Roberto Abraham Scaruffi

Wednesday, 23 May 2012

Mittwoch, 23. Mai 2012
Guten Morgen,
wenn Griechenland aus dem Euro-Verbund ausscheidet, werden für Deutschland Zahlungen in Höhe von rund 80 Milliarden Euro fällig. Diese Summe hat neulich Wolfgang Schäuble als den deutschen Schadensanteil im Fall der Fälle benannt. Die Energiewende aber - unser Titelthema der heutigen Ausgabe - wird mehr als doppelt so teuer. Und der Schadensfall ist hier garantiert. Die neuen Netze und die Dauersubventionierung von Wind, Solar und Biomasse werden von Experten allein bis zum Jahr 2020 auf 175 Milliarden Euro beziffert. Auf vier Sonderseiten wagen wir - ausgestattet mit exklusiven Berechnungen des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft - einen Blick in die Zukunft. Der zeigt, dass Angela Merkels Versprechen von stabilen Strompreisen unhaltbar ist. Die Schlagzeile lautet: "Die Strompreislüge". Und man wünschte, es wäre eine Übertreibung.

Die Bundeskanzlerin kennt die Dringlichkeit des Themas. Auch deshalb hat sie Norbert Röttgen entlassen. Für heute werden die 16 Ministerpräsidenten im Kanzleramt erwartet. Auf der Tagesordnung stehen der stockende Netzausbau, die fehlenden Investitionen für neue Gaskraftwerke und das alle anderen Themen überschattende Thema der Kostenexplosion.

Gestern war ein großer Tag für Friedrich Joussen, Deutschland-Chef von Vodafone. Nach fünf Jahren ist Vodafone (einst als D2 in Deutschland gestartet) wieder an der Mobilfunksparte der Telekom vorbeigezogen: mehr Umsatz und mehr Kunden. Der sympathische Telekom-Chef René Obermann muss sich auf der morgigen Hauptversammlung seines Konzerns unbequeme Fragen stellen lassen. Vor allem eine Frage ist interessant: Ist das alles wirklich nur Pech?

Die Hedge-Fonds werden von allen Seiten kritisiert. Aber sie leben noch! Und sie spekulieren weiter - vor allem gegen den Euro. Zuletzt wurden an der Terminbörse in Chicago mehr Wetten auf einen fallenden als auf einen steigenden Euro abgeschlossen - und zwar mit der höchsten Differenz seit Einführung der Einheitswährung. Es wäre allerdings nicht das erste Mal, dass die Herde der Hedge-Fonds-Manager kraftvoll in die falsche Richtung zieht.

In der SPD reifen die saftigsten Früchte derzeit in der Peripherie: Neben NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft entwickelt sich auch Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz zu einem Politiker mit Format. Selten klang der ehemalige Generalsekretär von Gerhard Schröder so staatsmännisch und so vernünftig wie im Interview mit meiner Kollegin Heike Anger. Er hält Euro-Bonds derzeit für nicht sinnvoll, besteht auf Pragmatismus als politischer Tugend, verweigert sich der rot-grünen Träumerei und bekennt sich zur deutschen Stabilitätskultur. Wer so redet, hat ein Anrecht darauf, dass man ihm auch außerhalb der SPD-Biotope zuhört.

Bei Daimler rumort es. Die Tatsache, dass BMW und Audi an Mercedes vorbeigezogen sind, lässt Vorstand und Aufsichtsrat nicht zur Ruhe kommen. Es geht um bessere Zahlen, bessere strategische Ideen und es geht auch um die Vertragsverlängerung von Vorstandschef Dieter Zetsche, die Anfang 2013 anstünde. Eine Nichtverlängerung ist unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen, erfuhren unsere Automobil-Korrespondenten Carsten Herz und Martin Buchenau aus Konzernkreisen. Zetsches Problem: Es gibt in keiner anderen Branche derart guten und zahlreichen Führungsnachwuchs wie in der deutschen Autoindustrie.

Meine gestrige Frage, warum der selbsternannte Arbeiterführer und Sänger Herbert Grönemeyer nicht selbst Opel fährt, wenn er doch so schwungvoll für die Interessen der Opelaner in Bochum streitet, stieß auf Widerspruch. Kay Krüger, Mitinhaber einer Münchener Werbeagentur und offenbar Grönemeyer-Fan, schrieb: "Der Vorwurf erinnert ein bisschen an den früheren Spießervorwurf gegen den jungen Paul Breitner: Fußballmillionär ist er - aber Maoist! Auch sollte meines Dafürhaltens SZ-Kulturkritiker Joachim Kaiser weiter Operntenöre kritisieren dürfen, ohne Gefahr zu laufen, von Steingart zum ‚selber Vorsingen‘ geladen zu werden." Ich lerne und staune: Vielleicht ist die Fangemeinde von Currywurst-Grönemeyer und der Manta-Marke Opel am Ende doch größer und soziologisch differenzierter als angenommen. Das lässt für die Opelarbeiter hoffen.

Ich wünsche Ihnen einen vergnüglichen Start in den Tag. Es grüßt Sie herzlichst Ihr
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Gabor Steingart
Chefredakteur
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Der Dax begibt sich wieder auf Talfahrt
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TERMINE DES TAGES
Energiegipfel bei Kanzlerin Merkel
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will mit den 16 Ministerpräsidenten über die Probleme bei der Umsetzung der Energiewende beraten. Auf der Tagesordnung im Kanzleramt stehen der stockende Stromnetzausbau, die fehlenden Investitionen in neue Gaskraftwerke als Ersatz für die wegfallenden Atomkraftwerke und ein drohendes Ausufern der Kosten für die Bürger.

Metro-Aktionärstreffen nach turbulentem Jahr
Nach einem turbulenten Jahr mit Führungskrise, Gewinneinbruch und dem gestoppten Kaufhof-Verkauf schlägt beim Handelskonzern Metro die Stunde der Aktionäre. Zur Hauptversammlung der Metro AG werden in Düsseldorf etwa 1.000 Aktienbesitzer erwartet. Der frühere Finanzvorstand Olaf Koch stellt sich erstmals als Vorstandschef den Fragen der Aktionäre. Zur Abstimmung steht eine Umstellung des Geschäftsjahres, das künftig am Stichtag 1. Oktober beginnen soll. 2013 würde es damit ein Rumpfgeschäftsjahr für die Monate Januar bis September geben. Durch die Umstellung soll das Weihnachtsgeschäft nicht mehr von Inventuren behindert werden.

Commerzbank-Management muss mit Aktionärsschelte rechnen
Es dürfte kein angenehmer Tag für Commerzbank-Chef Martin Blessing und seine Kollegen im Management werden: Heute stellen sich die Manager bei der Hauptversammlung in Frankfurt den Aktionären des teilverstaatlichten Konzerns. Der Unmut ist groß, weil der Aktienkurs im Keller steckt und die Aktionäre im vierten Jahr in Folge keine Dividende erhalten. Kürzlich gab es zudem Kritik an Blessings Millionengehalt für das laufende Jahr.

SAP lädt Aktionäre zur Hauptversammlung
Die Aktionäre des Softwareriesen SAP kommen zur Hauptversammlung des Dax-Konzerns zusammen. Bei der Veranstaltung in der Mannheimer SAP-Arena sollen die Anteilseigner unter anderem über neue Regeln für die Bezahlung des Vorstandes beraten. Das zur Jahreswende reformierte System soll die Vergütung der Chefetage stärker an langfristigen Zielen ausrichten. Europas größter Softwarehersteller verdiente im vergangenen Jahr so viel Geld wie nie zuvor. Unter dem Strich blieben den Walldorfern 3,44 Milliarden Euro und damit fast doppelt so viel Gewinn wie 2010.
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TERMINE DES TAGES
Britischer Einzelhandel schwächelt
Heute werden in London Zahlen zur Entwicklung des Einzelhandels im April veröffentlicht. Analysten gehen davon aus, dass die Erlöse des Wirtschaftszweigs in Großbritannien ein Prozent niedriger lagen als vor einem Jahr. Im Monat zuvor hatten die Umsätze den Wert des Vorjahresmonats noch um 3,3 Prozent übertroffen.

EU-Staatenlenker diskutieren über Wachstum und Euro-Bonds
Das Wachstum in Europa und die umstrittenen Euro-Bonds bestimmen den EU-Sondergipfel in Brüssel. Die Staats- und Regierungschefs der 27 Mitgliedsländer kommen in der EU-Hauptstadt zu einem Abendessen zusammen. Dabei beraten sie über Maßnahmen, um trotz des strengen Sparkurses in der Schuldenkrise das Wachstum der Wirtschaft anzukurbeln. Auch die Zukunft des hoch verschuldeten Griechenlands und die Krise in Spanien werden nach Angaben von Diplomaten besprochen. Harte Auseinandersetzungen sind bei der Gipfel-Debatte um gemeinsame Staatsanleihen (sogenannte Euro-Bonds) programmiert.
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PC-HERSTELLER
Dell enttäuscht Börse mit Rückgang bei Umsatz und Gewinn
Der einst weltgrößte PC-Hersteller Dell kann seine Talfahrt nicht stoppen. Wieder gab es ein Quartal mit weniger Umsatz und Gewinn. Die Aktie fiel am Dienstag nachbörslich um mehr als elf Prozent. Mehr...
FACEBOOK-FIASKO
Technologiebörse Nasdaq verklagt
Die technischen Probleme beim Börsengang von Facebook haben für die Nasdaq ein juristisches Nachspiel: Ein erster Investor hat die Nasdaq verklagt. Unterdessen hat die Technologiebörse weitere Fehler eingeräumt. Mehr...
MILLIARDEN-EINNAHMEN
Barclays verkauft Blackrock-Anteil unter Kurswert
Im Zuge der verschärften Kapitalanforderungen trennt sich die britische Großbank Barclays von ihren Anteilen an dem Vermögensverwalter Blackrock. Barclays verkauft ihre Aktien knapp zwei Prozent unter dem Kurswert. Mehr...
KOOPERATIONSGERÜCHTE
Mazda spricht mit Fiat über Allianz
Der Autohersteller Mazda will laut Medienberichten eine Allianz mit Fiat gründen. Der defizitäre Konzern wolle damit sein Überleben sichern, heißt es. Mazda kündigte eine Stellungnahme an. Mehr...
TERMINE DES TAGES
HP verdient deutlich weniger
Der US-amerikanische Drucker- und PC-Hersteller, der heute über den Verlauf seines zweiten Geschäftsquartals berichtet, hat nach Einschätzung von Analysten mit knapp 30 Milliarden Dollar gut fünf Prozent weniger verdient als vor einem Jahr. Probleme bereitet HP die Profitabilität, dementsprechend erwarten Beobachter einen um 21 Prozent niedrigeren Nettogewinn von 1,8 Milliarden Dollar.

Erste freie Präsidentenwahl in Ägypten
Mehr als ein Jahr nach dem Sturz von Langzeitmachthaber Husni Mubarak wählt Ägypten einen neuen Präsidenten. Rund 52 Millionen Wahlberechtigte können sich erstmals in freier Wahl zwischen zwölf Kandidaten entscheiden. Bei der Richtungswahl geht es vor allem um die Entscheidung, ob ein gemäßigter Islamist oder ein früherer Vertreter des Mubarak-Regimes Präsident im bevölkerungsreichsten arabischen Land wird. Beobachter gehen davon aus, dass keiner der Kandidaten bereits im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erhält. In diesem Fall gibt es Mitte Juni eine Stichwahl.

Neue Runde von Atomgesprächen mit dem Iran
In der irakischen Hauptstadt Bagdad beginnt eine neue Verhandlungsrunde über das iranische Atomprogramm. An dem Treffen nehmen der Iran und die fünf Ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates sowie Deutschland teil. Der Westen verdächtigt den Iran, unter dem Deckmantel eines zivilen Atomprogramms an Atomwaffen zu arbeiten. Die Führung in Teheran bestreitet das. Unmittelbar vor der neuen Verhandlungsrunde hatte der Iran Zugeständnisse signalisiert. Teheran erklärte sich bereit, eine Vereinbarung zur genaueren Überprüfung seines Atomprogramms durch die Internationale Atomenergie-Behörde IAEA zu unterzeichnen. Im Gegenzug fordert die iranische Führung, dass der Westen Sanktionen aufhebt.
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WORTE DES TAGES

"Ich werde, wie mein Vorgänger auch, nerven. Ich hoffe, dass ich Ihnen nicht auf die Nerven gehe."
Georg Fahrenschon,
der neue Sparkassen-Präsident

"Früher als andere haben Sie erkannt, es ist Zeit für die Energiewende. Dafür sind wir Ihnen dankbar."
Joachim Gauck,
Bundespräsident, zu dem gerade entlassenen Umweltminister Norbert Röttgen