Roberto Abraham Scaruffi

Friday, 1 June 2012


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Die letzte große Joe-Show
Nach der Hauptversammlung der Deutschen Bank und Josef Ackermanns letztem Arbeitstag ist sich die Branche mehrheitlich einig, dass die Ära Ackermann als eine stolze in die Geschichte eingehen wird, meint das » Handelsblatt. Allerdings habe er seine selbst gesetzten Ziele - eine Eigenkapitalrendite von 25 Prozent, eine Steigerung des Aktienkurses und unter die zehn größten Banken der Welt aufzusteigen - alle meilenweit verfehlt. "Die Eigenkapitalrendite lag 2011 nur bei rund zehn Prozent, der Aktienkurs ist in seiner Amtszeit um mehr als 60 Prozent abgestürzt, und beim Börsenwert zählt die Bank nicht einmal mehr zu den weltweit 25 größten." Dennoch richtete sich die Kritik der Aktionäre in erster Linie an Clemens Börsig, wie die » Financial Times Deutschland beobachtet. Kritiker würden dem scheidenden Aufsichtsratschef das Versagen bei der Suche nach einem Ackermann-Nachfolger ankreiden. Die öffentlich geführte Debatte habe dem Ansehen der Bank geschadet, monierte etwa Hans Christoph Hirth von der Aktionärsvertretung Hermes. Die » Börsen-Zeitung erklärt so viel geballten Unmut habe es selten gegeben in einer HV-Debatte des Branchenprimus. Die kritischen Punkte seien nun jedenfalls benannt, Korrekturbedarf gäbe es vor allem "in puncto Ethik, Compliance und Corporate Governance". Ackermann selber habe sich mit Tränen in den Augen verabschiedet (hier im Bild): man habe eine "neue Deutsche Bank gebaut", zitiert ihn die » Welt, die gleichzeitig bemerkt, dass in Ackermanns einstündiger Rede für seine Nachfolger kaum Platz war. Die Neuen - Anshu Jain und Jürgen Fitschen - hätten sich allerdings sehr bemüht, ein harmonisches Bild abzugeben, wie der » Spiegel sich amüsiert. Sie hätten auf dem Podium so eng zusammen gesessen, "dass kaum noch eine Zeitung dazwischenpasst". Das » Wall Street Journal allerdings orakelt, das Jain nun zur dominanten Figur heranwachsen und "die Dinge in kürzester Zeit aufrütteln" werde.
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NEWS
Draghi kritisiert die Spanier
Angesichts der Bankenkrise in Spanien, "arbeiten Leute an Wegen, wie der ESM genutzt werden kann, um Banken zu rekapitalisieren", sagte Mario Draghi, Chef der Europäischen Zentralbank. Das Thema sei nicht so sehr, ob ESM-Geld zur Rekapitalisierung genutzt werden kann, sondern, "ob das möglich ist, ohne dabei über Regierungen zu gehen" » (Handelsblatt). Draghi kritisierte auch den Umgang der Spanier mit der maroden Großbank Bankia, die milliardenschwere Geldspritzen des Staates brauche. In der Bankenkrise würden Probleme immer häppchenweise gelöst und das sei die schlechteste Art, mit den Dingen umzugehen. Die spanische Regierung wolle das erforderliche Geld am Kapitalmarkt aufnehmen, was ihr aber laut » FTD sehr schwer fallen dürfte. Ein Medienbericht, dass der Internationale Währungsfonds bereits in Diskussionen über einen Notfallplan für Spanien sei, ist jedoch schon wieder dementiert » (HB2). Dennoch sei Angela Merkel nun noch stärker isoliert, befindet » Bloomberg, denn auch der italienische Regierungschef Mario Monti habe nun gefordert, dass die Deutschen ihren Widerstand gegen die Direkthilfen aufgeben.
Vermögen verdampfen
Die Privatvermögen in Westeuropa schrumpften nach einer Studie der Beratungsgesellschaft Boston Consulting Group im vergangenen Jahr um 0,4 Prozent auf umgerechnet 25,5 Billionen Euro. Auch in Nordamerika und Japan ging es abwärts, während die Schwellenländer mächtig zulegen konnten. Das Privatvermögen in Deutschland allerdings wuchs den Daten zufolge um 0,4 Prozent. » HB » FTD » Spiegel
Derivatehandel nach Frankfurt
Die Deutsche Börse will sich durch den Schulterschluss mit Banken einen großen Teil vom Zukunftsmarkt mit der Abwicklung von Derivaten sichern. Das Unternehmen arbeitet laut» Handelsblatt mit zahlreichen Instituten an der Einführung eines Angebots zum Clearing von bisher außerbörslich gehandelten Zinsderivaten (OTC).
Commerzbank erneut unterlegen
Im Streit um die Bezahlung ihrer Investmentbanker ist die Commerzbank vor Gericht erneut unterlegen. Ein Londoner Richter hat zum zweiten Mal entschieden, dass die Bank nicht nur eingeklagte Bonusforderungen plus Zinsen sondern auch die Prozesskosten zahlen soll. Die Belastungen könnten sich laut » WSJ auf bis zu 70 Millionen Euro belaufen.
Beamte vererben mehr
Wer Dorfbewohner und Beamte, Verheiratete oder Selbständige in der Verwandtschaft habe, darf laut » Süddeutscher Zeitung mit einer ordentlichen Erbschaft rechnen. Jeder fünfte Nachlass habe künftig einen Wert von 100.000 Euro und mehr, Tendenz steigend, wie eine Studie im Auftrag der Postbank zeige.
Shortcuts der Finanzbranche
Der Rückversicherer Swiss Re gibt die US-Sparte seiner Admin Re an den britischen Versicherer Prudential ab und will damit sein Kapital effektiver als bisher einsetzen. » WSJ Morgan Stanley will seinen Anteil am Broker Morgan Stanley Smith Barney um weitere 14 Prozent aufstocken, im Ergebnis wird die Bank dann 65 Prozent an dem gemeinsam mit Citigroup gehaltenen Geschäft besitzen. » NYT Bei der Aufspaltung der WestLB sind zentrale Fragen noch immer ungelöst: Unklar bleibt, was an die Helaba gehen und wie diese Unternehmensteile bewertet werden sollten. » Reuters
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FEEDBACK - meistgeklickter Link der vorherigen Ausgabe
Wie wir unseren Willen trainieren können
Millionen Motivationstrainer haben uns gesagt: Erfolg zu haben ist ganz einfach. Wir müssen nur an uns glauben. Aber warum sind dann immer noch so viele Menschen erfolglos und unzufrieden? Roy Baumeister und John Tierney kennen die Antwort. Auf der Grundlage neuer, bahnbrechender Forschungsergebnisse zeigen sie: Nicht positives Denken ist der Schlüssel zum Erfolg, sondern Disziplin. Die gute Nachricht: Disziplin beruht auf Willenskraft und lässt sich wie ein Muskel trainieren.
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HEUTE IM HANDELSBLATT
Titel: Aufstieg und Fall eines Familienunternehmers
Unternehmen: Umbau im VW-Reich
Politik: EU ringt um ihre Banken
Finanzen: Käuferstreik für neue Aktien
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MENSCHEN UND MEINUNGEN
Eurobonds gefordert
Robert Zoellick, der scheidende Chef der Weltbank, will laut » WSJ größere Anstrengungen der Europäer zur Beilegung der Schuldenkrise sehen. Dazu könne die Ausgabe von Euro-Bonds gehören, um größere Länder wie Spanien und Italien zu stützen. » Welt
Öffentliche Zerknirschung
Christine Lagarde, Chefin des IWF, rudert zurück. Mit ihrer Aussage, sie habe mehr Mitleid mit armen Kindern in Afrika, die Bürger Griechenlands sollten einfach Steuern zahlen, hatte sie Entrüstung ausgelöst. Nun beteuere sie laut » Süddeutscher Zeitung, sie habe großen Respekt vor der Bevölkerung des Landes und "den Opfern, die viele bringen".
Besuch aus Washington
Lael Brainard, die für auswärtige Angelegenheiten zuständige US-Staatssekretärin, soll sich laut » WSJ in Griechenland, Spanien, Frankreich und Deutschland mit hochrangigen Regierungsvertretern treffen, "um deren Pläne für wirtschaftliche Stabilität und Wachstum in Europa" zu erörtern.
Machtwechsel bei der Generali
Giovanni Perissinotto, Chef der Generali, wird laut » Financial Times seinen Posten verlieren. Mediobanca, eine Investemtbank aus Mailand, die 13,5 Prozent am italienischen Versicherer hält, wolle den Mann loswerden.
Naivität ist teuer
James Gorman, CEO bei Morgan Stanley, findet laut » Bloomberg Investoren "naiv", die von Facebook schnelle Gewinne am Aktienmarkt erwartetet haben. Unternehmen gingen ja schließlich an die Börse, um eine langfristige Investorenbeziehungen aufzubauen.
WIRTSCHAFTSBUCH DER WOCHE
Europa braucht den Euro nicht
Mit der drohenden Staatspleite einzelner Länder hat der Traum von der Europäischen Währungsunion seinen Glanz eingebüßt und seine Risiken offenbart. Angela Merkels Diktum "Scheitert der Euro, dann scheitert Europa" versucht die Währungsfrage in einen größeren Zusammenhang zu stellen.

Das tut auch Thilo Sarrazin in seinem neuen Buch, aber auf andere Weise und mit anderen Ergebnissen. Er zeichnet die verheerenden Resultate politischen Wunschdenkens nach und stellt die Debatte vom Kopf auf die Füße. Ihre Bestellmöglichkeit im » Handelsblatt-Shop
ZUGABE - worüber die Finanzwelt schmunzelt
Die Schlacht ums fettige Buffet
Noch wirbt das Feinschmecker-Restaurant "Mélisse" im kalifornischen Santa Monica mit einem achtgängigen "Foie for All" Gänseleber-Menü zum Preis von 185 Dollar - während draußen die Tierschützer toben. Doch mit solchen Gelagen ist laut » Manager Magazin bald Schluss: Am 1. Juli führe Kalifornien zum Verdruss von vielen Nobelköchen ein striktes Verbot des Verkaufs von Stopfleber ein. Dann müssten Kaliforniens Reiche und Schöne wohl auf den Schwarzmarkt umsteigen. So wie in Chicago: Nach einem Verbot dort in 2006 offerierten die Gastronomen eben Croûtons für 25 Dollar - und die Foie gras gab es umsonst dazu.