch Syriens Präsident bekommt auch Unterstützung. Mehr...
DIALYSE-ANBIETER
FMC darf in den USA Liberty kaufen
Erst vor wenigen Tagen hat Fresenius Medical Care (FMC) ein Gewinnplus für 2011 vermeldet. Jetzt darf das hessische Dialyse-Unternehmen einen US-Konkurrenten kaufen. Die US-Behörden knüpfen an ihre Erlaubnis Bedingungen. Mehr...
DELL COMPUTERS
Vom Börsenliebling der IT zum Sorgenkind
Computerhersteller Dell leidet unter einem Vertrauensverlust von Anlegern und Banken. In Zeiten von iPad und Smartphone bevorzugen Kunden leichte Modelle - Dell hat das Nachsehen. Nun setzt das Unternehmen auf Software. Mehr...
TERMINE DES TAGES
US-Wirtschaft wächst um 2,8 Prozent
In den USA werden Daten zur Wirtschaftsentwicklung veröffentlicht. Analysten gehen davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt im Schlussquartal des vergangenen Jahres 2,8 Prozent höher ausgefallen ist als vor Jahresfrist.

US-Einkaufsmanager beweisen Zuversicht
Heute veröffentlicht das Institute for Supply Management in Chicago seinen Einkaufsmanagerindex. Experten gehen davon aus, dass das vielbeachtete Konjunkturbarometer, das auf Umfragen unter Managern beruht, im Februar weiter gestiegen ist. Sie rechnen mit einem Anstieg von zuletzt 60,2 auf 61,5 Punkte.
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WORTE DES TAGES

"Wenn alle teilnehmen, dann gehen wir davon aus, dass eigentlich nichts mehr fliegt."
Markus Siebers,
Bundesvorstand der Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF)

"Der private Konsum hat zwar im Vorjahr zugelegt. Das bedeutet aber nicht, dass die Deutschen deshalb bereits in einem Kaufrausch sind."
Rolf Bürkl,
GfK-Marktforscher
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