Roberto Abraham Scaruffi

Wednesday, 23 May 2012


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"Das ist Mark Zuckerbergs Rache"
Facebook und die Nasdaq haben vorgemacht, wie ein Börsengang nicht laufen sollte. Nun werden Schuldige gesucht: vom Facebook-Chef über die Banker, bis hin zu Investoren, denen die Euphorie das Hirn vernebelt hat (» Handelsblatt ). » Marketwatch schimpft am lautesten. Facebook lasse jeden von uns beschämt und mit rotem Gesicht zurück. Dies sei "Mark Zuckerbergs Rache": Er demütige uns alle und nehme uns dabei das Geld aus der Tasche. Der » Business Insider regt sich darüber auf, dass Konsortialführer Morgan Stanley sowie JP Morgan und Goldman Sachs angeblich kurz vor dem Börsen-Start ihre Umsatzerwartungen senkten - ein Fall für die US-Börsenaufsicht SEC. Die » Financial Times Deutschland beschuldigt Morgan Stanley. Die Bank habe die Fähigkeit verloren, eine optimale Anlegermischung zu bedienen, weil sie möglichst viele Papiere losschlagen wollte. Nach Einschätzung des » Spiegel zeigt der Fall die "explosive Kombination von Elektronik und Psychologie". Die » Zeit zeigt sich gelassen, es sei sogar von Vorteil, dass der Hype um die Facebook-Aktien ende. "Denn schließlich kommt es auf die reale, langfristige Entwicklung des Unternehmens an und nicht auf die kurzfristigen Wunschträume einiger Investoren und Banken." Ähnlich argumentiert die britische » Financial Times Indem die Aktie jetzt falle und von einer niedrigeren Basis starte, habe Facebook die Chance, "in einen Börsenwert hineinzuwachsen", der gefährlich weit von der Firma entfernt gewesen sei. Das » Wall Street Journal wundert sich, dass bei der Hauptversammlung der Nasdaq kein Aktionär nach dem verpatzten Börsenstart gefragt hat
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NEWS
Eiszeit zwischen Berlin und Paris
Beim Treffen der EU Staats- und Regierungschefs am heutigen Mittwoch in Brüssel zeichnet sich ein überragendes Thema ab: Euro-Bonds. Der neue französische Präsident Francois Hollande will eigene Vorschläge für gemeinschaftliche Anleihen der Euro-Länder präsentieren (FinanceToday berichtete). Das » Handelsblatt stellt die verschiedenen Modelle für Euro-Bonds vor. Und vermutet in einem weiteren » Artikel , dass Hollande Projekt-Bonds vor Augen hat, mit denen einzelne große Vorhaben gemeinsam finanziert werden könnten - hier liege die Chance zum Kompromiss. Die » Süddeutsche Zeitung zitiert dagegen aus Berliner Regierungskreisen, wonach Angela Merkel das Thema partout von der Tagesordnung verbannen wolle. Vor diesem Hintergrund spricht die » Financial Times Deutschland von einer "deutsch-französischen Eiszeit". Neben dem Streit über Euro-Bonds belaste Wolfgang Schäubles mögliche Berufung als neuer Euro-Gruppen-Chef die Beziehungen.
Fass ohne Boden
Spaniens Banken droht dem Internationalen Bankenverband IIF zufolge ein weiteres massives Finanzloch. Mit Blick auf die kriselnde Wirtschaft könnten die Geldhäuser zusätzlich 76 Milliarden Euro brauchen, um Kreditausfälle zu schultern, wie aus dem globalen Wirtschaftsbericht des IIF hervorgeht (» Handelsblatt » Neue Zürcher Zeitung ).
Goodbye Italy
Das britische Finanzunternehmen Barclays erwägt den Rückzug aus Italien. Nach einem Bericht des » Wall Street Journal gibt es bereits Letters of Interest von drei Firmen, die rund 180 bis 200 Filialen der Briten übernehmen wollen. Dennoch könnte die Veräußerung schwierig werden, da die Geschäfte Verluste machten, mehrere zehn Millionen Euro pro Jahr, beruft sich das Blatt auf einen Insider.
Shortcuts aus der Finanzbranche
Die Frankfurter Traditionsbank Metzler zeigt sich nach einem guten Jahresauftakt trotz anhaltender Turbulenzen zuversichtlich für 2012 » HB Der börsennotierte Hedge-Fonds Man Group kauft den Hedge-Fonds Financial Risk Management Holdings, der acht Milliarden Dollar verwaltet » WSJ Die vier größten griechischen Banken werden Branchenkreisen zufolge nach den jüngsten Kapital-Problemen binnen Tagen wieder normale Geschäfte mit der Europäischen Zentralbank machen können » HB Kein guter Jahresstart für die verstaatlichte Immobilienbank Hypo Real Estate, der Vorsteuergewinn brach im ersten Quartal um 93 Prozent ein » Spiegel Die Landesbank Baden-Württemberg ist unter anderem wegen des mühsamen Verkaufs riskanter Papiere mit einem deutlichen Gewinnrückgang ins Jahr gestartet » HB Der Gewinner des AktienAnalystenAward der Börsen-Zeitung heißt in diesem Jahr Equinet » BZ
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FEEDBACK - meistgeklickter Link der vorherigen Ausgabe
Furcht vor dem Bankensturm
In Griechenland haben viele Sparer ihre Einlagen bereits in Sicherheit gebracht. Jetzt greift die Angst vor dem Euro-Ausstieg auch auf Anleger bei spanischen und portugiesischen Banken über, schreibt die » Süddeutsche Zeitung.
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Titel: Die Strompreislüge
Politik: Kostenexplosion bei der Zeitarbeit
Unternehmen: Daimler in der Defensive
Finanzen: Wetten auf den Euro-Verfall
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MENSCHEN UND MEINUNGEN
Teufelskreis droht in der EU
Pier Carlo Padoan, OECD-Chefökonom, sieht das Risiko einer "schweren Rezession" in der Eurozone. Ihr drohe ein wirtschaftlicher Rückgang von zwei Prozent. Der nötige Reformprozess habe zwar begonnen, werde aber durch maues Wirtschaftswachstum gebremst (» Handelsblatt » New York Times » Time ).
Deutsche setzt auf Deutschland
Anshu Jain, künftiger Co-Chef der Deutschen Bank, hat die Bedeutung des Heimatmarktes für das Geschäft des Instituts betont. Deutschland werde künftig neben den USA und den Schwellenländern zu den Wachstumsmärkten der Deutschen Bank gehören, sagte der bisherige Chef der Investmentbanking-Sparte in einem Interview mit dem US-Fernsehsender » CNBC Er unterstrich, dass Deutschland nach der Übernahme der Postbank für das Institut wichtiger denn je sei.
Die Russen kommen
Alexey Yakovitsky, Chef der russischen Investmentbank VTB Capital, will die Krise der westeuropäischen und US-amerikanischen Banken ausnutzen. Während diese Institute wegen der höheren Eigenkapitalauflagen schrumpfen müssten, ergäben sich für andere Banken große Chancen. Im April habe VTB das erste Büro in den USA eröffnet, berichtet die » New York Times
Plädoyer für Schlankheitskur
Georg Fahrenschon, neuer Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands, fordert eine Schrumpfkur der Landesbanken. Die Institute seien dabei, sich von Geschäften zu trennen, die keine realwirtschaftliche Grundlage hätten, zitieren » Handelsblatt und » Börsen-Zeitung den ehemaligen bayerischen Finanzminister.
Santander-Chairman entlastet
Emilio Botín, starker Mann der spanischen Vorzeigebank Banco Santander, steht nicht mehr im Verdacht, mit elf weiteren Mitgliedern der Familie Steuern hinterzogen zu haben. Die spanische Justiz stellte die Ermittlungen ein, meldet » Bloomberg Diese waren durch französische Behörden initiiert worden, die Hinweise auf einer CD mit Kontoinformationen gefunden haben wollten, die ein früherer Mitarbeiter der Bank HSBC in der Schweiz gestohlen und an die Ermittler verkauft hatte.
DEBATTE - worüber die Finanzwelt diskutiert
Griechenland retten oder rausschmeißen?
Ein griechischer Exit könnte zu einer Kernschmelze auf dem Derivatemarkt führen, warnt » Time Der » Spiegel schlägt eine Abwrackprämie vor, jenes "archaisch-primitive, aber wirksame" Mittel, das die Kanzlerin 2008 auflegte, um die deutsche Wirtschaft am Laufen zu halten. Konkrete Idee: ein Renovierungsprogramm für hellenische Hotels und andere Tourismuseinrichtungen, einen staatlichen Zuschuss für einen Griechenlandurlaub. In der » Financial Times Deutschland votiert Nouriel Roubini für einen Exit. "Dem langsamen, ungeordneten Einsturz der griechischen Volkswirtschaft und Gesellschaft zuzusehen wäre viel schlimmer."
ZUGABE - worüber die Finanzwelt schmunzelt
Zuckerberg will Griechenland kaufen
Der Facebook-Börsengang musste einfach in die Binsen gehen. Der US-Komiker Andy Borowitz veröffentlichte in seinem » Blog am Tag vor dem historischen Ereignis einen imaginären "Brief von Mark Zuckerberg". Darin heißt es: "Lieber potenzieller Investor! Seit Jahren hast Du Deine Zeit auf Facebook verschwendet. Jetzt kommt Deine Chance, auch noch Dein Geld darauf zu verschwenden." Zuckerberg verrät in dem Brief außerdem, was er mit seinen Milliarden vorhat: Griechenland kaufen. Doch dann blieben immer noch 18 Milliarden Dollar übrig.
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