Roberto Abraham Scaruffi

Wednesday 1 February 2012


MITTWOCH, 01. FEBRUAR 2012
Guten Morgen,
falls Sie bei IBM Deutschland arbeiten, sollten Sie sich heute an Ihrem Schreibtischstuhl festschnallen. Das US-Unternehmen plant in Deutschland einen Job-Abbau im großen Stil, bei dem von 20.000 Arbeitsplätzen rund 8.000 auf der Strecke bleiben könnten. Das hat unser Technologieexperte Jens Koenen gestern aus der Führungsetage des Unternehmens erfahren. Das sogenannte "Liquid"-Programm macht aus festen Jobs freie Tätigkeiten, was der Flexibilität und der Kostenstruktur der Firma dienlich sein dürfte. Die Betroffenen allerdings zählen zu den Verlierern der Operation: Ihre Arbeit bleibt, aber ihre Festanstellung verflüssigt sich.

Schwarz-Gelb würde den Durchschnittsbürger im Wahljahr gern um sechs Milliarden Euro entlasten. Das Dumme an der Idee ist nur, dass die Länder dafür nicht auf Einnahmen verzichten wollen. Als ein Ausweg aus dem Dilemma denkt man im Kanzleramt an eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes, auch wenn die bei der eigenen Wählerklientel höchst unbeliebt wäre. Eine Ausrede hat man sich auch schon zurecht gelegt: Die SPD in den Ländern sei schuld. Wenn die FDP diesem Plan zustimmt, kann sie sich auch selbst auflösen. Für eine weitere Spitzensteuererhöhungspartei ist kein Platz in Deutschland - wir haben schon so viele davon.

Kanzlerin Angela Merkel besteigt heute ihren Regierungsflieger in Richtung Peking. Zum Auftakt des bis Samstag andauernden Besuchs trifft sie am Donnerstag Ministerpräsident Wen Jiabao. Am Freitag ist ein Gespräch mit Staatspräsident Hu Jintao geplant. Danach fliegt Merkel nach Guangzhou in Südchina, um ein Werk des deutschen Tunnelbohrmaschinen-Herstellers Herrenknecht zu besichtigen. Die Euro-Krise wird Merkels ständiger Begleiter sein. Bei den Chinesen will sie diskret um ein größeres europäisches Investment werben. Sie weiß: Das Geld, das die EZB druckt, hat man in Peking stapelweise im Tresor liegen. Das Wort "Schulden" ist bisher noch nicht ins Chinesische übersetzt worden.

Auf den Chef der Deutschen Börse, Reto Francioni, wartet heute ein Schicksalstag. Er würde gern die New Yorker Börse Nyse Euronext übernehmen, aber wahrscheinlich darf er nicht. Die Neun-Milliarden-Fusion liegt heute den 27 EU-Kommissaren zur Abstimmung vor. Dort fürchtet man eine marktbeherrschende Stellung. Dass es ein europäisches Unternehmen wäre, das dann den Markt beherrschte, interessiert in Brüssel nur wenige. Der gemeinsame Binnenmarkt hat bisher vieles hervorgebracht, einen europäischen Patriotismus aber noch nicht.

Die Aufsichtsräte der Deutschen Bank kommen jetzt gleich turnusgemäß zu ihrer Aufsichtsratssitzung in Frankfurt zusammen. Sie wüssten gern, wie das künftige Gespann Jürgen Fitschen und Anshu Jain sich die Arbeit aufteilen will. Viel schlauer werden sie am Ende des Tages auch nicht sein: Die beiden wissen es selbst noch nicht.

Die Zahl der Arbeitslosen stieg im Januar wieder über die Marke von drei Millionen Menschen. Schuld ist diesmal nicht die Konjunktur, sondern nur der Frost. Wenn Klimaerwärmungs-Prophet Al Gore wüsste, wie kalt es in Deutschland derzeit ist, würde er seinen Nobelpreis wahrscheinlich zurückgeben.

Ich wünsche Ihnen einen beschwingten Start in den neuen Tag. Es grüßt Sie auf das Herzlichste Ihr

Gabor Steingart
Chefredakteur
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IBM Deutschland plant Job-Abbau im großen Stil
Im Rahmen seines "Liquid"-Programms will der US-Konzern in den nächsten Jahren Tausende Arbeitsplätze in Deutschland abbauen und Dienstleistungen verstärkt von freien Mitarbeitern anbieten lassen. Kosten sollen gesenkt und Gewinne erhöht werden.

EADS verliert mit seinem Eurofighter in Indien
Ein Milliardenauftrag für 126 Kampfjets geht an den französischen Konkurrenten Dassault.

Goldman Sachs droht Bußgeld aus Brüssel
Der Investmentbank droht eine Strafe in niedriger Millionenhöhe. Die EU-Kommission prüft, inwieweit der Finanzkonzern für einen Kartellrechtsverstoß geradestehen muss, den ein Unternehmen begangen haben soll, an dem GS Capital Partners beteiligt war.

Netzwerkausrüster setzt den Rotstift an
In Deutschland streicht der Telekomausrüster Nokia Siemens Networks jede dritte Stelle.

Länder gegen Steuersenkung
Schwarz-Gelb will die Bürger um sechs Milliarden Euro entlasten. Die Länder wollen dafür nicht zahlen. Auch Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) lehnt das ab.

Nur der Frost bedroht das Jobwunder
Die Zahl der Arbeitslosen ist im Januar wieder über die Marke von drei Millionen gestiegen - aber dies dürfte nur von kurzer Dauer sein. Denn der Aufwärtstrend am Arbeitsmarkt ist ungebrochen.

Hiesingers Gesellenstück
Thyssen-Krupp verkauft die Edelstahlsparte an den finnischen Konkurrenten Outokumpu. Die Finanznot erlaubte keine Alternative.

RTL sticht Pro Sieben Sat 1 aus
Die Kölner Sendergruppe überbietet ihren Konkurrenten und sichert sich ein lukratives Paket aus Kinohits und Serien der Disney-Studios.

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Sieger einer Schlammschlacht
Nach einem harten Kampf hat Mitt Romney die Vorwahl der US-Republikaner in Florida klar gewonnen - und seinen Rivalen Newt Gingrich gedemütigt. Während der Sieger am Abend Harmonie forderte, trat der Verlierer nach.
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Netzgemeinde, ihr werdet den Kampf verlieren!
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Experten erwarten heftigen Dax-Einbruch
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Karrieresprung in die Marketing-Oberklasse
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Dax dürfte positiv in den Februar starten
Die deutschen Standardwerte haben den stärksten Jahresstart seit Einführung des Dax hingelegt. Um fast zehn Prozent ging es im Januar aufwärts. Heute geht die Party weiter. Experten erwarten einen positiven Handelsstart.
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Infineon verdient weniger
Der Halbleiterkonzern Infineon hat im abgelaufenen Quartal deutlich weniger verdient als im Vorjahr. Der Gewinn lag bei 96 Millionen Euro - rund ein Viertel weniger als im Vorquartal. Der Umsatz ging um knapp ein Zehntel auf 946 Millionen Euro zurück. Vorstandschef Peter Bauer hatte im Vorfeld bereits angekündigt, dass die Renditen unter Druck geraten seien.

Jenoptik steigert operativen Gewinn
Der Technologiekonzern hat nach Einschätzung von Analysten seinen Betriebsgewinn im vergangenen Jahr um mehr als 50 Prozent gesteigert. Im Schnitt rechnen Experten mit einem Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 45,6 Millionen Euro. Ohne die Sondereffekte aus dem Verkauf der Raumfahrttochter Optronik hatte das Ergebnis 2010 rund 29 Millionen Euro betragen. Jenoptik legt heute vorläufige Zahlen für 2011 vor.

Merkel reist nach China
Bundeskanzlerin Angela Merkel reist mit einer hochrangigen Delegation von Politikern und Wirtschaftschefs nach China. Zu den wichtigsten Themen sollen die Finanzkrise in Europa, das Öl-Embargo der Europäischen Union gegen den Iran und die Gewalt in Syrien gehören. Auch die Menschenrechtslage in China will Merkel ansprechen. Zum Auftakt ihres Besuchs trifft sie am Donnerstag in Peking Ministerpräsident Wen Jiabao. Am Freitag fliegt Merkel nach Guangzhou (Kanton) in Südchina, wo sie ein Werk des deutschen Tunnelbohrmaschinen-Herstellers Herrenknecht besichtigt. Es ist der fünfte Besuch der Kanzlerin in China in sieben Jahren.
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Scania im Rückwärtsgang
Der schwedische LKW-Hersteller Scania legt seine Zahlen für das vierte Quartal vor. Die Volkswagen-Tochter leidet wie die Konkurrenten Volvo, Daimler und MAN unter der Finanz- und Schuldenkrise: Viele Aufträge wurden wegen der unsicheren Lage storniert. Deshalb hat Scania bereits Ende vergangenen Jahres eine Produktionsdrosselung beschlossen. Analysten rechnen mit einem Auftragsrückgang und einem gegenüber dem Vorjahresquartal niedrigeren Betriebsergebnis von umgerechnet 360 Millionen Euro.

EU-Kommission entscheidet über Börsenfusion
Die Hoffnung schwindet bekanntlich zuletzt. Und so dürften dem Chef der Deutschen Börse, Reto Francioni, und dem Boss der Börse Nyse Euronext, Duncan Niederauer, heute die Finger schmerzen vom Daumendrücken. Dass es noch etwas nutzt, glaubt indes fast niemand mehr. Zu eindeutig waren in den vergangenen Wochen die Signale aus Brüssel, die geplante rund neun Milliarden Euro schwere Fusion unter den gegebenen Umständen nicht zu erlauben. Heute stimmt das Kollegium der 27 Kommissare über die Bedenken von Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia hinsichtlich der Elefantenhochzeit ab.

Verbraucherpreisindex im Januar stabil
Heute werden erste Schätzungen für die Entwicklung der Verbraucherpreise in der Euro-Zone im Januar veröffentlicht. Experten gehen mehrheitlich davon aus, dass die Inflationsrate bei 2,7 Prozent verharrte.

Roche steigert Gewinn
Roche, die als einziger großer Pharmakonzern in Franken bilanzieren, haben im Jahr 2011 einen Gewinn von 9,54 Milliarden Franken (7,9 Milliarden Euro) erzielt. Das entspricht einem Plus von sieben Prozent. Allerdings fiel der Umsatz um zehn Prozent auf 42,53 Milliarden Franken.
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Facebook IPO viel kleiner als erwartet?
Überraschende Wendung: Facebook wird offenbar heute den Prospekt für seinen Börsengang einreichen. Das Unternehmen soll rund fünf Milliarden Dollar von den Anlegern einfordern - erwartet wurde doppelt so viel.
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Teures Experiment schmälert Amazons Gewinne immens
Die Strategie ist klar: Kundenwachstum steht bei Amazon ganz oben auf dem Plan. Die Erträge müssen dahinter zurückstehen. Aber wie lange? Mit einem heftigen Rückgang der Gewinne schockt der Onlinehändler seine Anleger.
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Geheimdienstbericht warnt vor Terror aus Iran
Al-Kaida bedroht die USA immer noch, auch wenn das Terrornetz nach Bin Ladens Tod geschwächt scheint. Im jährlichen Bericht der US-Geheimdienste kristallisiert sich aber eine Gefahrenquelle für die USA heraus: der Iran.
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US-Schuldenberg wächst weiter
Die Staatsschulden der USA werden um mehr als eine Billion Dollar zunehmen. Mit dem Wegfall von geplanten Steuererleichterungen kann die Neuverschuldung gedrückt werden - doch die sind noch keine beschlossene Sache.
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Miese Konjunkturdaten belasten die Wall Street
Die Gewinne zu Handelsbeginn hatten an den US-Börsen nur kurz Bestand. Im Handelsverlauf sackte der Leitindex Dow Jones um bis zu 0,5 Prozent unter den Vortageswert. Grund: schwache Daten zum Verbrauchervertrauen.
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Kräftiges Umsatzplus für Electronic Arts
Der Hersteller von Computerspielen, der heute über sein drittes Geschäftsquartal berichtet, hat nach Einschätzung von Experten seine Erlöse auf 1,62 Milliarden Dollar um mehr als 50 Prozent gesteigert. Unter dem Strich rechnen Analysten mit einem Gewinn von 312 Millionen Dollar nach einem etwa ebenso hohen Verlust im vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres. Der Konzern schreibt immer wieder auch Verluste, weil viele Kunden nicht mehr bereit sind, den vergleichsweise hohen Preis für die aufwendig produzierten Videospiele zu zahlen. Stattdessen spielen sie gratis oder für wenig Geld online - etwa beim sozialen Netzwerk Facebook oder auf ihrem Smartphone.

Northrop Grumman verdient deutlich mehr
Der Rüstungskonzern, der über den Verlauf des vierten Quartals berichtet, hat nach Einschätzung von Analysten mit rund 6,7 Milliarden Euro gut 20 Prozent weniger umgesetzt als vor einem Jahr. Dennoch erwarten sie einen um ein Fünftel höheren Nettogewinn von gut 450 Millionen Dollar.
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Konkurrenten könnten Olympus unterstützen
Nach seinem Bilanzskandal benötigt Olympus dringend frisches Kapital. Panasonic und Samsung könnten einem Zeitungsbericht zufolge zum finanziellen Retter in der Not werden, doch auch andere Konzerne zeigen Interesse.
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Indizes holen nach Verlusten wieder auf
An der Börse in Tokio hat einmal nicht Europa im Blickpunkt gestanden. Bewegungen an anderen asiatischen Märkten sowie Nachrichten einheimischer Unternehmen gaben den Aktien nach einem anfänglichen Verlust ein wenig Auftrieb.
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FÜR SIE GELESEN - HANDELSBLATT PRESSESCHAU
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Die internationale Wirtschaftspresse erwartet, dass Facebook heute die Börsen-Pläne enthüllt. Diese könnten konservativer ausfallen als bisher angenommen. Ob Facebook an der Börse reüssiert, hänge davon ab, ob das "soziale Modell" des Internets trägt und Zuckerberg & Co. am Puls der Zeit bleiben.

Die International Financing Review meldet, dass Facebook, anders als bislang erwartet worden war, nur rund fünf Milliarden Dollar durch den Börsengang einnehmen will. Die Summe könne sich allerdings noch ändern. Der IPO-Prozess solle bis Mai abgeschlossen werden, dann kämen die Papiere in den Handel; erst in rund drei Monaten werde also auch klar sein, zu welchem Kurs die Aktie ausgegeben werden solle.

Der voraussichtlich größte Börsengang eines Social-Networking-Unternehmens sei der klare Beleg für die Annahme von Investoren, dass man viel Geld mit dem Social Web verdienen kann, deutet die New York Times. Aktuell sei der Kampf zweier Onlinewerbe-Modelle zu beobachten: Google verdiene Geld mit der Kombination von Suchmaschine und Anzeigen - das Internet als Instrument der einsamen Erforschung. Facebook wolle das "soziale Modell" des Internets dagegen monetarisieren - die Nutzer müssten Informationen über sich teilen, damit die Firma Geld verdient.

Forbes skizziert die Risiken für Facebook: Einerseits gebe es mit Google+ inzwischen einen aussichtsreichen Wettbewerber. Andererseits sieht der Kommentator die Gefahr, dass die Nutzer irgendwann die Lust an Facebook verlieren und andere Wege der Kommunikation einschlagen. Schließlich gebe es noch das Risiko von Managementfehlern, ähnlich wie beim Netzwerk von Myspace, das eine zeitlang an der Spitze gelegen habe, bevor es fast in Vergessenheit geraten sei.

Der indische Financial Express berichtet, dass nach zahlreichen erfolgreichen Börsengängen von Social-Network-Unternehmen im vergangenen Jahr den Investoren vor lauter Freude auf Facebooks "Mega-Börsengang" das Wasser im Munde zusammenlaufe. Doch nicht nur für die Investoren und das weltweit größte soziale Netzwerk selbst werde der bevorstehende Gang an die Börse positive Auswirkungen haben.
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