Roberto Abraham Scaruffi

Friday, 3 February 2012


FREITAG, 03. FEBRUAR 2012
Guten Morgen,
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Deutschland steht in den kommenden Monaten ein doppeltes Experiment bevor: Schafft es der gebürtige Inder Anshu Jain, sich als neuer Chef der Deutschen Bank in der für ihn fremden deutschen Kultur durchzusetzen? Und gelingt es den Deutschen, dem neuen Mann - ein in London geprägter Investmentbanker - mit Offenheit und Toleranz zu begegnen? Handelsblatt-Reporter haben Anshu Jain begleitet, mit Weggefährten in London und Frankfurt gesprochen, sein Elternhaus in Indien besucht. Das Ergebnis des deutschen Experiments kennen wir nicht. Das Ergebnis unserer Recherche lesen Sie in unserer heutigen Titelgeschichte "Wer ist Anshu Jain?".

Gestern stellte Josef Ackermann zum letzten Mal die Jahresbilanz der Deutschen Bank vor. Er wollte mit einem Gewinn vor Steuern von zehn Milliarden Euro glänzen. Doch daraus wurde nichts. Mit einem Vorsteuergewinn von 6,6 Milliarden Euro im Kerngeschäft, der nach "Verlusten in Sonderbereichen" auf 5,4 Milliarden Euro zusammenschmolz, stand er etwas gequält auf der Bühne. Es war ein Abgang ohne Glanz. In der Rückschau allerdings wird Ackermann in milderem Licht dastehen. Er hat die Bank sicher durch die größte Weltwirtschaftskrise seit der Great Depression gesteuert.

Angela Merkel erlebte gestern in China eine selbstbewusste Weltmacht, die das Risiko scheut. Und Europa gilt dort seit Ausbruch der Griechenland-Krise als Zone erhöhter Risiken. Regierungschef Wen Jiabao gegenüber der deutschen Kanzlerin: "Bevor wir Europa helfen, müssen die EU-Schuldenländer erst schmerzhafte Entscheidungen treffen." Das dürfte niemand besser verstehen als Merkel. So redet sie normalerweise auch.

Pay TV scheint auch nur ein anderes Wort für Verlust zu sein. Jedenfalls braucht der Pay-TV-Sender Sky schon wieder eine Finanzspritze. Mit zusätzlichen 300 Millionen Euro wappnet Rupert Murdoch seinen defizitären Bezahlsender für das Poker um die Bundesligarechte. Vielleicht sollte Murdoch sich schnell eine Leo-Kirch-Biografie besorgen: Schon den hat das Pay TV ruiniert.

Ein ehemaliger Star des Neuen Marktes macht von sich Reden. Wenige Tage vor der außerordentlichen Hauptversammlung der Balda AG beschuldigen Aktionäre den Aufsichtsrat, einen Schaden von 350 Millionen Euro angerichtet zu haben. Das passiert nicht alle Tage. Unser Reporter Sönke Iwersen ist den Vorwürfen nachgegangen - und kam mit einer Geschichte über vertuschte Fehler und offensichtliche Lügen zurück. Prädikat: bizarr.

Spitzenpolitiker und Militärs aus rund 60 Ländern treffen sich von heute an zur 48. Münchner Sicherheitskonferenz. Am ersten Tag der Beratungen steht die Rolle Deutschlands in Europa und der Welt im Mittelpunkt, danach geht es um die wirklichen Krisenherde: Rohstoffkonflikte in Afrika, Atomwaffen-Poker mit Iran, die Unruhen in der arabischen Welt. Gastgeber Wolfgang Ischinger hat wieder eine hochkarätige Gästeschar versammelt: US-Außenministerin Hillary Clinton kommt, US-Verteidigungsminister Leon Panetta auch, Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen sowieso.

Ischinger weiß, was er mit diesem Zusammentreffen erreichen will: Europa soll mehr Verantwortung übernehmen, schreibt er in einem Gastbeitrag für das heutige Handelsblatt: "Die Erinnerung an Rosinenbomber und Care-Pakete reicht nicht mehr aus, um die transatlantische Gemeinschaft zusammen zu halten." Wahrscheinlich wäre es am besten, Ischinger würde Amtsinhaber Guido Westerwelle heute eine Einzel-Nachhilfestunde erteilen. Der hatte Deutschland zuletzt beim verweigerten Libyeneinsatz weltweit isoliert. Das war das Gegenteil von Verantwortung übernehmen.

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in das Wochenende. Es grüßt Sie herzlichst Ihr

Gabor Steingart
Chefredakteur
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Abgang ohne Glanz
Josef Ackermann wollte mit seiner letzten Jahresbilanz als Chef der Deutschen Bank glänzen. Doch daraus wurde nichts. Mit einem Vorsteuergewinn von 6,6 Milliarden Euro im Kerngeschäft verfehlte er seine Zielmarke von zehn Milliarden Euro deutlicher als erwartet.

China lässt die Kanzlerin in Peking abblitzen
Regierungschef Wen Jiabao: "Bevor wir Europa helfen, müssen die EU-Schuldenländer erst schmerzhafte Entscheidungen treffen."

Rohstoffbranche vor Großfusion
Der schweizerische Rohstoffhändler Glencore und der Schweizer Bergbaukonzern Xstrata wollen sich zusammentun. Gemeinsam kämen sie unter die Top 3 der Rohstoffproduzenten.

Zielscheibe Deutschland
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich warnt im Interview vor Cyberangriffen auf Ministerien und Unternehmen.

Profitmaschine Facebook
Die Internetbranche steht vor ihrem größten Börsengang. Doch Experten streiten über das Potenzial des Web-Riesen.

Sony steht vor dem vierten Verlustjahr
Der einstige Vorzeigekonzern verbucht dramatische Verluste - mit ihm zittert eine ganze Branche.

Shell: Milliarden für mehr Wachstum
Der Konzern will seine Produktion kräftig steigern. Analysten zweifeln, ob sich die Ausgaben wirklich lohnen.

Finanzspritze für Pay-TV-Sender Sky
Mit weiteren 300 Millionen Euro wappnet Rupert Murdoch seinen defizitären Bezahlsender für das Poker um die Bundesligarechte.

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Schäuble will keine deutsche Beteiligung am Schuldenschnitt
In den Verhandlungen über einen Schuldenschnitt für Griechenland gibt es noch keine Einigung. Euroländer oder EZB sollen auf 15 Milliarden Euro verzichten. Doch Finanzminister Schäuble will davon nichts wissen.
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Dax legt Verschnaufpause ein
Der Dax dürfte zur Börseneröffnung erstmal auf der Stelle treten. Investoren erwarten mit Spannung die neuesten Arbeitsmarktdaten aus den USA, die am Nachmittag veröffentlich werden.
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48. Münchner Sicherheitskonferenz beginnt
Spitzenpolitiker und Experten aus rund 60 Ländern treffen sich von heute an zur 48. Münchner Sicherheitskonferenz. Am ersten Tag der Beratungen steht die Rolle Deutschlands in Europa und der Welt im Mittelpunkt. Zu dieser Diskussion wird Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) erwartet, daneben sprechen unter anderem SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier, Weltbank-Präsident Robert Zoellick und der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski. Die Veranstaltung dauert bis Sonntag. Zu den Teilnehmern zählen auch US-Außenministerin Hillary Clinton, US-Verteidigungsminister Leon Panetta, Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen und der scheidende Vorstandschef der Deutschen Bank, Josef Ackermann. Beim Treffen in München wird der Atomkonflikt mit dem Iran ebenso Thema sein wie die Energie- und Rohstoffsicherheit, das Verhältnis zwischen der Nato und Russland, das wachsende Gewicht Asiens sowie militärische Fähigkeiten in Zeiten knapper Staatskassen. Außerdem geht es um den Nahost-Konflikt, den Arabischen Frühling und die Sicherheit des Internets.
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Rentenkasse belastet BT Group
Analysten sagen BT für das abgelaufene Quartal einen Umsatzrückgang von fünf Prozent auf 4,7 Milliarden Pfund voraus und begründen das mit der starken Konkurrenz, mit der der Telekomkonzern zu kämpfen hat. Der Gewinn vor Zinsen, Abschreibungen und Steuern dürfte allerdings angesichts der Sparbemühungen steigen - auf etwa 1,5 Milliarden Pfund. Investoren erwarten zudem, dass das Unternehmen seinen Marktanteil bei schnellen Internetanschlüssen ausgebaut und die Kundenzahl seiner Bezahlfernsehsparte erhöht hat. Was BT dagegen zu schaffen macht, ist das Defizit in der Rentenkasse. Es dürfte sich auf mehr als vier Milliarden Pfund vergrößert haben.

Nordamerika hilft Volvo
Der hinter Daimler zweitgrößte Nutzfahrzeughersteller präsentiert seine Quartalszahlen. Obwohl der einheimische Konkurrent Scania diese Woche die Erwartungen bereits enttäuscht hat, glauben Analysten, dass Volvo ein gutes Ergebnis präsentieren wird. Denn im Gegensatz zur VW-Tochter Scania ist Volvo auch auf dem nordamerikanischen Markt vertreten. Und der zeigte sich zuletzt von seiner starken Seite. Damit könnte Volvo Nachfragerückgänge in Europa kompensieren. Insgesamt rechnen Experten mit einem gegenüber dem Vorjahresquartal nur um gut drei Prozent gesunkenen Auftragsvolumen.

Inflation in Italien schwächt sich etwas ab
Heute werden in Rom erste Daten zur Entwicklung der Verbraucherpreise in Italien im Januar veröffentlicht. Experten gehen davon aus, dass die Inflationsrate im Jahresvergleich bei 3,1 Prozent liegt. Im Vergleich zum Vormonat erwarten Analysten ein Plus von 0,2 Prozent. Im Dezember waren die Preise zum Vorjahr noch um 3,3 Prozent bzw. zu November um 0,4 Prozent gestiegen.
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Rechtsstreit hat hohen Preis für Mastercard
Der Gewinn im vierten Quartal beim Finanzkonzern Mastercard fiel höher aus als die Analysten erwartet hatten. Plastikgeld bleibt in den USA ein beliebtes Zahlungsmittel. Aber ein Rechtsstreit hat hohe Kosten verursacht.
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US-Behörden klagen Schweizer Bank an
Das US-Justizministerium verklagt die Schweizer Traditionsbank Wegelin. Es geht um mögliche Steuerhinterziehung nicht nur von amerikanischen Kunden. An diesem Steuerstreit zerbricht die Bank.
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Pentagon rückt Aussage zu US-Truppen zurecht
US-Verteidigungsminister Leon Panetta hat kurz vor dem Treffen mit seinen Nato-Kollegen erklärt, US-Truppen würden bereits 2013 den Kampfeinsatz in Afghanistan abschließen. Jetzt ist die Aussage scheinbar anders.
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Real Networks lässt Unifi sterben
Der Krieg der Web-Speicherdienste fordert sein erstes Opfer. Real Networks stellt seinen Service Unifi nach nicht einmal einem Jahr wieder ein. Die Konsolidierung im Markt beginnt und betroffen ist auch Deutschland.
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US-Börsen warten auf Arbeitsmarktdaten
Die Wall Street hat am Donnerstag uneinheitlich geschlossen. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sind leicht zurückgegangen, was Hoffnung schürt. Quartalszahlen eines großen US-Konzerns haben einen Kursrutsch bewirkt.
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US-Industrie wächst langsamer
Experten erwarten, dass die US-Industrie im Dezember im Vergleich zum Vormonat nur 1,5 Prozent mehr Aufträge hereinholen konnte. Im November hatte das Plus noch 1,8 Prozent betragen. Heute Nachmittag werden die Daten zu den Auftragseingängen veröffentlicht.

Keine Entspannung am Arbeitsmarkt
Ökonomen werden ebenfalls die Daten zum US-Arbeitsmarkt für Januar beobachten. Dabei deuten die Schätzungen keine Veränderung an. Die Arbeitslosenquote dürfte mit 8,5 Prozent ebenso hoch sein wie im Dezember vergangenen Jahres. Ein kleiner Lichtblick: Die durchschnittlichen Stundenlöhne sind leicht gestiegen, so die Prognose.
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Youngman gibt Angebot für Saab ab
Der chinesische Konzern Zhejiang Youngman Lotus Automobile will laut Medienbericht den insolventen schwedischen Autohersteller Saab kaufen. Das Unternehmen will bares Geld auf den Tisch legen. Aber es gibt einen Haken.
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Tokioter Börse gibt zum Wochenschluss nach
Händler in Tokio warten mit Spannung auf den neuesten Arbeitsmarktbericht aus den USA. Der neue Chef von Sony erhält Vorschusslorbeeren vom Parkett. Belastet werden die Aktienkurse aber durch ein Unternehmen, das Verluste verbuchen muss.
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FÜR SIE GELESEN - HANDELSBLATT PRESSESCHAU
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Die Wirtschaftspresse hegt Zweifel daran, ob Anshu Jain der richtige Nachfolger an der Spitze der Deutschen Bank ist, begrüßt jedoch das Ende der Ackermann-Ära. Dessen Inszenierung als Alleinherrscher habe sich überlebt.

Der neue Chef der Deutschen Bank, Anshu Jain, könnte sich schon bald als die falsche Besetzung erweisen, schreibt die Süddeutsche Zeitung. Tatsächlich seien die Hürden für den Banker, der in Indien, den USA und London groß geworden sei, sehr hoch. Er übernehme den Posten des Vorstandsvorsitzenden in einer wirtschaftspolitisch extrem schwierigen Zeit. Sein größtes Problem seien jedoch die Altlasten, die das von ihm geleitete Investmentbanking angehäuft habe.

Die neue Doppelspitze aus Jain und Jürgen Fitschen dürfte für eine ausgewogenere Machtverteilung und mehr Teamgeist an der Führungsspitze sorgen, meint die Wirtschaftswoche. Dies sei zu begrüßen, schließlich habe sich die ständige Inszenierung von Josef Ackermann als Steuermann und Alleinherrscher überlebt und sei lediglich dem persönlichen Image Ackermanns dienlich gewesen. Hinter der Fassade "begann Deutschlands wichtigste Bank zu bröckeln".

Der scheidende Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, könne sich entspannt verabschieden, ohne noch einmal Eigenkapital aufnehmen zu müssen, schreibt das Wall Street Journal. Das Kernkapital habe zum Jahresende 9,5 Prozent betragen, mehr als der Mindestwert von neun Prozent, um die Stresstests bestehen zu können. "Die Frage ist doch, ob seine Nachfolger Anshu Jain und Jürgen Fitschen auch so viel Glück haben werden", meint das Blatt. Denn nach den neuen Basel III-Regeln werde das Kernkapital zum Jahresanfang 2013 auf 8,5 Prozent sinken. Dies sei deutlich weniger als bei anderen Banken, die etwa einen Anteil von zehn Prozent anpeilten.
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