Roberto Abraham Scaruffi

Friday, 3 February 2012


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Abgesang auf "Joe Almighty"
Bei der letzten Bilanzpressekonferenz von Josef Ackermann (Foto: li.) als Deutsche-Bank-Chef haben sich die Augen der Kommentatoren primär auf den umstrittenen Investmentbanker Anshu Jain (Mitte) und Co-Chef Jürgen Fitschen (rechts) gerichtet. Dass Ackermann das schlechte Abschneiden des Investmentbankings als Hauptursache dafür ausgemacht habe, dass der Konzern seine ambitionierte Gewinnvorgabe krachend verfehlt hat, klingt in den Ohren des » Spiegel-Autors wie eine schallende Ohrfeige des Alten für den Neuen. Ackermann habe wiederholt mehr versprochen, als er geliefert habe. Seine Nachfolger Fitschen und Jain müssten nun das Gegenteil tun, kommentiert die » Financial Times. Das System Ackermann habe sich überlebt, meint die » Wirtschaftswoche. Hinter der von "Joe Almighty" zur Schau gestellten Fassade habe Deutschlands wichtigste Bank zu bröckeln begonnen. Die » FTD erkennt Ackermanns größten Verdienst darin, die Deutsche Bank zu einem internationalen Finanzkonzern ausgebaut zu haben. D'accord, so die » Frankfurter Rundschau , aber er habe zuletzt nicht gewusst, wohin er die Bank führen wollte. "Deshalb lief er den Trends hinterher." Die Welt spricht sich dafür aus, das Investmentbanking zu stärken. Dass die » Deutsche Bank doch noch einmal zu einer globalen Großsparkasse werden könnte, sei nur ein "Albtraum". Die » Börsen-Zeitung applaudiert stattdessen dem überaus erfolgreichen Rainer Neske, verantwortlich für das weltweite Geschäft mit Privat- und Geschäftskunden. Die » Süddeutsche Zeitung glaubt, dass der neue Chefaufseher Paul Achleitner der Reserve-CEO sei, wenn alle Stricke rissen - er habe die Verbindungen, das Gespür und das Netzwerk, die Jain fehlten.
Eigentor des Verbraucherschützers?
Nebenschauplatz am Rande der Bilanzpressekonferenz war der Vorwurf, dass auch die Deutsche Bank mit Rohstoffspekulationen den Hunger in der Welt befeuere. Thilo Bode, Gründer der Verbraucherschutz-Organisation Foodwatch, hatte dies inszeniert. Doch mit einem Brief an Vorstandschef Ackermann schoss Bode ein Eigentor, rekapituliert das » Handelsblatt - Bodes Offensive sei ein PR-Desaster, Ackermann wurde reingelegt. Die Kritik von Foodwatch basiert auf einer Studie von Harald Schumacher. Doch die Belege seien nicht stichhaltig, meint die » Zeit. Zumal es die unterschiedlichsten Meinungen zu dem Thema gebe - mit überraschenden Positionierungen: Linke Ökonomen wie Paul Krugman, die die Rohstoffpreise fundamental determiniert sehen, rechte Institutionen wie die Bank von Japan, die der Spekulation einen großen Anteil zuweisen. "Mir selbst leuchtet die Argumentation von Krugman ein (wenn ich auf den Sieg des FC Bayern wette, heißt das schließlich noch lange nicht, dass der FC Bayern auch gewinnt)...", meint der Zeit-Autor Mark Schieritz.
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NEWS
Das 100-Milliarden-Fragezeichen
Der Facebook-Börsengang beschäftigt weiter die Medien. Für die » FTD ist eine Bewertung von 100 Milliarden Dollar zu hoch gegriffen, weshalb sich Anleger nicht vom IPO-Fieber anstecken lassen sollten. Sag den Börsengang ab, Zuckerberg, rät die britische » Financial Times Dieser habe nur Nachteile. » Businessweek meint, mit dem Schulterschluss mit einigen der US-weit größten Banken, die den IPO managen, habe sich Facebook mit der Wall Street zu einem Zeitpunkt verbündet, da die öffentlichen Anfeindungen gegenüber dem Finanz-Establishment größer seien denn je. Für den » Tagesspiegel ist Finanzchef David Ebersman, Ex-Analyst bei der Bank Oppenheimer & Company, die treibende Kraft hinter dem Facebook-Börsengang. Im » Freitag erläutert der Medientheoretiker Jeff Jarvis ("What Would Google Do?") Mark Zuckerbergs Masterplan: der menschlichen Natur zu helfen, sie zu entfalten.
Plan A bis Z
Was passiert, wenn ein Land aus der Euro-Zone austritt? Die Hedge-Fonds spielen einige Optionen durch, von massiven Einbrüchen am Aktien- oder Ölmarkt, einer Rally beim Goldpreis bis hin zu alten Portfoliostrategien aus D-Mark- und Drachmen-Zeiten. Doch die Folgen eines Euro-Zonen-Crashs sind laut » Financial Times Deutschland nicht kalkulierbar, was es schwierig mache, die richtige Strategie zu finden.
Banken büßen Milliarden ein
Die Finanzkrise hat ihre Spuren im Ranking der wertvollsten Banken hinterlassen: Die vom US-Beratungsunternehmen Brandfinance mit dem Fachblatt The Banker erhobene Liste der Institute mit dem höchsten Markenwert zeigt, dass die 500 erfassten Bank-Marken gegenüber dem Vorjahr in Summe rund 95 Milliarden Dollar eingebüßt haben. An der Spitze stehen HSBC (27,5 Milliarden Dollar), Wells Fargo und die Bank of America. Die Deutsche Bank rangiert (konstant zum Vorjahr) auf Platz 14, für die DZ Bank (52), Commerzbank (66), Postbank (90) und Dekabank (110) ging es im Ranking teils steil nach unten.
» Brand Directory (Liste) » Finenews
Klage auf Ansage
Das US-Justizministerium verklagt die Schweizer Traditionsbank Wegelin. Es geht um mögliche Steuerhinterziehung nicht nur von amerikanischen Kunden. Aus Angst vor einer solchen Klage im US-Steuerstreit zogen die Wegelin-Partner bereits vor Wochen die Notbremse - und haben entschieden, die Bank aufzuspalten.
» Handelsblatt » Financial Times » Wall Street Journal
Notenbanker lassen Muskeln spielen
Wie will Ben Bernanke die US-Wirtschaft schützen?, fragen die Medien, nachdem der US-Notenbankchef gestern bei einer Parlamentsanhörung erklärte, er werde mit allen Mitteln eine Belastung der US-Wirtschaft durch die europäische Schuldenkrise zu verhindern versuchen » (HZ » WSJ). Auch die Schweizerische Nationalbank zeigt sich kämpferisch: Interimschef Thomas Jordan erklärte, man werde mit aller Macht - unbegrenzten Devisenkäufen - gegen die Aufwertung des Frankens vorgehen » (HB » FT).
Shortcuts aus der Finanzbranche
Die BBVA verdiente 2011 mit drei Milliarden Euro über ein Drittel weniger als im Jahr davor. » HB Die Landesbank Hessen-Thüringen will sich im Geschäft mit gewerblichen Immobilienfinanzierungen stärker auf Deutschland konzentrieren. » BZ Ein verlorener Rechtsstreit hat beim Kreditkartenanbieter Mastercard den Gewinn abgeschmolzen. » HZ Der russische Premierminister Wladimir Putin hat den Rückkauf von Aktien bei der staatlich kontrollierten Bank VTB angeordnet, zum doppelten Preis des aktuellen Kurses. » FT Das Grundsatzurteil des Bundesgerichtshofs zu versprochenen Auszahlungen der Lebensversicherer ist ausgefallen: Der britische Anbieter Clerical Medical will die Klägerin entschädigen und so eine Entscheidung verhindern. » FTD
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FEEDBACK - meistgeklickter Link der vorherigen Ausgabe
Passt Jain wirklich zur Deutschen Bank?
Erwin Pelzig nimmt im ZDF den neuen Deutsche-Bank-Chef Anshu Jain aufs Korn. Er spreche zwar kein Deutsch, sei aber immerhin religiös, favorisiere Gewaltlosigkeit, trinke keinen Alkohol, esse keine Tiere und begehe keinen Ehebruch ("sonst wäre er ja Außendienstler bei der Hamburg-Mannheimer"). Was aber komisch an der Konstellation Jain/Deutsche Bank sei: Seine Religion verbiete ihm, immer an Geld zu denken - und sogar Geld zu stehlen...
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HEUTE IM HANDELSBLATT
Titel: Abgang ohne Glanz
Politik: Zielscheibe Deutschland
Unternehmen: Profitmaschine Facebook
Finanzen: "Es kann nicht nur um Rendite gehen"
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MENSCHEN UND MEINUNGEN
Erste Signale der Oberaufseherin
Elke König, neue Präsidentin der Finanzaufsicht Bafin, hat ihren Kurs abgesteckt. Die Bafin werde unter ihrer Ägide ihre Schlagkraft bewahren und sich international für eine Regulierung mit Augenmaß einsetzen. Weit oben auf der Agenda: eine stärkere Kontrolle riskanter Hedge-Fonds-Geschäfte. Laut König werden die deutschen Banken die Kapitalvorgabe der EU-Behörde EBA ohne öffentliche Hilfen meistern.
» Handelsblatt » Börsen-Zeitung
Wir sind die Opfer
Heinrich Haasis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, sieht in den Sparkassen die Verlierer der Finanzmarktregulierung: Er könne es nicht nachvollziehen, warum ausgerechnet das risikoarme Mittelstandsgeschäft mit höheren Eigenkapitalanforderungen belegt werden solle, aber Hedge-Fonds nach wie vor unreguliert seien. Die Finanzmarkregulierung könne sich nicht darin erschöpfen, das reale Bankgeschäft immer stärker zu belasten, so Haasis im » Handelsblatt.
Zahlendreherei wird geahndet
Kareem Serageldin, bis Anfang 2008 Leiter des weltweiten Handels mit strukturierten Krediten bei der Credit Suisse, ist von der New Yorker Staatsanwaltschaft angeklagt worden. Zuvor hatten sich zwei Mitarbeiter der Bank geständig gezeigt, CDO-Kreditpapiere falsch bewertet zu haben, um den eigenen Bonus zu erhöhen. Serageldin soll 2007 ein Salär von 7,27 Millionen Dollar erzielt haben.
» Bloomberg » Finenews
Finanzinvestor verteidigt sich
Tony James, President bei Blackstone, hat sich den Kritikern des Private-Equity-Geschäfts entgegengestellt, nachdem die US-Investmentgesellschaft schwache Zahlen fürs vierte Quartal 2011 vorgelegt hatte. Es gebe "gemeine, politisch motivierte Attacken" auf die Branche, die "falsch und unfair" seien. Es gebe in der Branche ein paar schwarze Schafe, aber grundsätzlich trage Private Equity dazu bei, dass die überalternde US-Industrie am Leben erhalten werde, zitiert die » Financial Times. Insgesamt 32,9 Milliarden Euro warteten bei Blackstone darauf, in Firmen investiert zu werden, berichtet das » Handelsblatt.
Umbau in der Chefetage
Frank Reichelt ist beim weltweit zweitgrößten Rückversicherer Swiss Re der neue Chef für die Region Deutschland und Nordeuropa. Reichelt folgt Thomas Witting, der laut » FTD "bis auf Weiteres" Landeschef für Deutschland bleibe. Zum 1. Februar gab es auch an der Spitze des Rückversicherers ein Revirement: Der Luxemburger Michel Liès ersetzte den Deutschen Stefan Lippe.
Risiken-Experte auf dem heißen Stuhl
Michael Roseman, Ex-Global-Risk-Officer beim gekenterten Finanzunternehmen MF Global, hat sich vor dem US-Kongress verteidigt: Er habe bis zu seinem Rauswurf im Januar 2011 wiederholt das Board vor den Risiken des Engagements bei europäischen Staatsanleihen gewarnt. Soll offenbar heißen: Die Führungsetage ist sehenden Auges in die Pleite gesteuert.
» New York Times » Financial Times
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ZUGABE - worüber die Finanzwelt schmunzelt
Faulige Blumen für den Ex
Der Sender » CNBC stellt die Geschäftsidee "Dirty Rotten Flowers" vor, zu Deutsch "schmutzige, verfaulte Blumen". Bei der gleichnamigen Webseite handele es sich um einen Blumenladen, der genau das Gegenteil eines gewöhnlichen Floristen mache. Die Blumen sollen weder schön sein, noch sollen sie eine Freude machen. Vielmehr seien die verwelkten oder kaputten Sträuße ein anderer Weg, ein Dankeschön in Anführungszeichen zu senden, wenn es "nichts gibt, wofür man sich bedanken könnte".