Roberto Abraham Scaruffi

Friday, 23 March 2012


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Wie explosiv ist expansiv?
An diesem Freitag treffen sich die wichtigsten Zentralbanker der Welt wie Mario Draghi (re.) und Ben Bernanke (li.) in Washington, um über die Auswirkung ihrer lockeren Geldpolitik zu sprechen. Zentrale Frage: Ist die - umstrittene - Strategie des "Quantitative Easing" weiterhin eine gute Waffe im Arsenal der Zentralbanken? » (Wall Street Journal D) Eine verkehrte Welt beobachtet die britische » Financial Times. Während in den vergangenen Jahren die US-Notenbank viel Geld ins Wirtschaftssystem gepumpt habe, die EZB unter Jean-Claude Trichet aber zurückhaltend gewesen sei, hätten sich die Rollen inzwischen verkehrt. Jürgen Stark, Ex- Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank, geht mit der expansiven Geldpolitik der europäischen Notenbank scharf ins Gericht. Es sei nicht möglich, die im Dezember und Februar über zwei Dreijahresgeschäfte in den Bankensektor gepumpte Liquidität von mehr als einer Billion Euro rasch zu absorbieren, sofern dies aufgrund anziehender Preissteigerungsraten notwendig werde, warnte Stark im Interview mit dem » Handelsblatt. Auch die » Börsen-Zeitung zeigt sich besorgt, dass die aktuelle "Zentralbankgeld-Wirtschaft" (Zitat von Deutsche-Bank-Chefvolkswirt Thomas Mayer) vor allem angesichts der von der EZB induzierten Dauerniedrigstzinsen negative Auswirkungen auf die produzierende Wirtschaft haben könnte.
Rainmaker wechselt die Pferde
Andrea Orcel, Chef der Sparte Global Banking and Markets bei der Bank of America Merrill Lynch, soll künftig an der Seite von Carsten Kengeter die UBS-Investmentbank leiten. Den eigentlichen Grund für die Doppel-Spitze insinuiert die » Neue Zürcher Zeitung Kengeter habe als Chef des Investmentbanking den Milliardenverlust aufgrund verbotener Aktivitäten eines Händlers in London zu verantworten. Das » Wall Street Journal meldet, dass Christian Meissner interimistisch Orcels Posten bei der BofA übernimmt. Dies sei ein "Coup", schreibt die britische » Financial Times. Es gebe kaum eine Banken-Übernahme in den vergangenen Jahren, an der Orcel nicht mitgewirkt habe, darunter der Verkauf von ABN Amro an das Konsortium aus Royal Bank of Scotland, Santander und Fortis.
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NEWS
New York lässt Frankfurt allein
Die New York Stock Exchange will im Gegensatz zur Deutschen Börse nicht gegen das Veto der EU gegen die geplante Mega-Fusion beider Unternehmen klagen. In Unternehmenskreisen hieß es, sich in ein mehr als zweijähriges juristisches Gefecht in Europa zu verstricken, sei reine Zeitverschwendung. Der Schritt kommt überraschend, zumal Nyse-Chef Duncan Niederauer vor der Entscheidung der EU-Wettbewerbshüter wiederholt mit einer Klage gegen ein eventuelles Veto gedroht hatte, meint das » Handelsblatt.
Schnäppchenjagd eröffnet
Während viele international operierende Banken ihr Geschäft abspecken müssen, um Regulierer zufriedenzustellen, treten immer mehr asiatische Investoren auf den Plan. Das Volumen der zum Verkauf stehenden Assets wird laut » Wall Street Journal auf 96 Milliarden Dollar geschätzt - von ganzen Geschäftszweigen bis hin zu Kreditpaketen. Da die Verkäufer unter großem Druck stünden, drängten die Asiaten oft auf niedrige Preise.
USA vs. Schweiz: 1 : 0
In den USA bejubelt die Wirtschaftszeitung » Forbes , die Dauer-Offensiven der US-Steuerbehörde Internal Revenue Service gegen das seit dem Mittelalter bestehende Schweizer Bankgeheimnis ("Die größte Story in der Bankengeschichte"). Der Knoten geplatzt sei durch das Settlement mit der UBS. Der » Neuen Zürcher Zeitung ist aufgefallen, dass es in den letzten zwölf Monaten in fast allen Banken, die sich im Steuerstreit im Fokus der amerikanischen Behörden befinden, zu Wechseln und Abgängen auf oberster Stufe gekommen sei. Viele dieser Wechsel seien in den Medien als überraschend, abrupt und unerwartet bezeichnet worden. Schlussfolgerung der Schweizer: "Die Frage drängt sich auf, ob diese personellen Veränderungen im Zusammenhang mit den gegenwärtigen Problemen der Banken mit den US-Behörden stehen könnten."
Basel wird teuer
Hiobsbotschaft für die deutschen Sparkassen: Den Instituten drohen nach einem Bericht des » Manager Magazins infolge der neuen Bankenregulierung "Basel III" milliardenschwere Belastungen. Als Folge könnte jedes dritte öffentliche Geldinstitut in Kapitalnot geraten. Hintergrund: Künftig sollen die Sparkassen ihre Beteiligungen an Landesbanken, Versicherern oder Bausparkassen mit Kapital unterlegen.
Shortcuts aus der Finanzbranche
Der Hannoveraner Talanx-Konzern schweigt sich weiterhin zum genauen Datum und Volumen des Börsengangs aus. » FTD Der Versicherungskonzern Baloise gibt nach einem Gewinneinbruch im Sog der europäischen Schuldenkrise seine langjährigen Ertragsziele auf. » NZZ Der Wettbewerb zwischen den Online-Vergleichsportalen für Autoversicherungen wird schärfer. » FTD Auf der Suche nach den verschwundenen Milliarden beim japanischen Vermögensverwalter AIJ Investment Advisors haben Behörden eine Razzia in den Büros abgehalten. » WSJ Euro-Sorgenkind Irland befindet sich nach einer Phase der Hoffnung wieder in der Rezession. » Manager Magazin Ernst & Young und der Kanton Genf haben sich in der Affäre um die Milliardenverluste bei der Genfer Kantonalbank geeinigt.» Handelszeitung Die europäische Aufsichtsbehörde ESMA bemängelt fehlende Transparenz und mangelhafte Dokumentation bei den drei großen Ratingagenturen Fitch, Moody's und Standard & Poor's. » FTD
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FEEDBACK - meistgeklickter Link der vorherigen Ausgabe
Höhere Strafe für Steuersünder
Deutschland und die Schweiz stehen kurz vor einer Einigung über Nachbesserungen bei dem Abkommen gegen Steuerflucht. Bis Ende des Monats solle die Vereinbarung stehen, heißt es in der Zürcher » Handelszeitung.
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Titel: Aus für Bochum?
Politik: Rückenwind vom Staat
Unternehmen: Autobranche entwirft Sparpläne
Finanzen: JP Morgan klettert an die Spitze
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MENSCHEN UND MEINUNGEN
Auf der Suche nach Profil
Jürgen Fitschen, künftiger Co-Chef der Deutschen Bank, will als Nachfolger für den bisherigen Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann auch in den Vorstand des Bundesverbands deutscher Banken gehen. Das erfuhr das » Handelsblatt aus Bankenkreisen. Das Präsidiumsamt an sich soll dem Deutschbanker am Herzen liegen, hat sich das Handelsblatt in Frankfurter Bankenkreisen umgehört. Fitschen sehe das Amt als Chance, sich nach außen stärker gegenüber seinem prominenteren Co-Chef Anshu Jain zu profilieren.
Koalition wieder unter Druck
Angela Merkel droht neuer Ärger im Zuge der Euro-Rettung. In den Koalitionsfraktionen formiert sich Widerstand gegen mögliche höhere Bürgschaften, meldet das » Handelsblatt. Der Streit könnte auch FDP-Chef Philip Rösler in Bedrängnis bringen, hatte doch die Partei im Dezember 2011 beschlossen, dass man Ausweitungen des deutschen Haftungsvolumens der Rettungsschirme durch finanztechnische Maßnahmen ablehne. Den Abgeordneten dämmere, dass zwei Schirme übereinander ein Zeichen für die Sorge vor Starkregen sind, kommentiert das » Handelsblatt.
Achtung Strukturkrise
Stephan Leithner, designiertes Vorstandsmitglied der Deutschen Bank, attestiert dem europäischen Finanzsektor eine Strukturkrise. Ursachen seien die EU-Auflagen sowie die unklaren Perspektiven für die Finanzierung von Gewerbeimmobilien. Leithners Frage: Wer gebe in Deutschland bei Gewerbeimmobilien künftig Kredite, wenn führende Adressen dieses Geschäft reduzierten?
» Börsen-Zeitung
Steuersünden eines Ministers?
Karl-Heinz Grasser, Ex-Finanzminister Österreichs, soll Steuern in Höhe von rund 2,6 Millionen Euro hinterzogen haben. Das Wirtschaftsmagazin » Format beruft sich auf vorläufige Berechnungen in einem Bericht des zuständigen Wiener Finanzamtes. Jetzt sei mit einer baldigen Anklage wegen Steuerhinterziehung zu rechnen. Ein Grasser-Anwalt zum Vorwurf: "Das stimmt natürlich nicht".
Rochaden im Investmentbanking
Jim Amine ist alleiniger Chef des Emissions- und M&A-Beratungsgeschäfts der Credit Suisse. Der bisherige Co-Head Luigi de Vecchi tritt ein Sabbatical an, meldet die » Handelszeitung. Auch andere Positionen werden neu besetzt. Amines Bereich umfasst vor allem die Beratung bei Übernahmen und Kapitalmarkttransaktionen. » Cash berichtet, dass die CS nach Ausführungen von CEO Brady Dougan in diesem Jahr die neuen Regulierungsvorgaben und die selbst gesteckten Renditeziele einhalten werde.
WIRTSCHAFTSBUCH DER WOCHE
Kapitalismusdebatte - wohin steuert die Marktwirtschaft?
Die Krise hat die Kritiker unseres Wirtschaftssystems wieder auf den Plan gerufen. Sie werfen die Frage auf: Wie kann ein lebenswerter Kapitalismus gestaltet werden? Das Handelsblatt hat nach Antworten gesucht und zeigt mit eigenen Analysen und zahlreichen Gastbeiträgen Wege in die Zukunft auf. Das 45-seitige Spezial im PDF-Format zeigt unterschiedliche Sichtweisen, greift das Interview mit Peter Sloterdijk auf und bündelt die Beiträge von Gabor Steingart, Nikolaus von Bomhard, James Galbraith, Kurt Biedenkopf, Sigmar Gabriel, Michael Vassiliadis, Josef Joffe und vielen anderen.
Ihre Bestellmöglichkeit im » Handelsblatt-Shop.
ZUGABE - worüber die Finanzwelt schmunzelt
Als bei Goldman noch gekuschelt wurde
Goldman Sachs filtert nach dem indiskreten Gastkommentar von Greg Smith in der » New York Times E-Mails nach Schmähbegriffen für Kunden (wie "Muppets" - "Deppen"). Früher war die Firmenkultur des New Yorker Investment-Riesen anders, das zeigt ein zwölf Jahre alter Artikel im US-Magazin "New Yorker", der davon berichtet, wie das Wall-Street-Haus an einem kalten Dezembertag bei der jährlichen Investment-Banking-Konferenz in New York die größte Gruppenumarmung der Welt organisierte, um den Teamgeist zu fördern: 3000 Mitarbeiter, die beim Dinner im noblen Hilton Hotel von einer "Umarmungsaufseherin" animiert werden sollten, den Weltrekord aufzustellen. "Die Investmentbanker machen sich an die Arbeit. Vier jüngere, die angewiesen wurden, Teletubby-Kostüme anzuziehen, betreten den Raum und gehen von Tisch zu Tisch, um ihre Kollegen in Knuddel-Stimmung zu bringen", schreibt der Reporter. Die » New York Times erfindet ein paar E-Mail-Konversationen, bei denen unschuldige Goldmänner ins Visier der Muppet-Zensoren geraten. Kostprobe: "Hast du gehört, dass Madoff verurteilt wurde, nachdem er ein Fozzie-Scheme unterhielt? - ? - Lach. Ich meinte natürlich Ponzi. Verdammte Autokorrektur". (Erklärung: Ponzi wird das Schneeballsystem von Madoff genannt; "Fozzie" ist ein Bär aus der "Muppet Show".