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Dienstag, 26. Juni
2012
Guten Morgen,
"Ich habe mich bestechen lassen", sagte der
Ex-BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky kürzlich vor Gericht. 44
Millionen Euro hat er von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone genommen. Das
bringt Gribkowsky hinter Gitter und einen Unbeteiligten in ernste
Schwierigkeiten: den Daimler-Konzern.
Denn nach den eigenen
Compliance-Regeln darf Daimler - mit Eccelstone durch das
Formel-1-Team von Michael Schumacher verbunden - mit korrupten Personen
keine Geschäfte machen. Die Juristen des Autokonzerns - das erfuhren wir
gestern aus Daimler-Kreisen - sind in Aufregung. Prüfaufträge wurden
vergeben. Die Frage aller Fragen lautet nun: Muss aus juristischen und ethischen
Gründen der Ausstieg aus der Rennsportserie erfolgen? Unsere
Titelgeschichte "Die Formel-1-Falle" portraitiert Eccelstone und
analysiert die neue, für Daimler-Chef Dieter Zetsche missliche
Lage.
Der Aufruf von BDI-Chef Hans-Peter Keitel an die deutsche
Wirtschaft, den Euro-Rettungskurs von Kanzlerin Angela Merkel zu stützen,
bringt die Familienunternehmer auf die Barrikaden. "Der vom
BDI-Präsidenten eingeschlagene Kurs wird in den Abgrund führen und das deutsche
Volksvermögen noch weiter als bisher gefährden", sagte der Vorstand der Stiftung
Familienunternehmen, Brun-Hagen Hennerkes, dem Handelsblatt. Ähnlich
scharf äußerte sich Lutz Goebel, Präsident des Verbands "Die
Familienunternehmer": "Es ist schlechter Stil, wenn ein solcher Brief zuerst in
einer führenden Tageszeitung veröffentlicht wird", sagte Goebel in Richtung BDI.
Das Handelsblatt hatte gestern den Keitel-Brief dokumentiert. Heute
veröffentlichen wir die Stellungnahme der Angegriffenen.
Ungerührt von einer zunehmend skeptischen Öffentlichkeit will
Wolfgang Schäuble die Integration Europas beschleunigen und die
EU als Staat organisieren. Dazu sollen mit einer Änderung des deutschen
Grundgesetzes Kompetenzen an die EU abgegeben werden. Die Kanzlerin bremst, sie
sieht die Grenzen des Grundgesetzes noch nicht erreicht, ließ sie
mitteilen. Unser Berliner Büroleiter Michael Inacker will es genauer wissen. Er
hat sich mit Peter Gauweiler zum großen Interview verabredet, um diese
Frage sachkundig zu klären. Gauweiler ist nicht nur Euro-Kritiker, er ist vor
allem einer der führenden Verfassungsjuristen, der mehrere Grundsatzurteile in
dieser Angelegenheit herbei geführt hat. Wenn Sie Fragen an den Anwalt
Gauweiler haben, zögen Sie nicht, Sie mir zuzuschicken: steingart@handelsblatt.com. Sie
helfen damit, das Gespräch noch substanzieller zu machen.
Das
Marktforschungsunternehmen GfK gibt in Nürnberg die neuen Daten zur
Verbraucherstimmung in Deutschland bekannt. Die Experten sind unsicher,
ob sich die sich zuspitzende Euro-Schuldenkrise negativ im Bewusstsein
der Konsumenten niedergeschlagen hat. Der robuste Arbeitsmarkt und
gute Tarifabschlüsse stärken den Optimismus der Bürger. Viele sind
mittlerweile gegen beides immun: den Glauben an die Heilsversprechen der
Politiker und die Angst vor ihrem Bruch.
Gestern nahm der Deutschlandchef
von Morgan Stanley, Dirk Notheis, eine "unbefristete Auszeit".
Diese Zeitung hat damit einen streitbaren Gegenüber verloren. Seit unserer
Titelgeschichte aus dem vergangenen Jahr über den anrüchigen EnBW-Deal unter der
Zeile "Zwei Freunde, ein Geschäft" bis zur Donnerstags-Ausgabe in der
vergangenen Woche ("Der Unhaltbare") haben wir Notheis diesen Schritt
immer wieder nahegelegt. Der hat sich gewehrt - aber auf sympathische Weise.
Erst am vergangenen Donnerstag rief er an, bat um ein persönliches Gespräch und
ließ den fleißigen Handelsblatt-Rechercheuren in Stuttgart, Frankfurt und
Düsseldorf ausrichten: "Ich bin Sportsfreund. Sie nötigen mir Respekt ab." Wir
erwidern den Zuruf und wünschen dem 44-Jährigen nach einer Phase der
gründlichen Selbstreflexion ein fulminantes Comeback.
Das
Düsseldorfer Oberlandesgericht wird sich heute mit dem Geschmack zweier
beliebter Kinderpuddings befassen. Dr. Oetker sieht in "Flecki"
von Aldi Süd eine illegale Kopie seines Erfolgspuddings
"Paula", der per Geschmacksmuster geschützt ist. Mein Vorschlag: Anstatt
das Unternehmen mit hohen Prozesskosten zu belasten, sollte Dr. Oetker lieber an
alle Kinder einen Paula-Pudding verteilen. Das dient zwar nicht der
Wahrheitsfindung, aber der Sympathiewerbung.
Ich wünsche Ihnen
einen heiteren Start in den neuen Tag. Es grüßt Sie herzlichst Ihr
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Gabor Steingart Chefredakteur
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