Roberto Abraham Scaruffi

Monday, 30 April 2012


Montag, 30. April 2012
Guten Morgen Herr Scaruffi,
die Ruhe des Brückentages ist trügerisch: In der Metallindustrie stehen die Zeichen auf Sturm: Die Warnstreiks haben am Wochenende begonnen und sollen nach dem morgigen Tag der Arbeit massiv ausgeweitet werden. Die IG Metall fordert das Doppelte dessen, was die Arbeitgeber zu zahlen bereit sind. Auch die anderen Branchengewerkschaften, bei der Telekom, der Chemieindustrie- und im Bankensektor, sind entschlossen, diesmal mehr herauszuholen. "Ende der Gemütlichkeit", lautet heute die Überschrift unserer Titelgeschichte.

So gerne Ihre Wirtschaftszeitung der allgemeinen Stimmung des "jetzt oder nie" nachgeben würde - es geht nicht. Unsere Aufgabe sehen wir so, wie sie der Nationalökonom Wilhelm Röpke einst für die gesamte Zunft der Ökonomie beschrieben hat: "Sie hat die glanzlose, aber desto nützlichere Mission, inmitten der Leidenschaften und Interessen des politischen Lebens die Logik der Dinge sprechen zu lassen, die unbequemen Tatsachen und Zusammenhänge ans Licht zu ziehen, Seifenblasen anzustechen und Illusionen zu entlarven." Und so bleibt uns nichts anderes übrig, als den Gewerkschaftsführern die glanzlose und zugleich nützliche Tugend des Maßhaltens zu empfehlen. Und zwar im ureigensten Interesse der Belegschaften: Weniger wird am Ende mehr sein. Auf zwei Sonderseiten analysieren wir heute die Ausgangslage im Tarifkonflikt 2012.

Angesichts wachsender Sorgen um die spanische Wirtschaft werden nicht nur in Europa immer mehr Stimmen laut, die die Abkehr von der Sparpolitik fordern. Auch US-Notenbanker John Williams plädiert im Gespräch mit dem Handelsblatt für die richtige Balance zwischen Sparen und Wachsen. "Ich bin sehr besorgt über das Risiko einer neuerlichen Verschärfung in der Schuldensituation der europäischen Staaten und im europäischen Finanzsystem", sagte er. "Das Schlimmste ist noch nicht vorbei."

Lutz Goebel, Verbandschef der Familienunternehmer, spricht im Handelsblatt-Interview über die Fehler der Merkel-Regierung. Vor allem die Union habe ihr marktwirtschaftliches Profil verloren, sagt er. Deutschland brauche aber eine marktwirtschaftlich denkende Partei. Goebel wünscht sich daher ein Überleben der FDP. Bleibt nur die Frage, ob die heutige FDP so denkt, wie Goebel denkt, dass sie denken sollte.

Der Familienkonzern Haniel legt in Duisburg die Bilanz vor. Rechtzeitig vorher hatte der Aufsichtsrat für Klarheit an der Unternehmensspitze gesorgt: "Im Laufe des Sommers" werde der bisherige Lufthansa-Manager Stephan Gemkow als neuer Vorstandschef die Geschäfte von Jürgen Kluge übernehmen. Bisher hat noch kein Mitglied des Haniel-Clans erklärt, wie man eigentlich auf Gemkow kam. Die Deutsche Lufthansa, gezeichnet von Verlusten, Sparprogrammen und fehlender strategischer Klarheit, ist jedenfalls nicht das Vorbild, das man dem Haniel-Imperium wünscht.

In einigen Geschäften von Aldi Süd sollen Filialleiter Kundinnen beim Einkauf heimlich in den Ausschnitt oder unter den Rock gefilmt haben, berichtet heute der "Spiegel". Die Filme seien auf CD gebrannt und untereinander getauscht worden. Aldi Süd teilte dem Handelsblatt mit, die vom "Spiegel" geschilderte Verwendung der Videoanlage sei "eindeutig missbräuchlich und rechtswidrig". Dies werde nicht geduldet. Der Fall muss aufgeklärt werden. Aber auch der Einsatz von Videokameras andernorts verdient eine kritische Überprüfung. Eine alte Bauernregel besagt: Wo eine weiße Maus lebt, lebt auch eine zweite.

Ich wünsche Ihnen einen geruhsamen Start in eine kurze Arbeitswoche. Es grüßt Sie herzlichst Ihr
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Gabor Steingart
Chefredakteur
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Haniel legt Zahlen vor
Heute legt der Familienkonzern Haniel in Duisburg seine Bilanz für das vergangene Geschäftsjahr vor. "Im Laufe des Sommers" steht ein Wechsel an der Konzernspitze an: Der bisherige Lufthansa-Manager Stephan Gemkow wird als neuer Vorstandschef die Geschäfte von Jürgen Kluge übernehmen, teilte das Unternehmen am vergangenen Freitag mit.
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WORTE DES TAGES

"Die Warnstreiks dienen lediglich der IG Metall dazu, die eigenen Reihen zu schließen"
Martin Kannegiesser,
Gesamtmetall-Präsident

"Wer 26 Milliarden Euro ausschüttet, hat genug Geld, um ordentliche Entgelterhöhungen zu finanzieren."
Berthold Huber,
IG-Metall-Gewerkschaftschef zur finanziellen Situation der Branche.